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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert
Autoren: Tina Daniell
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ihr Baby. Sie
braucht dich!«
»Nun, das ist aber bestimmt kein Grund, unhöflich zu sein.
Das greift in Krynn heutzutage schon viel zu sehr um sich«,
sagte Minna beleidigt. »Frauen haben schon immer Kinder
bekommen. Ich bin sicher, daß deine Mutter gut
zurechtkommt«, fügte sie hinzu und überprüfte unterdessen
ihren vollgestopften Lederrucksack ein letztes Mal, bevor sie
ihn zuzog. »Ach, hier sind die Espenblätter. Ich sollte mir
keine Gedanken machen. Ich nehme an, dein Vater ist zu
Hause bei Rosamund?« Die Frage hörte sich ganz unschuldig
an, aber Kit, die immer dünnhäutig war, wenn nach ihrem
Vater gefragt wurde, unterstellte Minna andere Gründe für ihre
Frage. Die Hebamme legte Wert darauf, jeden Klatsch zu
wissen, der in Solace herumging, und alles, was sie bei ihrem
Herumschnüffeln herausfand, gab sie morgens auf dem Markt
an Dutzende von Bekannten weiter. Kit wußte, daß Rosamund
zu ihren Lieblingsthemen zählte.
Rosamund litt immer wieder unter merkwürdigen Trancen
und wurde dauernd von Fieber und eingebildeten Leiden
heimgesucht. Nachdem Gregor sie verlassen hatte, war die
Sache nur noch schlimmer geworden. Kitiara nahm an, daß
Rosamund sich die Schuld für Gregors Fortgehen gab. Nun,
das sollte sie auch. Mit ihrem dauernden Genörgel hatte sie ihn
regelrecht vertrieben.
Es war schwer, zu begreifen, was Gregor anfangs in ihrer
Mutter gesehen hatte. Vielleicht war sie mal schön gewesen,
räumte Kit widerstrebend ein. Und sie war eine ganz passable
Köchin. Aber wer Rosamund auch gewesen war, in den letzten
Monaten hatte sie sich immer mehr zu einer kränklichen
Stubenhockerin entwickelt, wie Kit es niemals werden wollte.
Rosamund hatte nicht sehr viele Freunde oder Leute, die sie
wegen ihrer Unpäßlichkeiten bemitleideten. Und da kam
Minna ins Spiel. Kitiara mußte zugeben, daß Minna ihre
Mutter versorgt hatte, so gut sie nur konnte. Und sie hatte
Gilon nie gedrängt, die wachsende Rechnung zu begleichen.
Dennoch verabscheute Kitiara die herrische Klatschtante.
»Gilon«, Kit betonte seinen Namen, da er nicht ihr Vater
war, »hackt im Wald Holz. Ich weiß nicht wo, wahrscheinlich
meilenweit weg. Sonst würde ich losrennen und ihn holen.
Meiner Mutter ging es in letzter Zeit ziemlich gut, und ich
wollte ihn nicht bitten, zu Hause zu bleiben. Wir wußten ja
nicht, wie nah ihre Zeit schon war. Kannst du dich nicht
beeilen?«
Kit sah aus dem Fenster und wünschte sich sonstwohin - fort
von diesem Haus, egal, wohin, außer vielleicht in ihre eigene
Hütte. Sie konnte die bedrängten Schreie nicht vergessen, die
Rosamund ausgestoßen hatte, ebensowenig den ängstlichen
Ausdruck auf ihrem Gesicht.
»Ja, wer hat’s hier jetzt eilig, junge Dame? Sieh zu, daß du
Schritt hältst.«
Damit fegte Minna an Kitiara vorbei aus der Tür. Kit hätte
ihr am liebsten in den Hintern getreten. Aber der Gedanke an
Rosamund daheim, die mit der Geburt kämpfte, ließ sie den
Impuls unterdrücken. Das Mädchen mußte wirklich rennen, um
mit Minnas Tempo mitzuhalten, denn diese eilte mit schnellen
Schritten über die Hängebrücken.
Als sie die Hütte erreichten, sah Kit, daß ihre Mutter wieder
auf das Bett geklettert war, dessen Decke und Laken fleckig
und blutverschmiert waren.
Sie stieß ein leises Stöhnen aus, und ihr Atmen wurde
schneller, weil eine neue Wehe begann. Diesmal schien sie
zum Schreien fast zu erschöpft zu sein. Ihr langes, hellblondes
Haar klebte schweißnaß an ihrem Kopf. Das zartknochige
Gesicht war verzogen. Rosamund stöhnte erstickt und krümmte
sich. Nach dem Abklingen der Wehe sank sie aufs Bett zurück.
Minna fühlte ihr eilig die Stirn. Die Wehen kamen schneller.
Rosamunds Bett war bereits völlig naß. »Gut. Dein Wasser ist
abgegangen«, erklärte Minna. Doch als die Hebamme die
grünliche Farbe der Bettücher sah, runzelte sie die Stirn.
Minna zog Rosamund ohne Umschweife ihren Kittel aus und
prüfte, wie die Wehen vorangingen. »Mach heißes Wasser und
leg saubere Tücher bereit. Das Baby kann jetzt jeden Moment
kommen. Dieses grüne Wasser bedeutet, daß es
Schwierigkeiten geben kann«, sagte sie warnend.
Kit, die nie besonders gern im Haushalt geholfen hatte, half
Minna verlegen, Rosamunds Bett mit sauberen Laken zu
beziehen. Sie holte alle sauberen Tücher her, die sie finden
konnte, und schleppte dann in einem Eimer Wasser heran, das
sie in einem Topf über dem Feuer aufsetzte.
Inzwischen war Rosamund von der Geburtsarbeit so
gefangengenommen, daß sie weder
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