Drake Schwestern 07 - Sturm der Gefuehle-01.07.12
beenden und sie dann für alle Zeiten an sich binden sollen. Wenn er das getan hätte, wäre es gar nicht erst so weit gekommen.
Er fuhr die Straße zum Haus hinauf und bemerkte, wie üppig und grün und wie wunderschön hier immer alles war. Das Haus ragte vor ihm auf, ein altes Haus, das ohne einen Sprung in der Farbe im Wind und in der salzigen Gischt stand und so aussah, als sei es gerade erst gebaut worden. Er fuhr um das Haus herum zu den Parkplätzen hoch oben über dem Meer. Einen langen Moment stand er da und starrte in das brodelnde dunkle Wasser hinab. Manchmal glitzerte das Meer ganz sanft, aber heute Abend schien es zornig und aufgewühlt zu sein und gut zu seiner Stimmung zu passen.
Wellen krachten gegen die Felsen, weißer Schaum sprühte hoch in die Luft auf, mit einem Donnergetöse, das in seinem Kopf widerhallte. »Elle, Kleines, wo bist du?«, flüsterte er in den Wind. Er brauchte dringend eine Antwort.
»Jackson.« Jonas Harrington blieb hinter seinem Freund stehen. Er kannte ihn gut genug, um ihn als Vorwarnung bei seinem Namen zu nennen und sich nicht lautlos von hinten anzuschleichen.
Jackson drehte sich halb zu ihm um, und ihm war anzusehen, dass er von Anfang an gewusst hatte, dass Jonas da war. »Ich hätte sie zurückhalten müssen«, sagte Jackson. »Ich wusste, dass sie sich auf etwas Gefährliches eingelassen hatte, und ich hätte sie davon abhalten müssen.«
Jonas schüttelte den Kopf. »Die Drakes sind nicht so leicht aufzuhalten.« Doch schon während er das sagte, wusste er, dass Jackson ihm niemals zustimmen würde. Er war wie ein Krieger aus früheren Zeiten. Elle war die Frau für ihn, und er sah es als seine Pflicht, sein Privileg und sein Recht an, auf sie aufzupassen. Er interessierte sich nicht im Geringsten für Frauenrechte, Sitten oder gesellschaftliche Gepflogenheiten. Jackson hatte seinen eigenen Ehrenkodex. Elle war die Frau für ihn, und es war seine Sache, dafür zu sorgen, dass ihr nichts zustieß. Diese Pflicht hatte er vernachlässigt, und kein Argument war ihm gut genug oder würde es jemals sein.
»Sie ist am Leben, Jonas, das weißt du selbst, und ihre Tarnung muss aufgeflogen sein, was heißt, dass ihr Leben in Gefahr ist. Wo auch immer sie ist, sie tun ihr weh und sie müssen sie töten, nachdem sie alles, was sie weiß, aus ihr herausgeholt haben.«
Jonas musterte seinen Freund. Jackson war ein Cajun, mit breiten Schultern, sehnigen Armen, einer breiten, muskulösen Brust und klugen, abweisenden Augen - schwarzer Obsidian, der erbost funkelte oder absolut ausdruckslos und kalt blieb und keinerlei Gefühlsregung erkennen ließ. Sein dichtes, ungebärdiges, welliges Haar war mitternachtsschwarz. Narben verliefen über sein Gesicht und seinen Hals und verschwanden in seinem Hemd. Seine Züge waren von brutaler Gewalttätigkeit, aber auch von einer Stille gezeichnet, die über seine blitzschnellen Reflexe hinwegtäuschte.
Jackson sprach selten über seine Familie. Jonas hatte gelegentlichen Erwähnungen entnommen, dass sie im Bayou lebten, auf einer kleinen Insel, und mit dem Boot zum Festland fuhren, wenn sie Vorräte brauchten. Sein Dad war ein Kämpfer gewesen, Veteran mehr als nur eines Krieges, und Motorradfahrer, der seine Familie oft verlassen hatte, weil er nicht sesshaft werden konnte. Aber er war ebenso oft zurückgekehrt, denn ohne sie hielt er es auch nicht aus. Jackson hatte vereinzelte Bemerkungen fallen lassen, aus denen Jonas schloss, dass sein Vater schon sehr früh damit begonnen hatte, ihm Überlebens- und Kampftechniken und den Umgang mit Waffen beizubringen.
Er schien seinen Vater zu lieben und zugleich zu verabscheuen. Offenbar hatte er das Gefühl, die Motorradfahrer, mit denen sein Vater durch die Gegend gezogen war, waren dessen eigentliche Familie. Jackson und seine Mutter hingegen waren ihm nicht so wichtig gewesen. Obwohl er kaum Einzelheiten kannte, wusste Jonas, dass Jackson derjenige gewesen war, der für seine Mutter gesorgt hatte. Als sie an Krebs erkrankt war, war sein Vater wieder einmal verschwunden, denn er hatte sich der langwierigen Krankheit nicht gewachsen gesehen. Jackson war fünfzehn gewesen, als seine Mutter gestorben und er im Bayou verwildert war. Bis zur Rückkehr seines Vaters hatte er sich allein durchgeschlagen und war dann gezwungen gewesen, ihn zu begleiten. Er hatte in ihren Camps gelebt und war mit ihnen durch die Gegend gereist. Kurz vor Jacksons neunzehntem Geburtstag war sein Vater bei einer
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