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Drachenlust

Drachenlust

Titel: Drachenlust
Autoren: Malin Wolf
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Hayati.
    Wunderschöne, liebreizende, grausam gemeuchelte Hayati.
    Die aus dem Grab heraus immer noch schützend die zierliche Hand über ihren jüngsten Sohn hält und ihm zärtlich mit dem Wind durch das goldene Haar streicht.

E in langer Pfiff durchbricht das Dröhnen der Maschinen und Sirrusch taucht aus seinen Gedanken auf. Die Jungs folgen Takeres Handbewegung, stellen ihre schweren Bikes routiniert, mit genug Sicherheitsabstand zueinander ab. Nach und nach verebbt das Donnergrollen.
    Sie sind da. Ihr Ziel liegt gut versteckt hinter einer schweren Eisentür mit der Nummer „11“ unter einer S-Bahn-Trasse und soll für heute Abend sein Jagdrevier sein. Normalerweise zieht er deutlich erdigere Clubs vor, Orte, an denen ein Mann sich auspowern und auch mal die Inneneinrichtung zu Kleinholz verarbeiten kann, wenn ihm danach sein sollte.
    Er steht auf Läden, in denen noch zu echter Musik getanzt wird, egal, aus welchem Jahrtausend sie stammt. Heute jedoch macht er eine seiner seltenen Ausnahmen und mischt sich zwischen die oberen Zehntausend.
    Es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn er hier keine Blume findet, die seinen Ansprüchen in Optik und Geist wenigstens ansatzweise gerecht wird.
    Aber zuerst … die erste kleine Hürde.
    Ein Türsteher im edlen Nadelstreifenanzug.
    Oh ihr Götter, echt jetzt?
    Er hasst es, wenn Bedienstete, ganz Butler-like, perfekter als perfekt daherkommen. Wie will der Kerl denn in dem Zwirn einen Gast beschützen, sollte sich eine Schlägerei anbahnen? Obwohl … so wie der sich ihm gerade in den Weg stellt, scheint er nicht sehr viel Wert auf eine unversehrte Bekleidung zu legen. Wie dunkelgrauer Nadelstreifen wohl mit der Farbe Rot harmoniert? Während Sirrusch langsam und nachdenklich seinen Blick über den Kerl streifen lässt, bauen sich Takere und die Jungs mit regungslosen Mienen hinter ihm auf. Die Stimmung bewusst neutral haltend, keine Aggression zeigend, um jede Konfrontation zu vermeiden, warten sie locker und entspannt ab. Ein leises Lächeln umkräuselt seine vollen Lippen, steigt in Zeitlupe bis zu den grünen Augen, und noch bevor der Nadelstreifenschrank vor ihm den Mund aufmachen kann, wird er von einer Charme-Offensive à la Sirrusch überrollt, dass sich dem armen Kerl die Fußnägel aufrollen.

    „Einen wunderschönen guten Abend wünsche ich Ihnen. Ob Sie wohl die Güte hätten und mir die Tür öffnen würden? Ich fasse so ungern fremdes Eigentum an. Vielen Dank für Ihre Mühe.“
    Der Mann schluckt hektisch, als ihm der tiefere Sinn seiner Worte so langsam zu dämmern beginnt, und entscheidet sich klugerweise spontan für seine Gesundheit. Mit einer leicht eckig anmutenden Verbeugung reißt er die schwere Eisentür auf und blinzelt verstört.
    Ein Nicken von Sirrusch und sein Stellvertreter zückt wortlos eine dicke Rolle mit 500 Euroscheinen, pflückt einen heraus und schiebt ihn dem völlig überforderten Türsteher in die Brusttasche.
    „Keine Paparazzi!“
    Ein dumpfes Knurren unterstreicht diesen eindeutigen Befehl Takeres, und der Schrank erbleicht. Indem er sich abwendet und den Laden betritt, verbirgt er geschickt sein Wolfslächeln. Erstaunlich, wie schnell Menschen Entscheidungen treffen können, wenn es wirklich darauf ankommt. Aber wer legt sich schon mit zehn deutlich austrainierten Kämpfern an, die ganz in schwarzem Leder und mit dem Abzeichen der Bogey Blades auf Ärmel und Rücken ihrer Staubmäntel, an einem vorbeiwalzen. Jeder Mann mit einem Funken Lebenserhaltungstrieb geht ihnen aus dem Weg, selbst die Lebensmüden entscheiden sich bei diesem Anblick gerne für einen weniger schmerzhaften Tod.
    Während er noch leise vor sich hin grinst, überblickt er geübt das Gelände, prüft Fluchtwege, checkt die Schlagkraft und Effizienz der Mitarbeiter, sondiert die Stimmung und nimmt jede noch so kleine Schwingung wie ein Seismograph in sich auf.
    Nein. Heute wird es keine Probleme geben.
    Heute wird Sirrusch erfolgreich jagen und seine Beute mit nach Hause nehmen.
    Mit leicht gelangweiltem Gesichtsausdruck beugt er sich über den Tresen und nickt dem Barkeeper zu. Auch dieser Mitarbeiter begreift erstaunlich schnell und eilt sofort diensteifrig heran.
    „Habt ihr Yamazaki und Gray Goose?“
    Takere sieht anerkennende Hochachtung über das Gesicht des Mannes huschen, während dieser zustimmend nickt.
    „Natürlich. Was darf ich bringen, Glas oder Flasche?“
    „Ich denke drei Flaschen von jedem werden eine Weile reichen. Wenn einer unserer
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