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Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne
Autoren: Tina Daniell
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begnadigt? Wo ist Balkom?«
Beide Wachen ignorierten seine Fragen. Langsam erhob sich
Delbridge von den Knien und ging zögernd zur Tür.
Mittlerweile hatten sich seine Augen an das Fackellicht
gewöhnt. Im Gang sah er drei weitere Soldaten, die offenbar
alle darauf warteten, ihn zu Lord Curston zu begleiten. Beim
Überschreiten der Schwelle taumelte er etwas.
Als Delbridge in den Gang trat, nahmen ihn die Soldaten in
die Mitte. Wortlos schritten sie durch lange Gänge, an
geschlossenen Türen und offenen Torbögen vorbei unter dem
Schloß entlang. Schließlich stiegen sie eine lange, steinerne
Wendeltreppe hoch und gingen durch eine Holztür.
Da er erwartet hatte, in einen Innenraum zu gelangen, war
Delbridge völlig sprachlos, als er sah, daß er sich draußen im
Burghof befand. Der Himmel war kalt und tiefrosa und von
dünnen, drohend schwarzen Wolken durchzogen. Der Hof war
in graues Licht getaucht, denn die aufgehende Sonne war noch
hinter den dicken Befestigungsmauern verborgen.
Delbridge sah sich entsetzt um. Weder von Curston noch von
Balkom, dem Zauberer, war irgend etwas zu sehen. Der Hof
war zweigeteilt; die eine Hälfte gehörte den Händlern und
Handwerkern mit ihren Ständen, die andere war für das Militär
der Burg reserviert. Delbridge und seine Eskorte gingen
zwischen einer Kaserne und der Händlerzone hindurch, und er
sah, daß sie auf einen großen, offenen Platz zuhielten. Als sie
um die Ecke bogen, wurden Delbridge die Knie weich.
Die Morgensonne begann gerade, einen Galgen zu
beleuchten.
Zwei Soldaten ergriffen seine herabsinkenden Arme und
hielten ihn aufrecht, während sie ihn halb stützten, halb
vorwärts zerrten. Delbridge kniff fest die Augen zusammen.
Seine Füße schleiften willenlos über den Boden.
Vor einer Reihe Bewaffneter in Habtacht-Stellung blieb der
Trupp stehen. Dahinter waren mindestens hundert Bürger aus
der Stadt versammelt, und wiederum dahinter, in Sichtweite
des Galgens, aber außer Hörweite, saß rechts vom Burgtor
Lord Curston auf einem mächtigen, kastanienbraunen Hengst.
In seiner solamnischen Rüstung sah der alte Ritter prachtvoll
aus. Den Helm hatte er über den Sattelknauf gestülpt. Neben
Curston saß etwas weiter hinten Balkom auf einer schwarzen
Stute.
Mit unbewegter Stimme verkündete der Hauptmann der
Wache: »Omardicar, der Allwissende, Ihr steht vor diesem
Gericht, weil Ihr des Verrats, der Entführung und der bösen
Hexerei angeklagt seid. Ihr habt in allen Punkten Eure
Unschuld beteuert. Wollt Ihr diese Aussage jetzt, vor Seiner
Lordschaft, Sir Curston von Tantallon, widerrufen?«
Delbridge zwang sich, die Augen aufzuschlagen. Obwohl
sein Blick von aufsteigenden Tränen verschleiert wurde,
konnte er den Ritter sehen, der dort hinten mit verhärmtem,
hartem Gesicht auf seinem Pferd die Dinge verfolgte.
Delbridge bewegte den Mund, doch es kam kein Ton heraus.
Nach mehreren Augenblicken krächzte er mehr, als daß er
sprach, die einzigen ihm möglichen Worte: »Ich bin
unschuldig.«
Die Augen des Hauptmanns blickten kalt und ohne Gnade
auf den Verurteilten hinunter. Mit klarer Stimme sagte er:
»Dann spricht Lord Curston Euch schuldig.«
Er sah die vor ihm stehenden Soldaten an. »Wachen, tut eure
Pflicht.«
Die Leute aus der Stadt jubelten. Delbridge kämpfte gegen
die Wachen, die ihn festhielten, und rief dem fernen Zauberer
zu: »Balkom! Ihr habt versprochen, mir zu helfen!« Aber durch
das Geschrei der Menge verstanden nicht einmal die Leute
neben ihm seine Worte.
Delbridges Beine sackten ihm völlig weg, als er zum Galgen
geschleift und eine Leiter hochgeschleppt wurde. Als man ihm
den Strick um den Hals legte, drehte er sich erneut nach
Balkom um. Mit vor Angst rauher Stimme kreischte er zum
letzten Mal: »Das Armband! Was ist mit dem Armband?«
Delbridges letzte Wahrnehmung, bevor die Soldaten die
Leiter wegstießen, war, wie Balkom lächelnd durch seinen
Spitzbart strich, an seinem Handgelenk etwas kalt und
kupferrot in der Morgensonne blitzte.
Kapitel 2
Endlich gefunden
    Bist du sicher, daß deine Sprüche richtig funktionieren?
fragte Tolpan, der gegen das Sonnenlicht, das über Selanas
Schultern schien, die Augen zusammenkniff. Er selbst saß im
Schneidersitz und blickte wieder auf sein Spiel »Kreuze gegen
Kreise«, das er in den Sand gemalt hatte. »Ich meine, wir
haben in der ganzen Stadt und in der Burg gefragt, und
niemand weiß etwas von diesem Delbridge.« Mit dem Finger
malte der Kender das dritte Kreuz in einer Reihe und
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