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Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba

Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba

Titel: Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba
Autoren: Stefan Wolf
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ein neues
Leben anfangen — fern der Heimat. Er ging nach Amerika. Verena sollte ihm
folgen. Doch bevor es dazu kam, fand Bert in Kalifornien den Tod. Ein
gewaltsames Ende. Überfall. Er wurde erschossen. Das war letzten Herbst.“
    „Kalifornien kann gefährlich sein“,
meinte Karl.
    „Da gibt’s Klapperschlangen“,
nickte Klößchen.
    Tim sah seine Freundin an.
„Diese Abfolge der Ereignisse zwingt mir eine Idee auf, nämlich die: Nicht
Vonlipp, sondern Bert hatte die Beute. Er oder Verena haben das Geld
rechtzeitig gewaschen — also in Euros eingetauscht. Vielleicht über ein
Schweizer Konto oder durch den Ankauf von Dollars, als die D-Mark noch Geld
war. Jedenfalls hatte er drüben in den USA ein Vermögen in der Tasche. Und das
wurde sein Verhängnis.“
    Zustimmung bei Gaby. Sie nickte
heftig. „Genau das vermutet mein Papi. Aber egal. Das ist nun Schnee von
gestern. Und Verena sieht alt aus, hat keinen Liebsten mehr, keine geldliche
Grundausstattung und muss jobben.“
    „Als Location-Scout“, nickte
Klößchen.
    „Mit dem künstlerischen
Scharfblick eines Kameramannes“, ergänzte Karl.
    „Aber es kommt noch schlimmer
für sie“, sagte Gaby. Tim lächelte. „Vonlipp wird aus dem Knast entlassen.
Richtig?“
    Gaby verdrehte die
Kornblumenaugen. „Wozu erzähle ich überhaupt, wenn du ohnehin schon alles
weißt.“
    „Ich äußere nur Ahnungen,
Pfote. Also?“
    „Vonlipp ist seit drei Tagen
ein freier Mann und hat jetzt eine Adresse hier in der Stadt. Papi schätzt ihn
als sehr aggressiv ein. Und rachsüchtig. Der Kerl wird nach Bert Nachtwähr suchen.
Wenn der noch leben würde, brauchte er Polizeischutz.“
    „Aber ein Toter hat’s da
besser“, meinte Klößchen gefühlvoll.
    Gaby warf ihm einen Blick zu.
Täusche ich mich, dachte Tim, nein, tatsächlich — die Schweißtropfen auf
Klößchens Stirn werden zu Eis.
    Tim sagte: „Gehen wir mal davon
aus, dass Bert die Kohle hatte. Dann fährt Vonlipp jetzt die Kralle aus, will
erstens seinen Anteil und zweitens einen Schmerzensgeld-Zuschlag für den
Verrat. Präge ist: Glaubt er Verena, dass sie pleite ist? Oder vermutet er
einen Sparstrumpf unter ihrer Matratze? Und was denkt dein Vater, Pfote? Was
wir denken wollen, entscheiden wir, wenn wir die Frau interviewen. Dann hilft
uns der persönliche Eindruck. So oder so — wir haben einen echten Scoop ( Sensation )
für unsere Postille. Und vielleicht schon sämtliche Finger in einem brandheißen
Fall.“
    Tim erhob sich aus dem
Schneidersitz, ohne die Arme zu gebrauchen. „Pfote, wie geht’s weiter? Wie
kommen wir ran an Verena?“
    Gaby lächelte ihn an. „Ich habe
einen Termin ausgemacht. Morgen Mittag treffen wir sie.“

2. Voll auf
Hass
     
    Sie wusste, er würde kommen.
Seit Jahren war sie darauf vorbereitet. Aber jetzt, da es in jeder Minute
geschehen konnte, hatte sich die Angst hoch geschaukelt. Denn Verena war
überzeugt: Einer wie Vonlipp hatte sich im Gefängnis nicht geändert. Jedenfalls
nicht zum Besseren. Im Gegenteil. Sicherlich war er noch schlimmer geworden —
voller Kälte und Hass.
    Ein bleifarbener Himmel über
der Millionenstadt. Hitze, Abgase, schwitzende Menschen. Es war früher Nachmittag.
    Verena war 36. Aschblondes
Haar, eine große Frau mit hübschem, länglichem Gesicht, figürlich Typ
Hungerhaken, also schlank Richtung dürr. Sie war sympathisch. Ihre braunen
Augen erinnerten an ein verängstigtes Reh.
    Als es klingelte, blickte sie
durch den Spion ihrer Wohnungstür — und ihr Herz schlug einen Wirbel als müsse
Vonlipps Auftritt gewürdigt werden mit einem — lautlosen — Tusch.
    Er sah noch härter aus als
damals, bleicher und abgezehrt: ein langer, knochiger Kerl mit rasiertem
Schädel, Tattoos auf den Armen und spitzen Wangenknochen.
    Sie öffnete die Tür.
    „Hallo, Verena!“ Er starrte sie
an.
    Sie versuchte zu schauspielern
und riss die Augen weit auf. „Fritz! Ja, natürlich. Oh, ist das lange her. Seit
wann bist du draußen?“
    Er machte eine unbestimmte
Bewegung, die alles bedeuten konnte. „Gib dir keine Mühe, Verena. Du weißt es
längst. Von den Bullen? Eher wohl nicht. Dann von dem schlauen Anwalt, den Bert
damals hatte. Ist ja auch egal.“
    Sie schluckte. „Schön, dich zu
sehen. Und was willst du?“
    „Bert besuchen. Was sonst?
Darauf freue ich mich seit sieben Jahren. Davon habe ich jede Nacht geträumt —
auf meiner Pritsche.“
    „Bert besuchen?“ Sie hob eine
Hand an den Mund. „Weißt du denn nicht... Aber komm erst
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