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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis
Autoren: Licia Troisi
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unsinnigen Selbstbetrug. Deine Seele ist rein, und indem du dich für eine gute Sache einsetzt, würdest du dein wahres Ich zeigen. Und du bist ja bereits über deinen Schatten gesprungen, um Lidja zu retten. Du hast deine Ängste überwunden und bist hierhergekommen. Und jetzt wo du so daliegst, fürchtest du noch nicht einmal den Tod.
    Sofia hätte gerne gesehen, was hinter Thuban geschah. Doch der Drache nahm den Raum um sie herum völlig ein. Und seine Worte berührten sie tief.
    Du hast wahren Mut bewiesen, Sofia. Und der ist dein wichtigster Verbündeter in diesem Krieg.
    Am liebsten hätte sie losgeheult. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte, und doch klang es so wahr und so aufrichtig …
    Ich kann all deine Kräfte freisetzen, doch dafür musst du an dich glauben. Es kommt ein harter Kampf auf dich zu. Damals, vor langer, langer Zeit, musste ich machtlos mitansehen, wie mein bester Freund getötet und alle meine Artgenossen vernichtet wurden. Und nun lebt in Lidja dieser Freund weiter, den ich sterben sah. Und um ihn zu retten, muss ich gegen ihn kämpfen, so wie du gegen Lidja kämpfen wirst. Ich weiß, was Schmerz bedeutet. Vertrau mir, ich werde deine Hand führen und dir helfen, unter dem Panzer die Freundin wiederzufinden, die du liebst. Aber nur gemeinsam können wir das schaffen.
    Auch das hörte sich für Sofia nicht verlockend an, und immer noch wünschte sie sich, das alles möge irgendwie rasch enden und sie würde aus diesem Albtraum erwachen.
    Es wird kein langer Kampf. Das verspreche ich dir. Danach bringen wir sie nach Hause, wo der Hüter dafür sorgen wird, dass sie bald wieder sie selbst wird. So wie bei Mattia. Und dann werden wir alle in Ruhe und Frieden leben können.
    Sofia spürte einen Funken Entschlossenheit in ihrer Brust aufglimmen. » Schwör mir, dass wir ihr nicht ernsthaft wehtun werden. «
    Thuban lächelte.
    Sie ist Rastaban, mein bester Freund. Wie könnte ich ihr etwas antun?
    Sofia überlegte noch etwas. » Einverstanden « , sagte sie dann.
    Thuban nickte. Es wird Zeit zurückzukehren, Sofia.
    Ein Wirbel ergriff ihn, seine Umrisse lösten sich auf, die Farben, aus denen er bestanden hatte, vermengten sich, und Sofia spürte, wie sie erneut das Bewusstsein verlor, wie sie hinabgezogen wurde in einen Abgrund, wo nur Kälte war und Schmerz.

23
    Lidja und Sofia

    Als Sofia erwachte, war sie von einem fürchterlichen Lärm umgeben. Ringsum wankten die Mauern, als wären sie aus Wachs, und Backsteine krachten zu Boden. Etwas Warmes, Feuchtes lief ihr über die Stirn. Als sie aufzustehen versuchte, gelang es ihr nicht. Unter staubigem Schutt, der sich bei ihrem Sturz gelöst hatte, lag sie in einer Art Nische in den Ruinen aus römischer Zeit. Offenbar war sie mit der Stirn aufgeschlagen, denn als sie darüber fuhr und dann die Hand zurückzog, war diese voller Blut. Sie spürte Übelkeit aufkommen.
    Kümmere dich einfach nicht darum.
    Im ersten Moment war sie überrascht von dieser Stimme. Doch dann wusste sie wieder, wessen Stimme das war, und verstand nicht nur seine Worte, sondern spürte auch seine Gegenwart, wie etwas Lebendiges, Wohltuendes, das aus den tiefsten, verborgensten Schichten ihres Geistes aufstieg und ihr Mut machte. Jetzt war Thuban ganz bei ihr, war ein Teil von ihr. Seine Nähe zu spüren, stimmte sie hoffnungsvoll und schenkte ihr Selbstvertrauen.
    Durch eine Lücke zwischen den Steinen, unter denen sie lag, sah sie Lidja über dem Schutthaufen kreisen, während die stählernen Zungen ihrer Schlangenköpfe zischend durch die Luft fuhren. Sofia gefror das Blut in den Adern, doch sie überwand sich und ließ nicht zu, dass die Furcht die Oberhand gewann.
    Sehr gut. Siehst du, wie tapfer du bist?
    Zunächst einmal musste sie sich von dem Schutt befreien. Aber was dann? Lidja konnte fliegen, während sie selbst am Boden festsaß, und das auch noch im Keller.
    Lass das meine Sorge sein!
    Blind vertraute Sofia diesen Worten, holte tief Luft und schüttelte Schutt und Steine ab. Dann rannte sie los, so schnell sie konnte, und gleich darauf merkte sie, wie sich ihre Füße vom Boden lösten. Das übliche flaue Gefühl im Magen überkam sie, und in ihren Ohren rauschte es, was ihr genauso vertraut war, weil sie unzählige Male davon geträumt hatte. Sie schloss die Augen, um nicht hinunterzuschauen.
    Genieß es, Sofia, genieß es! Es ist wie in alten Zeiten. Mach die Augen auf!
    Sofia gehorchte und blickte auf ihre Füße. Sie flog. Flügel an ihrem Rücken
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