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Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne
Autoren: Tina Daniell
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seine
Stirn
– eine alte Dargonesti-Geste, um einem gefallenen
Krieger die letzte Ehre zu erweisen. Neben seinem Körper sah
sie das Kupferarmband liegen, das für ihren Bruder gemacht
worden war, und sie schob es sich über das Handgelenk.
In der Zwischenzeit hatte Tolpan die Phaetone geweckt.
Während sich die anderen auf den Aufbruch vorbereiteten,
stöberte Tolpan noch in den Trümmern um den Altar herum. Er
hob die doppelgesichtige Münze auf, die jetzt schwieg. Dann
nahm er den Rubin, einen der größten, die er je gesehen hatte.
Es kam ihm beinahe so vor, als könnte er hinter seiner
facettierten Oberfläche etwas sehen…
Selana führte sie zum Haupteingang der Kammer, wodurch
sie sich Balkoms Labor und die Steinminotauren ersparten. Als
alle der Reihe nach die Kammer verließen, sah Flint sich noch
einmal um und merkte, daß der Kender ganz versunken am
Altar stand. »Laß das alles liegen, du Dummkopf! Willst du
dich umbringen?« erregte sich der Zwerg.
»Immer mit der Ruhe», rief Tolpan. »Was ist denn so
schlimm?«
»Das ist böse, du Türknauf!«
»Oh, stimmt. Gutes Argument«, gab Tolpan zu. Rasch legte
er den Rubin in die Einlassung auf dem Altar und wandte sich
gerade zum Gehen, als ein Strahl Mondlicht den Edelstein
berührte.
Tolpan glaubte, er hätte einen dünnen Schrei gehört, dem ein
fernes, boshaftes Lachen folgte. Als er sich umsah, war da
nichts. Achselzuckend folgte er den anderen.
Minuten später hatten sie die Höhle verlassen. Plötzlich ließ
eine unterirdische Explosion den Hügel erzittern, und aus dem
Höhleneingang drang Rauch.
Tolpan lächelte, weil ihm das fehlende Fläschchen einfiel.
»Ich glaube, jetzt haben diese Golems die verschlossene Tür
eingeschlagen.«
Epilog
    Die vier Gefährten standen auf einem sandigen Strandstück
an der Westküste des Neumeers. Tanis war bis ans Wasser
gegangen und ließ flache Steine über die glatte Oberfläche
hüpfen, auf der sich die untergehende Sonne spiegelte. Tolpan
hatte sich die Hosen bis zu den Knien hochgerollt und jagte
kreischende Möwen, wobei er hin und wieder anhielt, um
interessante Muscheln aufzuheben und sie zur späteren
Untersuchung in seinen Beutel zu stecken.
    In sicherer Entfernung vom Wasser saß Flint neben Selana
auf einem großen Stück grauem Treibholz. Die Stiefel hatte er
ausnahmsweise ausgezogen, um seine dicken, haarigen Zehen
im feuchten, weißen Sand einzugraben. Seine verwundete
Schulter, die unter der losen, blauen Tunika fest mit sauberem
Mousseline verbunden war, tat jetzt dank einer Kräutersalbe
von den Phaetonen kaum noch weh. In einer Hand hielt er sein
Schnitzmesser, in der anderen ein weiches Stück Treibholz, aus
dem er eine Möwe herausarbeitete.
    Zwei Tage waren seit dem schicksalhaften Kampf mit dem
Zauberer vergangen. Tolpan, Flint, Tanis, Rostrevor und
Selana waren mit den überlebenden Phaetonen zu deren
Türmen zurückgekehrt. Dort hatten die geflügelten Wesen ihre
toten Kämpfer in ihrer traditionellen Dämmerungszeremonie
verbrannt und damit ihre tapferen Seelen der untergehenden
Sonne angeboten. Nachdem sie sich eine Nacht ausgeruht und
dann gebührend bedankt hatten, mußten sie nur noch Rostrevor
in die Stadt zurück und Selana zum Meer begleiten.
    »Roter Himmel zur Nacht, der Seemann lacht«, sann der
Zwerg jetzt angesichts des sich im Wasser spiegelnden
Himmels nach. »Also wird morgen ein schöner Tag. Ist noch
nie anders gewesen.«
    Die Meerelfin blickte ihre neuen Freunde an. »Fast tut es mir
leid, daß ich ihn nicht mit euch erleben werde«, sagte sie,
während ihr Finger die Edelsteine auf dem Kupferarmband an
ihrem Handgelenk nachfuhr. Sie dachte an ihren Bruder,
Semurel, und die Freude, die sie ihrer Familie bereiten würde,
wenn sie mit dem Armband zurückkehrte. Sie hatte viel zu
erzählen. »Fast«, wiederholte sie.
»Ich muß bald los«, sagte sie leise. »Ebbe und Flut und
so…«
    Flint hörte auf zu schnitzen. »Ja, ich schätze, das mußt du.«
Er hielt die Treibholzmöwe hoch und sah sie prüfend an.
Nachdem der Zwerg einen losen Splitter weggeschnipst hatte,
gab er das Tier Selana.
    »Das ist nicht viel – bei weitem nicht das beste, was ich kann
–, aber ich möchte, daß du es mitnimmst, damit du dich
erinnerst – « Er brach ab, weil ihm der Gedanke kam, daß sie
sich vielleicht nicht gern an die Ereignisse der letzten Tage
erinnern würde.
Lächelnd betrachtete Selana den zarten, kleinen Vogel. »Ich
werde mich geehrt fühlen, einen
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