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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert
Autoren: Tina Daniell
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von Kitiara noch von
Minna viel Notiz nahm. Ihre grauen Augen waren glasig,
während ihr Körper von den schmerzhaften Wehen geschüttelt
wurden, die unbarmherzig weitergingen.
Minna zog einen kleinen Beutel aus ihrer Tasche und befahl
Kit, eine saubere Schüssel mit heißem Wasser an den
Nachttisch zu bringen. Dann schüttete sie den Inhalt des
Beutels in die Schale, tauchte ein Tuch in die bräunliche
Flüssigkeit und wrang es aus. Mit diesem Tuch wischte Minna
Rosamund die Stirn ab und wusch ihr gelegentlich den
angeschwollenen Leib, wozu sie Rosamund den Kittel
hochzog.
»Was ist das?« wagte Kit zu fragen.
»Geheimzutaten«, antwortete Minna selbstgefällig. »Ganz
genau weiß ich es selber nicht.« Sie kicherte. »Hab’ ich von
diesem Kender, von dem ich dir erzählt habe. Asa. Er nennt es
>Nie versagender Balsam<.«
Kit mußte zugeben, daß ihre Mutter nach diesen
Waschungen etwas leichter atmete.
Minna hielt Kit auf Trab. Sie befahl ihr, einen Stuhl zum
Bett zu bringen, mehr Decken zu suchen, einen Tee zu kochen,
mehr Feuerholz zu holen. Kit wußte, daß Minna sie nicht
mochte, und daß sie Rosamund erklärt hatte, ihre kleine
Tochter sei zu dickköpfig und müsse mehr an die Kandarre
genommen werden. Jetzt ärgerte sich Kit über die Kommandos
der Hebamme, denn sie merkte, wie Minna ihre Macht über
Kitiara in diesem Notfall auskostete.
Rosamunds Stöhnen und Schreien hielt die zwei allerdings
beschäftigt. Ihre Qual war für das Kind schrecklich mit
anzusehen. Hin und wieder rollten Rosamunds Augäpfel ganz
in den Kopf zurück, und ihr Körper versteifte sich unter dem
Ansturm der Wehen.
Die Wehen zogen sich hin, und Kit sehnte sich heimlich
nach Gilons beruhigender Gegenwart und fragte sich, wann ihr
Stiefvater wohl heimkehren würde. Doch sie mußte verzagt
feststellen, daß es erst Mittag war, und Gilon kam
normalerweise nicht vor dem Abend nach Hause.
Etwa eine Stunde nach Minnas Eintreffen verlangsamte sich
Rosamunds Atmung besorgniserregend. Die Hebamme steckte
Rosamund die Hand unter den Kittel und nickte Kit zu.
»Schieb das Baby raus, Rosamund«, kommandierte sie.
Kit sah Minna überrascht an. So blaß und weggetreten und
schweißgebadet, wie Rosamund war, schien sie kaum fähig,
ihren Kopf auf dem Kissen zu drehen, geschweige denn irgend
etwas zu schieben. Dennoch stieg Kit auf Minnas Drängen hin
aufs Bett und half Rosamund, sich aufzusetzen. Dann setzte sie
sich mit ihrem schmalen Rücken gegen den schweißnassen
Rücken ihrer Mutter und stemmte die Füße gegen das hölzerne
Kopfende, um Rosamund aufrecht zu halten, während Minna
ihre Mutter wieder zum Pressen aufforderte.
»Pressen!« schrie Minna. »Wenn du willst, daß es endlich
vorbei ist, dann preß!«
Eine Stunde später hatte sich noch nichts verändert. Kit
waren die Beine schwer wie Baumstümpfe, und Rosamunds
Kopf war gegen den ihrer Tochter zurückgesunken, als hätte
sie das Bewußtsein verloren. Minna hatte sich hingesetzt. Auf
ihrer Stirn standen Schweißperlen, und ein paar Haarsträhnen
hingen ihr ins Gesicht. Obwohl auch sie erschöpft war, forderte
die Hebamme Rosamund immer wieder zum Weiterpressen
auf.
Dann endlich gebar Rosamund mit einem langgezogenen
Stöhnen.
Für Kit sah das Baby aus wie ein rotblaues, blutbesudeltes
Äffchen, das mit einer weißen, käseartigen Schmiere bedeckt
war. Ein durchdringender Schrei, der die Fenster zu erschüttern
schien, kündete sofort von der Kraft des Kindes.
»Ein Junge!« krächzte Minna. »Du hast einen schönen,
gesunden Jungen, Rosamund!« sagte sie, während sie das
Neugeborene geübt abwischte, wickelte und in eine saubere
Decke hüllte. »Na, der wiegt aber bestimmt zehn Pfund! Das
ist ein Riese!«
Ihre Worte kamen bei der Mutter des Babys gar nicht an.
Rosamunds Augenlider fielen zu, als Kit hinter ihr
herausschlüpfte und Rosamund erschöpft in die Kissen sinken
ließ.
Fast augenblicklich wurde Rosamund von einem scharfen
Atemzug wieder geweckt. Ihre Augen waren erschreckt
aufgerissen.
»Nur die Nachgeburt«, murmelte Minna in sich hinein, als
sie Rosamund ansah. Doch dann drückte die Hebamme das
frisch versorgte Kind rasch Kit in die Arme, um sich wieder
um die Mutter zu kümmern. Nachdem sie sie genau angeschaut
hatte, griff Minna nach ihrer Geburtshilfetasche, die vor dem
Bett stand. Sie wühlte darin herum und zog einen anderen
kleinen Beutel heraus, der doppelt verschlossen war. Als die
Hebamme ihn vorsichtig aufmachte, hätte Kit, die neben Minna
stand,
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