Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf
Autoren: Pierre Pevel
Vom Netzwerk:
Lippen lässt sich der Alchemist auf den Rücken zurückfallen. Mit geschlossenen Augen genießt er diesen Augenblick so ausgiebig wie möglich. Ein sanftes und warmes Wohlgefühl durchströmt ihn, lindert seine Schmerzen und wiegt seine Seele.
    Aber Schreie stören das Entzücken. Die Wachen schlagen Alarm, und sofort herrscht Aufregung. Der Alchemist erhebt sich und schaut aus seinem Fenster, das nur eine klaffende Öffnung ist, von der aus man den Hof des Landsitzes und die umgebende Landschaft überblicken konnte.
    Auf der Straße preschen Reiter heran.
    Bewaffnete Reiter, die von einer weißen Silhouette angeführt werden.
    Der Alchemist begreift sofort, mit wem er es zu tun hat. Er erkennt auch, dass er in der Falle sitzt in diesem Anwesen, das einem Angriff nicht lange standhalten wird.
    Er wendet den Kopf der Schatulle zu, die noch immer neben der Matratze liegt.
    Drei Phiolen mit goldenem Bilsenkraut.
    Genug, um einen Menschen zu töten.
    Und um einen Drachen zu erwecken.
    Die schwarzen Wachen greifen in gestrecktem Galopp an und wirbeln dabei eine Staubwolke auf, die sich in den ersten Strahlen des Tages verfängt. Das Dröhnen der Hufe erschüttert den Boden. Reynault und Schwester Béatrice führen die Kolonne an. Sie reiten Seite an Seite, den Blick auf das Anwesen geheftet. Dort stellt sich die Verteidigung auf. An der Mauer, die den Hof umschließt, werden Bewegungen sichtbar, Hüte und Musketengeschütze tauchen auf. Die Burgschwester zieht ihr Schwert und schwingt eine schwarz schimmernde Klinge durch die Luft, eine Klinge aus Draconit. Die Söldner auf der Befestigungsmauer schultern ihre Musketen und zielen. Sie wissen, dass es ihre Waffen auf hundertzwanzig Schritt bringen und dass es besser ist zu warten, bis sich der Feind genähert hat. Also warten sie. Die Reiter fliegen auf der staubigen Straße im Galopp heran, immer drei oder vier nebeneinander. Was aber werden sie tun, wenn sie angekommen sind? Man hat den Eindruck, dass sie das Tor offen glauben. Die schweren Flügel sind jedoch fest verschlossen, und hinter das Tor hat man eine Karre voll Fässer gezogen, die mit Erde gefüllt sind. Doch nichtsdestotrotz galoppieren die Gardisten immer noch in einem Höllentempo heran.
    Sie sind nur noch zweihundert Schritt entfernt. Bei sechzig Schritt werden die Söldner das Feuer eröffnen.
    Hundertfünfzig Schritt. Die Straße ist nun schnurgerade. Während sie weiter ihren schwarzen Degen schwingt, stimmt die Burgschwester eine Zauberformel auf Draconisch an.
    Hundert Schritt. Bald wird ein bleierner Kugelhagel die ersten Reiter niedermähen, Reiter wie Tiere zu Fall bringen, die noch andere mit zu Boden reißen werden.
    Fünfundsiebzig. Schwester Béatrice murmelt noch immer ihre Zauberformel.
    Sechzig. Die Söldner werden das Feuer eröffnen …
    Doch in der letzten Sekunde schreit die Burgschwester ein machtvolles Wort heraus. Ihre Klinge fängt plötzlich an zu strahlen, und die doppelte Tür des Anwesens zerbirst in tausend Stücke. Die Explosion ist enorm. Sie erschüttert die Mauern und lässt den Boden beben. Sie schleudert den Karren mit den Fässern in die Luft, tötet, verletzt oder betäubt die Deutschen, die zu beiden Seiten des Portals postiert sind. Sie verursacht eine Bestürzung, die die von der Explosion benommenen und von der Staubwolke schier blinden Verteidiger erfasst.
    Die Reiter haben ihre Geschwindigkeit nicht gedrosselt. Sie dringen mit Karabinern in den Hof vor. Musketen antworten ihnen. Ihre Geschosse werden unter Zischen abgefeuert und treffen. Eines prallt an Reynaults Harnisch ab, ein weiteres reißt seinen Hut mit. Er setzt den Fuß auf die Erde, zieht seinen Degen und schreit kurze Befehle. Um ihn herum hat ein Kampf Mann gegen Mann begonnen. Schwester Béatrice ist ganz in seiner Nähe.
    »Wo?«, fragt er sie mitten im Getöse der Schreie und Waffen. Sie scheint etwas zu suchen, dann zeigt sie auf das Hauptgebäude. »Dort!«, schreit sie.
    »Mir nach!«, befiehlt Reynault und stürmt los.
    Ihm folgen auch Ponssoy und einige andere, die die Burgschwester umringen. Sie versteht zu kämpfen, aber in letzter Konsequenz sind es ihre besonderen Kräfte, die sie alle retten. Sie muss überleben.
    Musketen tauchen an den Fenstern des großen Hauses auf. Detonationen krachen. Einer der Garden bricht zusammen. Reynault und seine Gruppe erreichen unterdessen die Eingangstür. Sie ist verbarrikadiert. Man muss sie einrammen. Man findet einen Balken, der als Rammbock dient. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher