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Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne
Autoren: Tina Daniell
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erklärte
sich zum Sieger seines Spiels gegen sich selbst.
    »Ich weiß, daß mein Armband irgendwo in dieser Burg ist«,
sagte Selana störrisch, die ihre Arme vor ihrer vorne
zerrissenen und schmutzigen dunkelblauen Robe verschränkt
hatte. Ihr Gesicht unter dem lockersitzenden hellblauen Schal
war zerkratzt und von der Sonneneinstrahlung rot verbrannt.
»Mein erster Spruch hat gezeigt, daß Delbridge nach
    Tantallon unterwegs war, und der, den ich gerade gezaubert
habe, sagt unmißverständlich, daß das Armband hier ist.« Die
Meerelfin richtete den Blick auf die riesige, rechteckige Burg
aus fußlangen, geriffelten Granitblöcken.
    Tanis, der auf einer steinernen Tränke saß, lehnte sich an die
kalte Mauer der kleinen Pumpe auf dem Dorf platz und legte
träge ein Bein über das andere. Mit einer Hand schöpfte er
kaltes Wasser aus der Tränke, wusch sich damit sein
verschwitztes, verdrecktes Gesicht und trocknete es an seinem
Ärmel ab. Dann schloß er die Augen und hielt sein Gesicht in
die Spätnachmittagssonne.
    Neben ihm auf dem Boden schnarchte der Zwerg leise in
seine Zipfelmütze. Wie er seinem Freund, dem Halbelfen,
immer wieder mitteilte, war er nicht mehr der Jüngste. Auch
wenn sein Kopf sich an nichts mehr von der Nacht erinnerte,
die sie unter dem Zauber der Satyre mit wer weiß was für
Unfug verbracht hatten, sein Körper spürte sie noch in allen
Knochen. Flints faßförmiger Körper zitterte vor Schmerzen.
    Die Stimmung in der kleinen Gruppe war noch
angespannter, seit sie vor vielleicht acht Stunden zwischen den
Resten des Satyrlagers aufgewacht waren. Falls das überhaupt
möglich war, hatte diese Begegnung die Meerelfin noch
dickköpfiger und entschlossener gemacht, noch mehr darauf
versessen, ihr Armband wiederzubekommen und damit zum
Meer zurückzukehren.
    Besonders demütigend war, daß die Satyre jedem fast alles
Wertvolle abgenommen hatten – außer Tolpan. Der Kender
war richtig beleidigt gewesen, daß sie seinen Tintenstopfen aus
Alabaster und das kleine, gravierte Porträt seiner Eltern
übersehen hatten, und sie hatten nicht eine einzige von seinen
Karten genommen. Der armselige Viererhaufen hatte nicht
einmal mehr genug Geld für eine Kohlsuppe, wobei dieses
schlichte Gericht aus Kohl und Kartoffeln sowieso keiner von
ihnen mochte.
»Also?«
Überrascht schlug Tanis ein Auge auf. »Also, was?«
»Sollte nicht jemand hingehen und fragen, ob dieser
Delbridge da drin ist?«
    Tanis lachte. »Das ist kein Wirtshaus, Selana«, sagte er. »Da
drin wohnt der einflußreichste Mensch dieses Ortes, und für
den sind wir nur Fremde. Vielleicht ist unser Dieb sein Gast.
Da kann man nicht einfach aufkreuzen und sagen: >Her mit
dem dicken Betrüger in der grünen Jacke!<«
»Wieso nicht?« fragte Tolpan.
     
Flint, der im Halbschlaf zugehört hatte, wurde vor Lachen
wach.
    »Ich bin kein kleiner Tölpel vom Meer, Tanis Halbelf«,
sagte Selana, deren finsterer Blick den Zwerg zum Schweigen
brachte. »Ich sage ihnen einfach die Wahrheit, daß ich lange
unterwegs war, um einen Dieb zu suchen, der mir ein
wertvolles Armband gestohlen hat, und daß ich glaube, daß er
irgendwo in dieser Burg ist. Curston ist Ritter von Solamnia,
also bestimmt ein ehrenwerter Mann. Er wird mir
unvoreingenommen zuhören.«
Tanis nickte; er war überraschenderweise derselben Meinung
wie Selana.
    Tolpan sprang auf. »Ich komme mit, Selana«, bot er an, denn
sein Spiel langweilte ihn langsam, weil er immer gewann.
Flint riß ihn zurück.
»Mir mißfällt es, sie allein zur Tür zu schicken«, sagte er,
während er seinen zottigen, grauen Kopf schüttelte, »aber wenn
man das Mißtrauen der Ritterschaft gegenüber allen
Nichtmenschen bedenkt, wird sie schon genug Probleme
haben, ohne daß ein Kender, ein Zwerg oder ein Halbelf neben
ihr stehen. Mach wenigstens deinen Schal wieder fest«, riet er
Selana, wobei er väterlich ihre Hand tätschelte.
Die Meerelfin runzelte die Stirn, wickelte sich jedoch
gezwungenermaßen ihren schmutzigen Seidenschal wieder
kunstvoll um den Kopf. Während sie durch das geschwungene
Portal schritt, überlegte sie sich ein paar Sätze und ging dann
zu der mit Schnitzereien verzierten Tür. Dort nahm sie den
Messingring fest in die Hand und schlug ihn wiederholt gegen
die Metallscheibe an der festen Tür.
Auf einmal lugte ein runzliges Gesicht um die Türkante,
dessen Haare eine seltsame Mischung aus Rattengrau und
Maisgelb zeigten. Seine des Alters wegen trüben Augen
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