Drake Schwestern 07 - Sturm der Gefuehle-01.07.12
Stavros' Willen unterworfen war.
»Sheena!« Stavros war aufgesprungen. »Tu das nicht!«
Sid kletterte an der Seitenwand des Hauses hinauf. Er bewegte sich schnell, doch vor ihren Augen verschwamm alles, und sie wusste, dass sie springen musste, solange sie es noch konnte. Er würde sie erreichen, wenn sie den Mut nicht aufbrachte, einen Sprung ins Meer und zwischen die Felsen unter ihr zu riskieren. Wenn sie erst einmal aus dem Kraftfeld entkommen war, würde ihre Macht zunehmen. Also sprang sie in die Leere hinaus und hob ihren unverletzten Arm, um den Wind zu rufen.
Der Wind kam tosend angerauscht, stieß ihren schmalen Körper weiter hinaus und fort von den Felsen, ins willkommene Wasser. Hinter ihr hob Stavros die Arme und sandte einen Gegenbefehl aus. Der Wind, launisch wie immer, drehte sich und ließ sie die restlichen Meter fallen. Sie traf hart auf, und ihr Bewusstsein zersplitterte in eine Million Fragmente, als sich das kühle Wasser über ihrem Kopf schloss und sie in seine beschwichtigenden Arme aufnahm. Einen Moment lang glaubte sie, jemand sei neben ihr gelandet, und ein Arm streifte sie, doch dann versank sie, ohne sich dagegen zu wehren. Sie ließ sich vom Meer nach Hause bringen, weit fort von der Furcht und einem Leben, von dem sie nicht glauben konnte, dass es jemals ihres sein würde.
Jackson. Sie flüsterte innerlich seinen Namen, als sie davontrieb.
2.
Jackson Deveau trat durch die Tür auf die Veranda vor dem Haus und starrte die brodelnden Wolken an, die sich über der aufgebrachten See zusammenbrauten. Der Sturm zog schneller heran als vorhergesagt, wie so oft an der Küste im Norden Kaliforniens. Nebelfetzen, die der zunehmende Wind vor sich her stieß, hatten die Küste bereits erreicht und hüllten sie in nassen grauen Dunst.
Sie war irgendwo dort draußen. Allein. Am Leben. Er wusste, dass sie am Leben war. Sie musste am Leben sein. Elle Drake, die jüngste der Drake-Schwestern, war mittlerweile schon seit einem Monat verschollen. Etwas Furchtbares war ihr zugestoßen, denn sonst hätte sie sich gemeldet. Ihr Agentenjob hatte sie in das schmutzigste Milieu überhaupt geführt - den Menschenhandel -, und irgendwie hatten ihre Betreuer sie verloren. Ihrer Familie war mitgeteilt worden, dass sie für tot gehalten wurde, aber das glaubte er ebenso wenig wie ihre Schwestern. Er hätte es gewusst, wenn sie tot wäre. Ihre Schwestern hätten es gewusst. Die Drakes waren durch übernatürliche Bande miteinander verknüpft, und obwohl Elles Schwestern aufgrund ihres Verschwindens am Boden zerstört waren, waren sie sich einig, dass sie noch am Leben war. Alles andere würde er nicht glauben - er durfte es nicht glauben.
Also musste er sie finden. Heute noch. Falls ihre Deckung aufgeflogen war - und das war sehr wahrscheinlich -, würden diejenigen, die sie gefangen hielten, sie so weit wie möglich von den Vereinigten Staaten fernhalten, wenn sie sie nicht gleich umbrachten. Ihre Familie hatte zahllose Male versucht, mit ihr in Kontakt zu treten. Er selbst hatte es auch versucht, aber ihnen allen war es misslungen, auch nur den geringsten Anhaltspunkt dafür zu finden, wo sie sich aufhielt. Fast ein Monat war vergangen, seit er ihre leise Stimme gehört hatte. Und jedes Mal, wenn er seinem inneren Ohr ihren Ruf erneut vorspielte, war er sicher, dass sie furchtsam gewirkt hatte. Und dabei gab es so gut wie nichts, wovor Elle sich fürchtete.
Das Unwetter würde sie mit dem dringend benötigten Energieschub versorgen, und der Plan war denkbar einfach. Sie alle würden sich in Elles geschütztem Haus versammeln, dem Heim ihrer Ahninnen, und sie würden die geballte Energie des Unwetters bündeln, sie ins Universum hinaussenden und Elle finden. Und genau das würde passieren, eine Alternative war undenkbar.
Er stieß einen Pfiff aus und Bomber, sein Hund, kam um die Hausecke gesprungen und lief mit ihm zu seinem Pickup. Der große Deutsche Schäferhund sprang hinein und machte es sich auf dem Sitz neben ihm bequem. »Heute, Kleines«, flüsterte er in den Wind und ließ ihn seine Worte davontragen.
Die Fahrt durch Sea Haven war ihm inzwischen vertraut. Er war in den kleinen Küstenort gezogen, nachdem er erst beim Militär als Ranger gedient und dann, gemeinsam mit seinem Freund Jonas Harrington, beim Rauschgiftdezernat gearbeitet hatte.
Mehr als einmal hatte sich die Situation teuflisch zugespitzt, sowohl beim Militär, als er in Gefangenschaft geraten war, als auch später bei
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