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Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne
Autoren: Tina Daniell
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bestraft? Wenn Delbridges Vision
abgewendet worden war, müßten alle glücklich sein; sie
müßten ihn mit Belohnungen überschütten. Und wenn nichts
geschehen war, das Lord Curstons Sohn bedrohte, sollten sie
noch glücklicher sein. Er wurde doch bestimmt nicht so
behandelt, weil man ihn für einen Scharlatan hielt?
    Plötzlich kam ihm der Gedanke, daß es noch eine dritte
Möglichkeit gab. Wenn dem Knappen Rostrevor nun etwas
Unaussprechliches zugestoßen war? Delbridge schluckte. Diese
Möglichkeit war ihm gestern so abwegig erschienen. Der Junge
war doch zwischen den Wachen des Ritters und den Sprüchen
des Zauberers Balkom vor allem geschützt gewesen, was ihn
bedrohen mochte.
    Aber wenn nicht? In der Vision hatte ihn eindeutig etwas
erwischt. Vielleicht war die Vision wahr geworden, und jetzt
saß Delbridge im Gefängnis.
    Sie glaubten, daß er etwas damit zu tun hatte! Das war die
einzige logische Erklärung. Der Junge war verschwunden, und
der Ritter gab Delbridge die Schuld. Er sank auf den
Steinboden der Zelle und schlang die Arme um den Kopf. Was
sollte er mit dem Jungen wollen? Er hatte schon genug
Probleme damit, für sich selbst zu sorgen.
    Selbst wenn er die Tat nicht selbst begangen hatte, sah es
natürlich so aus, als wenn er alles von Anfang an gewußt hätte.
Delbridge versuchte es mit etwas zuversichtlicheren
Gedanken. Vielleicht war seine Vision nur so etwas Ähnliches
wie das, was Rostrevor passiert war. Vielleicht konnte er noch
einmal betonen, daß er das Unheil nur vorhergesehen, nicht
aber verursacht hatte. Die Tragödie war geschehen, weil
Curston und sein Magier den Jungen nicht angemessen
beschützt hatten. Vielleicht konnte er ja jemanden überzeugen,
falls jemals einer mit ihm reden würde. Er seufzte.
Delbridge sah zur Tür. Wann würde sie sich wieder öffnen?
An diesem ganzen Mist war nur das verdammte Armband
schuld! Delbridge fuhr mit der Hand in die Tasche, holte das
kalte Metall ganz unten heraus und riß dabei den Saum der
Tasche auf. »Was für ein vermaledeites Unglücksding«, fluchte
er und warf das Armband an die Steinmauer der stinkenden
Zelle, wo es mit einem Rascheln im Stroh landete. Delbridge
steckte seine Hände in die Manteltaschen und lief hin und her.
Wenn Lord Curston ihn nicht umbrachte, würde die Warterei
das übernehmen.
Irgendwann suchte er sich ein trockenes Eckchen Stroh und
schlief ein. Eine Weile später weckte ihn Licht, das durch die
geöffnete Tür fiel.
»Nimm deinen ekligen Fraß wieder mit«, murmelte der
Gefangene, ohne aufzusehen oder aufzustehen. »Den Abfall,
den du vorhin gebracht hast, habe ich nicht gegessen, und den,
den du jetzt bringst, werde ich auch nicht essen, du
ungewaschener, ungebildeter Affe von Türsteher.« Während er
sich mühsam aufrichtete, beschloß Delbridge, einfach sein
Glück zu versuchen. »Ich bestehe darauf, sofort denjenigen zu
sehen, der für meine irrtümliche Gefangennahme
verantwortlich ist!«
»In Eurer Lage könnt Ihr auf gar nichts bestehen«, grollte
eine Baritonstimme. »Vielleicht ist Euch nicht klar, welch
schwere Anklage gegen Euch besteht.«
»Genau das ist es! Ich weiß nicht einmal, wie die Anklage
lautet!« heulte Delbridge, der völlig sein hochmütiges Gehabe
vergaß. »Wer bist du überhaupt? Ich kann dein Gesicht nicht
sehen. Könnten wir nicht hier drin Licht machen, vielleicht
eine Fackel? Oder, warum gehen wir nicht lieber gleich
woanders hin – «
»Skala delarz.«
Delbridge sprang zurück, als vor seinen Augen Flammen
hochschössen und seine Augenbrauen versengten. Als er
wieder sehen konnte, entdeckte er zu seinem Entsetzen, daß die
Flammen aus der linken Hand des Mannes loderten. Aber noch
erstaunlicher war, daß der Kerl Delbridge ganz ruhig
betrachtete, während er seine brennende Hand wie eine Fackel
hochhielt. Instinktiv griff Delbridge hin und wollte das Feuer
löschen. Mit einem Wink des brennenden Arms hielt ihn der
Mann zurück.
»Faßt mich nicht an. Ich habe einen einfachen Feuerzauber
gesprochen, damit es hell wird. Das finde ich weniger lästig,
als eine Fackel mitzuschleppen.« Er drehte seine Hand
bewundernd hin und her. »Macht ziemlich viel Eindruck, nicht
wahr?«
»Ja, allerdings…« Delbridge trat zurück und sah den Mann
im Licht des unnatürlichen Feuers mißtrauisch an.
Er erkannte, daß es Balkom war, der Zauberer, den er am
Vortag als Lord Curstons Berater kennengelernt hatte. Aus der
Nähe fiel Delbridge auf, daß er zu Balkom aufblicken
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