Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
pulsieren begann, heißer und heißer wurde. Ein grünliches Licht leuchtete auf und ließ alles, was nicht weiter als zwei, drei Meter entfernt war, aus der Finsternis auftauchen.
    Jetzt sah Sofia, dass es sich um einen weiten Saal mit vollkommen schwarzen Wänden handelte, die mit dämonischen Reliefs verziert waren. Dargestellt waren Mantikoren, riesenhafte Fabelwesen, Kreuzungen aus Mensch und Tier, die sich wie in einem Albtraum vermischten und einander ablösten. Unterteilt wurde der Saal durch hohe pechschwarze Säulen, die ein Spitzbogengewölbe trugen, das sich in einer undurchdringlichen Finsternis verlor. Als Sofias Blick auf den Fußboden fiel, erstarrte sie vor Schreck. Denn das Mosaik eines Lindwurms mit weit aufgerissenem Maul durchzog der Länge nach den ganzen Saal.
    Dieser Ort war in unbeschreiblichem Maße vom Bösen durchdrungenen. Es gab kein Entrinnen vor diesen Kräften der Finsternis, denn an diesem Ort hatten sie gewohnt, und niemand war imstande, hier etwas gegen sie auszurichten, noch nicht einmal die Drachen.
    Nidhoggrs jahrtausendealte Heimstatt, aber kein Grund, in Panik zu geraten.
    Sofia hörte nicht auf den Drachen. Sie machte sich ganz klein, verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Flügel über dem Kopf zusammen.
    » Dieser Hass. Wie soll man das bloß aushalten? «
    Er kann dir nichts anhaben, Sofia. Du musst nur deine Angst bezwingen, verstehst du? Es ist immer die Angst, mit der uns Nidhoggr besiegt! Überwinde sie, so wie du es vorhin getan hast!
    Doch Thubans Stimme war nicht imstande, ihr neuen Mut zu machen. Sie wollte nur noch fort, die Augen schließen und sie nicht mehr sehen müssen, diese grausige Wirklichkeit. So vergrub sie das Gesicht in den Händen und versuchte, sich von diesem Hass um sie herum abzuschotten. Doch ein durchdringendes Geräusch begann, lauter und lauter, durch ihren Schädel zu hallen. Es waren Schritte, die entschlossen und selbstsicher näher kamen.
    Auf allen vieren kroch Sofia zur nächsten Ecke und versteckte sich dort. Unerbittlich näherten sich die Schritte. Da hob sie schüchtern den Blick und sah sie.
    Lidja kam in der metallenen Rüstung näher, die nun auch ihr Gesicht umhüllte und im Halbdunkel beängstigend rötlich funkelte. Um ihre Flügel herum loderten schwarze Flammen und ihre Züge waren völlig verwandelt. Sofia spürte deutlich, dass in diesem Wesen absolut nichts mehr von der einstigen Freundin steckte, und dass diese Macht, die Lidja versklavt hatte, gleich auch sie selbst verschlingen würde.
    Tu was, Sofia! Das ist immer noch Lidja und der Hüter kann sie noch retten! Lass dich nicht täuschen von den Listen des Feindes!
    Immer entfernter und gedämpfter drang die Stimme des Drachen in ihr Bewusstsein.
    Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, hockte Sofia da und machte sich so klein wie möglich. Es war alles vergeblich gewesen. Wer als Versager zur Welt kommt, wird niemals ein Held werden.
    » Nein! «
    Da rührte sich etwas in ihr, etwas, das nichts mit Thuban zu tun hatte und von dem sie nicht geglaubt hätte, es überhaupt zu besitzen. Sie hob den Blick und sah Lidja fest in die Augen. Und das reichte, um ihr in Erinnerung zu rufen, weshalb sie sich hierher vorgewagt hatte.
    Mit übermenschlicher Anstrengung zog sie sich aus dem Sumpf der Angst heraus, in dem sie zu ertrinken drohte, und sprang mit einem lauten Schrei auf. Lidja ließ sofort eine ihrer Schlangenzungen vorschnellen. Doch Sofia wich nicht zurück, zwang ihre Beine, die fliehen wollten, standhaft zu bleiben, spreizte die Flügel und bewegte sich einen Schritt auf Lidja zu.
    Wieder schnellte die stählerne Zunge vor, auf ihren Kopf zu. Sofia wich aus und griff gleichzeitig zu, packte mit einer Hand die Klinge und hielt sie fest. Der Schmerz war unbeschreiblich, so als greife sie in rot leuchtende Glut, doch sie biss die Zähne zusammen. Sie war nicht hier, um sich selbst zu bedauern, war Thuban nicht in ihrem Herzen begegnet, um jetzt wieder feige den Schwanz einzuziehen. Sie war hier, um ihre Freundin zu retten …
    Die Klinge fest umklammert, sammelte sie all ihre Kräfte in der Faust, und plötzlich begann ihre Hand zu sprießen und brachte ein ganzes Geflecht unzähliger Lianen hervor, die mit Orchideen besetzt waren. Im Nu wanden sich die Ranken um die Waffe, sodass sie fast nicht mehr zu sehen war, breiteten sich dann weiter aus, erreichten gleich darauf Lidjas Flügel und umwickelten sie von oben bis unten. Die Unterjochte hob den anderen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher