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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis
Autoren: Licia Troisi
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dir den Gnadenstoß zu versetzen.
    Sofia erschauderte. » Du meinst, wir sind in meinem Kopf? «
    Ganz richtig. Da, wo ich immer gewesen bin.
    Sofia konnte es nicht fassen. Unterdessen nahmen die beiden Lichter immer deutlicher Gestalt an, wurden zu Augen, die schon viele tausend Jahre leuchteten.
    » Dann bist du also der Drache, der in mich … oder besser in Lung überging? «
    Ebenso unwirklich, wie die Augen vorhin gelacht hatten, nickten sie nun.
    Ja, ich bin Thuban.
    » Aber ich habe in letzter Zeit so oft auf dich gewartet, aber du warst nie da! Du hast nicht zu mir gesprochen, hast mich nicht geleitet … «
    Nein, das ist nicht wahr. Du hast mich nur nicht erkannt. Ich war immer an deiner Seite, habe dich beschützt mit meinen Barrieren und dir geholfen, die Frucht zu finden. Ich war immer da. Überleg doch mal.
    Sofia wusste nicht, was sie antworten sollte. Jetzt gingen die Augen vor ihr nach und nach in die Umrisse eines enormen grünen Drachenkopfes über. Prächtig sah er aus und vertraut. Sofia war sich sicher, ihn bereits zu kennen, und es rührte sie, ihn wiederzusehen.
    » Du bist wunderschön … «
    Das Drachenmaul schien sich zu einem Lächeln zu öffnen und gab den Blick frei auf ein Gebiss aus langen, messerscharfen Zähnen. Doch Sofia fürchtete sich nicht.
    Du bist in Gefahr. Lidja will dich töten.
    Sofia spürte, wie der Frieden, der sie gerade überkommen hatte, schon wieder verdunstete wie Wasser in der Sonne.
    Wenn du sie retten willst, musst du sie angreifen.
    » Das kann ich nicht « , antwortete sie entschlossen. » Sie ist doch meine Freundin. «
    Sie ist aber jetzt nicht bei sich. Deshalb wird sie nicht zögern, dich zu töten, Sofia. Und wenn ihr das gelungen ist, wird sie durch Nidhoggrs Hand selbst den Tod finden. Wem wäre also mit deinem Zögern gedient?
    » Du verstehst nicht. Es ist mir bereits schwergefallen, auf Mattia loszugehen. Aber bei Lidja ist das völlig unmöglich. Was, wenn ich sie verletze? Oder sie sogar töte? «
    Ich werde bei dir sein und deine Hand führen.
    » Aber ich habe schon so oft gedacht, dass du bei mir bist, und dann warst du nicht da … « Auf der Stelle bereute sie die Bemerkung. Obwohl sie stimmte. In schwierigen Situationen war sie immer auf sich selbst gestellt gewesen.
    Du bist es, die mich immer wieder zurückweist. Du glaubst nicht an dich selbst und folglich auch nicht an mich.
    » Aber … aber ich bin auch nicht die Richtige für all diese Sachen. Ich war schon immer eine graue Maus, die nichts richtig kann. In der Schule war ich nicht gut und im Waisenhaus haben sich alle über mich lustig gemacht. Deshalb wollte mich ja auch niemand adoptieren. Wieso kommst du ausgerechnet auf mich? «
    Die Antwort ließ auf sich warten. Mittlerweile hatte sich Thubans Gestalt fast vollkommen aus der Finsternis geschält und er sah immer mächtiger und prächtiger aus.
    Weil Lung mir seinen Körper geschenkt hat, und du stammst von ihm ab.
    » Aber in den vielen, vielen Jahrhunderten hat es doch unzählige andere Nachfahren gegeben. Denen hast du dich nie gezeigt. Die mussten niemals kämpfen, ja, die wussten noch nicht einmal, dass es dich gibt! «
    Damals stand Nidhoggr noch unter dem Bann eines Siegels, das seine volle Kraft entfaltete. Doch nun ist der Zauber so geschwächt, dass der Lindwurm sich mehr und mehr erholt. Er wird von Tag zu Tag stärker und wir müssen ihn aufhalten. Wir haben keine andere Wahl, weder du noch ich.
    » Mit mir hast du aber leider die Falsche erwischt. Das weißt du genauso gut wie ich. Hättest du frei entscheiden können, wäre deine Wahl bestimmt nicht auf mich gefallen. «
    Thubans Züge wurden mit einem Mal noch ernster.
    Du legst den Leuten Dinge in den Mund, die sie gar nicht meinen, nur um immer wieder zu hören, wie wenig du taugst. Du freust dich, wenn dir etwas misslungen ist, denn so siehst du dich darin bestätigt, dass du unfähig bist, weshalb auch niemand von dir verlangen kann, dich auf ein Risiko einzulassen. Merkst du nicht, wie feige das ist?
    Sofia schluckte. Das stimmte irgendwie, doch ein Teil von ihr wollte das immer noch nicht glauben. » Es ist doch nicht jeder zum Helden geboren. «
    Da hast du recht. Denn niemand wird dazu geboren, aber jeder kann es werden. Und das gilt auch für dich. Du willst es dir nur nicht eingestehen. In dir schlummern so ungeheure Kräfte, wie du es dir überhaupt nicht vorstellen kannst. Aber du lässt nicht zu, dass sie sich entfalten, und erstickst sie mit deinem
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