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Draculetta: Eine Bestürzung in Transsylvanien (German Edition)

Draculetta: Eine Bestürzung in Transsylvanien (German Edition)

Titel: Draculetta: Eine Bestürzung in Transsylvanien (German Edition)
Autoren: Stephanie Reimertz
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hat. Schnöder Dank aber tut nicht wohl. Dir, mein lieber Richard, wird hingegen durch die Weisheit des Drachenordens die Gelegenheit zuteil, deine Schuld bei den Adelsgeschlechtern zurückzuzahlen und bei dem Mitglied einer großen Familie durch einen Eingriff Leid zu beseitigen und Freude zu bereiten.«
    »Ein Eingriff? Wo ist der Pferdefuß? Woran leidet die Fürstin Schwarzenberg, geb. Lobkowitz?«
    »Pferdefuß ist ein Begriff, mein Lieber, den du im Zusammenhang mit einer so schönen Frau nicht verwendet solltest. Und selbst wenn sie eine Kentaurin wäre und vier Pferdefüße hätte; die meisten Ärzte Europas würden dafür töten, sie behandeln zu dürfen. Eleonore ist schön und unglücklich. Eine unwiderstehliche Kombination.«
    »Da du dich an mich wendest, nehme ich an, daß es sich um ein Frauenleiden handelt.«
    »Es ist nur ein kleines Leiden im Bereich des Fraulichen, Allzufraulichen. Aber es schafft umso größeres Leiden im Menschentum der Fürstin. Das befallene Organ selbst leidet keine Schmerzen. Umso größere Schmerzen leitet ihre Seele.«
    »Warum habe ich von anderen Mitgliedern der Familie Lobkowitz gehört, wie zum Beispiel vom Fürsten Nikolaus, dem Philosophen, der sogar Präsident der Universitäten Eichstätt und München war, nicht aber von jener Eleonore?«
    »Sie scheut die Öffentlichkeit , geht in keine Talkshow, und ihre Familie sorgt dafür, daß sie nicht in die Prominenten-Spalte irgendeiner Boulevardzeitung hineinrutscht. Aus Gründen, die du gleich begreifen wirst, ist man an Publicity nicht interessiert. Im übrigen liegt man, wenn man in Transsylvanien wohnt, auch ein wenig abseits des Interesses von Michael Graeter und der Münchner Abendzeitung.«
    Ich zuckte innerlich zusammen und ho ffte, daß Sardonius es nicht bemerkte. Das Wort Transsylvanien löste bei mir ein unangenehmes Gefühl aus; ich wußte nicht, warum.
    »Der Drachenorden muß also bei dieser ebenso delikaten wie deliziosen Aufgabe, mit der er dich betraut, auf unbedingt er Verschwiegenheit bestehen.«
    »Diese ist in meinem B eruf ohnehin Voraussetzung.«
    » Du fliegst morgen nach Bukarest. Dort wirst du abgeholt und zum Palast der Fürstin in Temeschburg gebracht.«
    » Sardonius, das geht nicht«, protestierte ich. »Morgen hat meine Tochter Geburtstag, und wir geben eine Rallye. Wer sich als Vater einer solchen Veranstaltung entzieht, dem droht der Ausschluß aus der modernen Gesellschaft. Und am Wochenende haben wir Sitzung der Carus-Gesellschaft. Ich könnte also frühestens nächste Woche nach Bukarest fliegen.«
    »Ich glaube , du begreifst die Dringlichkeit des Eingriffes nicht«, meinte Spork. »Obwohl du Frauenarzt bist, scheinst du nicht zu wissen, wie weh ein Frauenleiden der Seele tut, denn dich hat nie eines geplagt.«
    Ich fragte mich, ob Sardonius je von einem solchen geplagt worden sei. Mehr noch war ich mit meinem eigenen Befinden beschäftigt, denn mein Freund drohte mich in meiner eigenen Ordination mit Worten an die Wand zu drücken.
    »Du bist Mitglied des Drachenordens«, erinnerte er mich. » Du hast unterschrieben.« Einem Spork widersprach man nicht. Wie er so dastand, sah ich in ihm nicht mehr den Mimen vom Burgtheater, sondern den Nachfahren des schon von Rilke erwähnten Reitergenerals Spork, der sein Vorfahre gewesen war.
    In der Tat, ich hatte damals in Wien an einem verfrühten Maitag im April ein in rumänischer Sprache abgefaßtes Dokument unterschrieben. Diese Sprache verstand ich nicht, und das Kleingedruckte hatte ich auch nicht gelesen.
    Sardonius Spork drückte mir einen Umschlag in die Hand. Ich riß ihn auf und entnahm ihm Photokopien aus dem Gotha’schen Adelsverzeichnis und ein paar Computerausdrucke, darunter den Wikipedia-Artikel über Fürstin Eleonore und einige andere Papiere sowie die Flugbestätigung; aus dieser ging hervor, daß ich schon am nächsten Tag von Paris First Class nach Bukarest fliegen sollte. Ich war bereits eingecheckt. Aber es fehlte etwas.
    » Sardonius«, entfuhr es mir. »Das ist nur der Hinflug!«
    Spork grinste. »Nach dreißig Jahren Tätigkeit als Arzt solltest du wissen, daß man nie voraussehen kann, wie lange es dauert, ein Leiden zu kurieren. Du selbst hast in einer deiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen gefordert, der Arzt solle nicht Krankheiten behandeln, sondern Patienten.«
    Er kannte also Veröffentlichungen von mir, der schlaue Hund. Er selbst oder wissenschaftlich ausgebildete Mitbrüder im Drachenorden hatten
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