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Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne
Autoren: Tina Daniell
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vielleicht
wissen, warum Ihr hier seid. Ich werde es Euch erzählen, damit
wir beide auch wirklich über dieselbe Sache reden.«
Während er den blauen Stein zwischen Daumen und
Zeigefinger drehte, lief er hin und her. »Als wir heute morgen
das Zimmer des Knappen Rostrevor aufmachten, war es leer.
Der Knappe war fort – spurlos verschwunden. Da die Wachen
und meine magischen Schutzvorkehrungen an ihrem Platz
waren, konnte nichts, was ich kenne, den Raum unbemerkt
betreten oder verlassen haben. Dennoch war der Knappe nicht
mehr da.«
Delbridges Augen quollen vor Überraschung hervor. Seine
schlimmste Befürchtung hatte sich bewahrheitet: Knappe
Rostrevor war wirklich entführt worden, und man gab ihm die
Schuld daran.
Der einäugige Magier blieb vor Delbridge stehen. »Nur
jemand, der über unseren Plan Bescheid wußte, hätte sich so
kühn hineinschleichen können.«
Delbridge zitterte wie Espenlaub. Er hatte für jemand
anderen eine Tragödie vorhergesehen und wurde nun deren
Opfer.
Diese trübsinnigen Gedanken wurden durch Balkoms weiche
Stimme unterbrochen. »Ihr seid natürlich ganz böse in die
Sache verwickelt. Wenn Ihr mir sagt, was aus dem Knappen
geworden ist und wie das Verbrechen ausgeführt wurde, wird
Eure Hinrichtung gnädig ausfallen.«
»Hinrichtung!« Die Todesdrohung weckte Delbridge wie ein
Schlag ins Gesicht. »Ich habe nichts mit dem Verschwinden
des Jungen zu tun! Bis zu meiner gestrigen Audienz wußte ich
doch nicht einmal, daß Lord Curston einen Sohn hat. Wie hätte
ich ihn entführen sollen? Wozu hätte ich ihn entführen sollen?«
»Genau das will ich herausfinden.«
Selbst in seiner Panik erkannte Delbridge die
Aussichtslosigkeit der Sache. Zweifellos war da schwarze
Magie im Spiel, etwas viel Dunkleres als das Armband. Solche
Hexenjagden hatte er schon miterlebt. Wenn das hier so ablief,
wie er befürchtete, würde er um so schuldiger wirken, je
weniger Beweise man gegen ihn hatte. Gleichzeitig wagte er
nicht, irgend etwas zu sagen, was als Geständnis oder
Schuldbekenntnis ausgelegt werden konnte.
»Gnädiger Herr, ich bitte Euch zu bedenken, wessen Ihr
mich anklagt. Wenn ich daran beteiligt wäre, warum hätte ich
meine Absicht, dieses Verbrechen zu begehen, dann vorher
ankündigen sollen?«
Balkom steckte seinen leuchtenden Stab vorsichtig in einen
Riß in der Wand und nahm dann den Edelstein zwischen
Daumen und Zeigefinger der linken Hand. Er hielt ihn hoch, so
daß das Licht seines Stabes reflektiert wurde und winzige
Lichtflecken über die Zellenwände tanzten. »Ein
ungeschliffener Edelstein ist etwas Seltsames. Habt Ihr je einen
gesehen?«
Delbridge schüttelte teilnahmslos den Kopf, doch Balkom
fuhr fort: »Man sieht ihnen überhaupt nichts von der
endgültigen Schönheit an, die wir so schätzen. Rauh, dunkel,
formlos. Ein ungeübtes Auge würde ein unbezahlbares Juwel
als wertlosen Stein abtun. Aber das geübte Auge, das sich mit
Edelsteinen auskennt, sieht in dem unschuldigen Stein das, was
er ist, wie gern er auch seine wahre Natur verbergen möchte.«
Er ließ den Edelstein in seine rechte Handfläche fallen und
schloß die Finger darum. Delbridge erinnerte sich unklar daran,
daß ihm aufgefallen war, daß dem Mann der rechte Daumen
fehlte. »Wie bei einem ungeschliffenen Edelstein sind die
Motive böser Menschen niemals klar und eindeutig.«
»Wie hätte ich Curstons Sohn wegzaubern sollen?« brachte
Delbridge gequält heraus. »Ich bin kein Zauberer. Eure Magie
hätte ich nie überwinden können.«
»Kommt schon«, entgegnete Balkom herablassend, »wir sind
doch nicht dumm. Ganz sicher hattet Ihr Komplizen. Wenn Ihr
selbst nicht gestehen wollt, dann sagt mir einfach ihre Namen.
Eure Hilfsbereitschaft wird berücksichtigt werden, wenn das
Urteil gefällt wird.«
»Ich bin unschuldig!« kreischte Delbridge, der an der
Steinmauer herunterrutschte. »Wie soll ich mich verteidigen?
Wenn ich etwas gestehe, dann glaubt Ihr mir, und ich bin
verloren. Wenn ich sage, ich bin unschuldig, dann sagt Ihr, ich
lüge. Warum seid Ihr überhaupt hier? Um mich zu quälen? Ich
habe nichts Böses getan!«
Balkom stand ungerührt da und sah zu, wie Delbridge seine
Knie umklammerte und sich auf den kalten Steinen vor und
zurück wiegte.
»Ich bin hier, weil Lord Curston mich geschickt hat.«
Delbridge sah den Magier ängstlich an, sagte aber nichts.
»Und ich bin auch hier, um meine eigene Neugier zu
befriedigen. Offenbar war irgendeine Art von Magie im Spiel.
Das geht mich
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