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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter
Autoren: Cornelia Funke
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mit«, sagte er. »Um meiner zweiarmigen Verwandtschaft die Pilzzucht beizubringen.«
    Lung nickte. »Dann habe ich also doch wieder zwei Drachenreiter«, sagte er. »Umso besser.« Er drehte sich zu Maja um. Die Drachin stand neben ihm und leckte sich die Schuppen.
    »Was ist mit dir?«, fragte Lung. »Findest du allein zurück?«
    »Natürlich«, Maja hob den Kopf und sah ihn an. »Aber ich fliege nicht zurück. Schillerschwanz ist da, um sich um die anderen zu kümmern. Ich fliege mit dir.«
    Lungs Herz schlug vor Freude schneller. Mit einem Mal schien fast egal, was ihn bei seiner Heimkehr erwartete.
    »Was ist, wenn sie dir zu Hause nicht glauben?«, fragte Maja, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Wenn ich dabei bin, sehen sie, dass du uns und den Saum des Himmels gefunden hast, zusammen überreden wir sie ganz bestimmt, mit uns zu kommen.«
    »Zwei Drachen!« Barnabas Wiesengrund runzelte besorgt die Stirn. »Das ist nicht ungefährlich, mein lieber Lung. Zwei Drachen finden nur sehr schwer ein Versteck für den Tag.«
    »Keine Sorge!« Lola Grauschwanz sprang mit einem Satz zwischen all die großen Füße und Tatzen. »Hier steht die beste Drachenlotsin, die sie kriegen können. Und die muss zufällig in dieselbe Richtung. Die Drachen müssen sich nur ab und zu ein bisschen nach meiner Geschwindigkeit richten.«
    »Du willst schon zurück?«, fragte Fliegenbein überrascht von Bens Arm herunter. »Ja, bist du denn schon fertig mit deinen Vermessungen?«
    »Vermessungen, pah!« Die Ratte wedelte wegwerfend mit der Pfote. »Weißt du, was ich tu? Ich denke mir etwas aus. Ich werde die Karte von dieser Gegend so wunderbar fälschen, dass niemand je den Saum des Himmels findet.« Zufrieden strich sie sich über die Ohren. »Was haltet ihr davon?«
    Lung beugte den Hals zu der kleinen Ratte hinunter und stupste sie sacht in ihr dickes Hinterteil. »Danke, sagen wir. Und wir wären dir und deinem Onkel noch viel dankbarer, wenn eine solche Karte Verbreitung fände.«
    »Oh, das wird sie«, antwortete Lola. »Ganz bestimmt. Onkel Gilbert hat einen erlesenen Kundenkreis und viele, viele Verwandte.«
    »Wunderbar!« Mit einem Seufzer richtete Lung sich wieder auf. »Dann lade ich jetzt die kleinen Mönche zu einem Abschiedsflug auf meinem Rücken ein. Machst du mit, Maja?«
    »Natürlich«, antwortete die Drachin. »Wenn sie Lust haben, trage ich sogar ein paar von den älteren.«
    So kam es, dass die Bauern unten am Fluss, die in der Abenddämmerung noch einmal über ihre Felder gingen, zwei Drachen zwischen den Bergen kreisen sahen. Und auf ihren gezackten Rücken saßen die Mönche des Klosters und lachten wie die Kinder. Selbst die ältesten.

    GUTE NACHRICHTEN  
     
    Zwei Monate später saßen die Wiesengrunds beim Frühstück. Ben nahm gerade ein zweites Brötchen, als Barnabas plötzlich »Donnerwetter!« hinter seiner Zeitung rief.
    »Du meine Güte«, seufzte Fliegenbein, der wie immer neben Bens Teller auf dem Tisch saß. »Gibt es denn ständig nur Gewitter in diesem Teil der Welt?«
    »Nein, nein!«, rief der Professor und ließ die Zeitung sinken, »Ich meine keineswegs das Wetter, mein lieber Fliegenbein. Hier steht eine Meldung, die euch alle sehr interessieren dürfte.«
    »Über den Pegasus vielleicht?«, fragte seine Frau und rührte sich etwas Milch in den Kaffee.
    Barnabas Wiesengrund schüttelte den Kopf.
    »Ein paar Feen haben wieder einen Bagger im Matsch versenkt«, riet Guinever, während sie sich die Marmelade von den Fingern leckte.
    »Auch falsch«, antwortete ihr Vater.
    »Ach, komm, nun mach es schon nicht so spannend, Barnabas«, sagte Vita. »Was ist es?«
    Ben sah den Professor gespannt an. »Ist es was über die Drachen?«
    »Haar-ge-nau!«, rief Barnabas Wiesengrund. »Der Junge trifft mal wieder ins Schwarze. Passt auf!«
     
    Er las vor:
    »Eine seltsame Erscheinung wurde vorgestern am nächtlichen Himmel über einem Tal in Schottland beobachtet. Ein großer Schwarm von riesigen Vögeln, manche Beobachter sprachen sogar von Riesenfledermäusen, erhob sich in den Himmel und zog im Licht des vollen Mondes nach Süden. Über dem offenen Meer verlor sich leider ihre Spur, aber die Wissenschaftler rätseln noch immer, um welche Vogelart es sich gehandelt haben könnte.«
     
    Guinever und Ben sahen sich an.
    »Das waren sie«, murmelte Ben. »Lung hat's wirklich geschafft, die anderen zu überreden.«
    Er guckte zum Fenster. Nichts als ein Stück leerer grauer Himmel war dort
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