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Dray Prescot 03-Der Schwertkämpfer von Scorpio

Dray Prescot 03-Der Schwertkämpfer von Scorpio

Titel: Dray Prescot 03-Der Schwertkämpfer von Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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Licht des ersten kregischen Mondes rosa schimmerte.
    Der kleine Bach verbreiterte sich hier und umspülte die ausgetretenen Steinstufen eines Piers. Schatten lauerten feindselig zwischen den Säulenstümpfen. Ich erblickte seltsame Skulpturen, schlangengleiche Formen, die sich an der Oberfläche von Steinbrocken entlang wanden, Hinweise auf eine Dämonologie, die älter war als jede zur Zeit in Turismond blühende Zivilisation.
    Die Menschen des Sonnenaufgangs hatten ihre Städte an der Küste des Binnenmeers errichtet. Die Küste ist heute verödet und unbewohnt – mit Ausnahme der Orte, wo die Nähe einer starken Burg oder einer befestigten Stadt Schutz vor Piratenüberfällen bietet. Ich selbst hatte mich als Pirat an der Nordküste umgetan, an der Küste der grünen Gottheit Grodno; ich hatte außerdem schreckliche Geschichten über ähnliche Überfälle an der roten Südküste gehört, die sich dem Dienst an der Gottheit Zair der roten Sonne Zim widmete. Und die Sorzarts machten sich in heidnischer Unparteilichkeit im Norden und im Süden gleichermaßen unangenehm bemerkbar – und auch an der Ostküste von Proconia –, wo ich mich jetzt befinden mußte. Ich berührte den Griff eines meiner Schwerter und setzte meine Wanderung fort.
    »Halt – nenn deinen Namen, oder du bist ein toter Mann!«
    Die Stimme klang hart und unbekümmert. Es war die Stimme Seg Segutorios, der unsichtbar blieb.
    Er schien ein geschickter Krieger zu sein.
    »Dray Prescot«, sagte ich, ohne stehenzubleiben.
    Seg und Lady Pulvia warteten am Steinvorsprung eines flachen, muschelförmigen Beckens, in das sich ein Seitenarm des Flusses ergoß. Das Wasser schimmerte silbrigrosa im Licht der Monde. Über den beiden warf eine beschädigte Statue spitze Schatten auf eine Mauer; es handelte sich um die Darstellung einer Frau, deren Marmorflügel zerbrochen von den schmalen Schultern herabhingen.
    »Alles in Ordnung, Dray?«
    »Jawohl, Seg.«
    »Dem verschleierten Froyvil sei Dank!«
    »Und Sie, Lady Pulvia?«
    Als ich sie ansprach, hob sie den Kopf und musterte mich mit blicklosen Augen. Ich erkannte, daß wir ihr auf unserem weiteren Weg, wohin er uns auch führen mochte, sehr helfen mußten. Sie neigte den Kopf und wiegte das Kind, das an ihrer Brust schlief und seine weichen Lippen mit einem Daumen verschlossen hatte.
    Einen Augenblick lang wollte mir nicht einfallen, wann ich zuletzt geschlafen hatte. Ein gewisses Gefühl der Leichtigkeit verriet mir, daß ich sehr müde war, doch als Offizier eines englischen Schiffes lernt man es schnell, mit seinen Kräften über lange Wachperioden hinweg zu haushalten. Obwohl ich noch eine Zeitlang durchhalten konnte, bedachte ich unsere Lage und machte mir klar, daß wir uns für spätere Notfälle stärken konnten, wenn wir uns jetzt etwas ausruhten.
    Eine Bewegung in den purpurnen Schatten unter den zersplitterten Flügeln der Statue brachte mein Schwert aus der Scheide, doch Seg lachte und sagte: »Ruhig, Dray, du wilder Leem! Das ist Caphlander. Ein Schreiber in den Diensten der Herrin.«
    Der Mann trat ins Mondlicht. Er war groß und ging vornübergebeugt, und sein schütteres Haar schimmerte im rosafarbenen Mondlicht. Er trug eine weiße Robe, die von einer rotgrünkarierten Borte gesäumt war – eine Mischung, die mir nach den monatelangen Auseinandersetzungen zwischen roten und grünen Glaubensgruppen besonders auffiel. Sein Gesicht erinnerte mich an den häßlichen Vogelkopf eines Rapa, wenn er auch mehr Mensch als Rapa zu sein schien. Er war ein Relt, Angehöriger einer sanftmütigen Gattung, die sich in der Sklaverei oft zu Tode härmte, in freien Diensten aber gute Bibliothekare, Schreiber und Rechner abgab. Seine hellen Vogelaugen musterten uns aus einem Gesicht, das er zur Seite wendete, weil eines der Augen vermutlich beschädigt war.
    »Lahal«, sagte er und verharrte in unterwürfiger Stellung.
    »Und?« fragte Seg kurzangebunden.
    Caphlander, der Relt, zuckte zusammen. »Alles niedergebrannt«, sagte er. »Alle sind tot. Was für ein Anblick ...!«
    »Dann können wir also nicht zurück. Wenn Lord von Upalion von seiner Reise zurückkehrt, findet er nur Asche und Leichen vor.«
    Ich hatte einen Moment lang den Eindruck, daß Seg gar nicht so entsetzt war über die Katastrophe, die seinen Herrn heimgesucht hatte – den Mann, dessen Besitz er war. Kein Wunder.
    »Haben wir hier denn ein sicheres Versteck für die Frau, Seg?«
    Er sah sie an und biß sich auf die Unterlippe.
    »In der
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