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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis
Autoren: Licia Troisi
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Ausdruck bestätigte ihr noch einmal, gewonnen zu haben. Außerdem würde auch er die Kraft spüren, die von diesem Beutel ausging, die unvergleichliche Macht des Weltenbaums.
    » Bist du sicher?«, murmelte Ratatoskr, während er das Gesicht verzog und sich übers Haar strich.
    » Du machst wohl Witze?«, antwortete Nida gekränkt.
    Ratatoskr blickte sie herausfordernd an. » Gut, rufen wir ihn herbei. Dann sehen wir, ob du recht hast.«
    Nida ergriff seine Hände, und während sie Nidhoggr beschworen, versuchte sie, ihre Erregung zu dämpfen. Endlich wurde es finster und Nidhoggr erschien ihnen mit all seiner Macht.
    » Nun, was ist?«, fragte er ungeduldig.
    Die junge Frau warf sich vor ihm nieder und reichte ihm den Beutel. » Nehmt, Herr, ich habe Euch die Frucht gebracht.«
    Alle beide, Nida und Ratatoskr, spürten deutlich, wie ihr Herr innerlich jubelte.
    » Zeig sie mir!«
    Vorsichtig löste Nida die Schnüre des Beutels, zog ihn dann auseinander und stülpte den Samtstoff nach außen, darauf bedacht, den Inhalt nicht zu berühren.
    Eine rosarote Kugel kam zum Vorschein, die tatsächlich wie die Frucht aussah und auch so strahlte, mit einer fast unerträglichen Kraft, sodass beide die Hände vor die Augen halten mussten. Nida fühlte sich wie im Siebten Himmel, unendlich stolz, ihre Pflicht erfüllt zu haben.
    Doch von Nidhoggr kam kein Wort, bis seine geballte Wut plötzlich auf die beiden Diener vor ihm niederging. Er brüllte los mit einer Stimme, die die beiden fast umwarf. Und gleichzeitig schleuderte er die Frucht entrüstet fort. Sie traf Nida mitten im Gesicht, die vor Schmerz laut aufschrie.
    » Du Versagerin!«
    Nida verstand überhaupt nichts mehr, hielt sich das schmerzende Gesicht und kroch wie ein Wurm auf die feuerroten Augen vor ihr zu.
    » Aber Herr, die Frucht …«
    » Welche Frucht? Schau sie dir mal an, deine Frucht!«
    Vorsichtig drehte Nida den Kopf und der Schreck ließ sie erstarren. Ein Teil der Frucht, genau die Stelle, die mit ihrem Gesicht in Berührung gekommen war, sah nicht mehr rosafarben aus, sondern ganz so, als sei eine aufgetragene Farbschicht fortgewischt worden. Und darunter erkannte man gelbes Messing.
    Ratatoskr grinste schadenfroh.
    » Nein!«, schrie Nida. » Unmöglich. Die können mich nicht betrogen haben!«
    Nidhoggr kannte keine Gnade. Seine Gestalt verzerrte sich und er packte Nida und wand sich um sie wie eine Schlange um ihre Beute. » Eine wertlose Messingkugel!«, schrie er. » Aus dem Harz der Knospe haben sie eine Kopie hergestellt, und du bist so dumm, darauf hereinzufallen!«
    Immer fester, mit unermesslicher Kraft, schnürte er sie ein. Nida bekam keine Luft mehr und war diesem unendlichen Hass wehrlos ausgeliefert.
    » Mach dich auf den Weg«, wandte sich Nidhoggr jetzt an Ratatoskr. » Hefte dich an die Fersen der Schläferin und stelle sie, bevor sie den Schutz der Barriere erreicht hat. Ist sie erst einmal in der Villa, kommen wir nicht mehr an sie heran. Solange meine Kräfte noch eingeschränkt sind, kann selbst ich die Mauer nicht überwinden.«
    Unterdessen sank Nidas Körper leblos in die Finsternis zurück.
    » Und wehe dir, du scheiterst«, fügte er noch hinzu, wobei er sich zu dem jungen Mann vorlehnte, bis er über ihm schwebte. Ratatoskr spürte, wie ein tonnenschweres Gewicht seine Brust einquetschte. » Dann wirst du meinen wahren Zorn zu spüren bekommen.«
    Ratatoskr richtete sich auf. » Ihr könnte Euch auf mich verlassen«, antwortete er und schluckte.
    Das Tor der Villa am See kam Sofia wie eine Erscheinung vor. Obwohl Thubans Kräfte sie trugen, war sie vollkommen erschöpft. Die Flügel schmerzten so heftig, dass sie es kaum aushalten konnte, ebenso ihre Wunden, und von den Armen ganz zu schweigen. Lidja war zwar klein und zierlich, dennoch war ihr die Freundin längst viel zu schwer geworden. Und so konnte sie sich, als das Ziel in Sichtweite kam, nicht mehr in der Luft halten und stürzte zu Boden. Zum Glück schaffte sie es, Lidja beim Aufprall mit dem eigenen Körper zu schützen, verletzte sich aber selbst dabei. Sie landete auf den Knien und ließ sich völlig auf den Boden fallen.
    » Verdammt, verdammt«, fluchte sie wütend. Sie spürte, dass sie nicht mehr auf die Beine kommen würde, selbst mit größter Willensanstrengung nicht. Sie war am Ende. So kroch sie, während sie Thuban um Hilfe anflehte, über den schlammigen Boden, aber der Drache in ihr schwieg, denn auch ihre geistigen Kräfte waren erschöpft. Nur das
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