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Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne
Autoren: Tina Daniell
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konnten noch hören und sehen wie zuvor, doch
ihre Körper waren am Platz festgefroren. Tanis starrte auf
seinen gespannten Bogen, der genau auf Balkoms Hals zielte,
konnte jedoch nicht loslassen. Flint und Nanda hatten den
Zauberer gerade angreifen wollen, wurden jedoch mitten in der
Bewegung aufgehalten.
Hinter der Säule saß Tolpan mit geschlossenen Augen und
leckte sich die letzten Tropfen eines Tranks von den Lippen. Er
hatte ihn eben erst aus Balkoms Labor mitgehen lassen, weil er
die Aufschrift Handlungsfreiheit trug. Er hatte keine Ahnung,
wozu der Trank gut war, aber er klang nützlich, und er konnte
ihn genausogut gleich ausprobieren. Als er zur Seite sah, sah
er, daß seine Freunde mitten in der Bewegung eingefroren
waren. Nicht schlecht, dachte er, und betrachtete das
Fläschchen, aber es war nicht genug für alle da. Er steckte die
leere Phiole in seinen Beutel zurück.
Was jetzt? Er lauschte einen Augenblick; Balkoms Lachen
ebbte ab. Ob der Magier noch in seine Richtung sah? Es gab
nur einen Weg, das herauszufinden. Tolpan streckte den Kopf
um die Säule. Als stolzer Sieger spazierte Balkom zwischen
den zusammengesunkenen Phaetonenkörpern hindurch, die um
seinen Altar lagen.
Hiddukels Stimme riß den Zauberer aus seinen Gedanken.
»Einen hast du nicht erwischt, Zauberer.« Erst da bemerkte
Tolpan die Münze mit den zwei Gesichtern, die auf dem Altar
zwischen zwei eindrucksvollen Rubinen auf dem Rand stand.
Gleichzeitig blickte Balkom auf und sah den Kender. Seine
Miene verfinsterte sich beträchtlich.
»So, bist du also doch mit deinen Freunden gekommen? Du
kannst genausogut rauskommen, so daß ich dich sehen kann.
Diese Säule beschützt dich auch nicht, wenn ich beschließe, dir
etwas zu tun.«
Tolpan richtete sich auf und trat in den Raum. Die rechte
Hand steckte in seinem Beutel. Er wußte, daß er im Labor
unter anderem mindestens eine Phiole mit der Aufschrift
Großer Knall mitgenommen hatte.
Balkom neigte den Kopf etwas zur Seite. »Also du bist die
andere Maus. Es gefällt mir gar nicht, wie deine Hand da in
deinem Beutel steckt, kleine Maus. Halte deine Hände so, daß
ich sie sehen kann.«
Da sich seine Finger noch nicht über die verbliebenen drei
Tränke geeinigt hatten, schüttelte Tolpan den Kopf. »Nein,
danke, lieber nicht.«
»Wie du willst«, entgegnete Balkom. Wieder zog er etwas
aus seiner Robe, hielt es gestreckt zwischen den Fingern und
murmelte Worte, die Tolpan nicht hören konnte. Sofort
entstand ein riesiges Netz zwischen den beiden Säulen rechts
und links des Kenders, das ihn mit seinen Fäden einfing.
Tolpan war klar, das war derselbe Zauber, den Balkom in der
Zombiekammer der Burg benutzt hatte, und er erinnerte sich
daran, wie furchtbar klebrig das Netz gewesen war. Als er sich
jetzt jedoch bewegen wollte, merkte er, wie das Netz leicht von
ihm abglitt. In der Annahme, daß auch dies eine Wirkung des
Tranks war, trat er schnell vor und ließ die Stricke einen Schritt
hinter sich.
Balkom war einen Moment lang ausgesprochen überrascht,
dann riß ihm endgültig der Geduldsfaden. Der Augenblick der
Übergabe wäre gleich gekommen, und der Zauberer konnte
sich keine Ablenkungen mehr leisten. Er hob die Hände und
konzentrierte sich auf einen Blitzschlag, der den Kender töten
sollte.
Tolpan brauchte keine zweite Aufforderung. Er holte eines
der Fläschchen aus seinem Beutel und schleuderte es auf den
Altar, wo es am Stein zerbrach. Ein ohrenbetäubender Angst
und Schmerzensschrei hallte durch die Kammer, hallte
zwischen den Säulen nach und ließ die Fackeln flackern. Der
Schrei wurde leiser und stieg dann zu lautem Schluchzen an,
das lauter und entsetzlicher war, als alles was Tolpan je gehört
hatte. Balkom, der nur wenige Fuß von der Lärmquelle entfernt
stand, sank an die Wand, obwohl er sich mit den Händen die
Ohren zuhielt.
Plötzlich erinnerte sich Tolpan. Der Riesenheuler, den er
seiner Meinung nach doch auf dem Hocker vor der
verschlossenen Tür von Balkoms Labor gelassen hatte. Einen
Augenblick lang wunderte er sich, welchen Zauber er wohl auf
den Hocker gestellt hatte.
Genau in diesem Augenblick erbebte die Erde. Tolpan geriet
ins Taumeln, als Teile der Decke um ihn herunterpolterten. Ein
paar Sekunden herrschte Stille; dann stürzte eine der Säulen
neben dem Altar mit einem gewaltigen Krachen um, als es
erneut bebte. Ein dritter Knall brachte die Wand, die Tolpan
gegenüberlag, zum Einsturz.
Durch den Staub und das Geröll der Wand raste
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