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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf
Autoren: Pierre Pevel
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Saint-Lucq, du hältst hier draußen Wache.«
    Das Mischblut nickte und wendete sein Pferd. Almadès dagegen stieg vom Pferd, während La Fargue aus Vorsicht mit seinem noch ungezückten Rapier spielte. Es handelte sich um eine Waffe, die seiner Persönlichkeit angemessen war. Sie war robust und von guter Größe – ein Rapier »nach Pappenheimer Art«, benannt nach dem deutschen General, der damit sein Reitercorps ausgestattet hatte. La Fargue hatte die Qualitäten des Pappenheimers – und das oftmals auf seine Kosten – auf den Schlachtfeldern in Deutschland und anderswo unter Beweis gestellt. Er schätzte Robustheit und Länge ebenso wie die Glocke zum Schutz der Hand, muschelförmig und mit Durchbrucharbeiten verziert.
    Das Erdgeschoss war finster und ein einziges Durcheinander, und es roch nach altem Schweiß und nassem Holz. Man konnte sich dort nicht bewegen, ohne über Trümmer steigen zu müssen, und der Holzboden knarrte entsetzlich und drohte bei jedem Schritt nachzugeben. Der Wind blies durch die schlecht schließenden Bretter, mit denen die Fenster vernagelt waren. Ein Luftzug ließ die Flamme einer brennenden Kerze tanzen, die auf der ersten Stufe der Treppe stand.
    »Bleibt hier«, sagte La Fargue, bevor er allein in den ersten Stock hinaufging.
    Widerwillig gehorchend zog Almadès sein Rapier und begann, aufmerksam Wache zu halten.
    Oben an der Treppe angekommen, entdeckte der alte Edelmann einen langen Flur. An dessen Ende brannte eine zweite Kerze, die auf dem wurmstichigen Sturz einer nur angelehnten Tür stand.
    Der Gang war von weiteren Türen gesäumt, die zu weiteren Zimmern führten. Aber abgesehen davon, dass sie erleuchtet war, war jene am Ende des Flurs nicht geschlossen.
    Da man ihm so freundlich den Weg wies, schritt La Fargue dem Licht entgegen, jedoch vorsichtig und nicht ohne sich vor den anderen Türen zu hüten, die Hand am Degen.
    An einigen Stellen war die Decke undicht, und ab und zu konnte der alte Edelmann den Regen hören, der direkt über seinem Kopf auf den Dachboden prasselte. Offenbar lag der Dachstuhl weitgehend offen, was weder er noch seine Männer bei der Ankunft wahrgenommen hatten. Doch ein Teil des Daches war vom Hof aus unsichtbar: Er konnte durchaus fehlen, ohne dass man es hätte erahnen können – es sei denn, man wäre einmal um das Anwesen herumgegangen.
    La Fargue gelangte zu der Tür, die die Kerze anzeigte.
    »Treten Sie ein, Monsieur«, sagte eine charmante Frauenstimme.
    Durch das Getöse des Gewitters hindurch war auf dem Dachboden ein Kratzen zu hören. Fast im gleichen Moment rumpelte ein Donnerschlag, doch das leise Geräusch entging dem Hauptmann nicht, der kurz überlegte, begriff und lächelte. Hatte er nicht auch ein leises Kettenrasseln vernommen, das seinen Verdacht bestätigte?
    Er trat ein.
    Dieses Zimmer war vom Feuer verschont worden, nicht aber vom Zahn der Zeit. Staubig und heruntergekommen, wurde es von einem Dutzend Kerzen erleuchtet, die hier und da herumstanden. Ein großes Bett, von dem nichts als der Rahmen und die gedrechselten Pfosten übrig waren, nahm fast den gesamten Raum ein. Am anderen Ende gab es eine Tür, die so abgeschrägt war, dass sie sich in die Dachneigung fügte. Zerfetzte Vorhänge flatterten vor einem Fenster mit zerbrochenen Scheiben. Es war von innen nur notdürftig mit Balken vernagelt worden, aber einer fehlte ganz. Er war erst vor Kurzem herausgerissen worden, und La Fargue begriff, warum, als er beobachtete, wie ein kleiner Dragun durch den Spalt hereinschlüpfte. Nachdem er seine tropfnassen Flügel ausgeschüttelt hatte, sprang das kleine Reptil auf das ausgestreckte Handgelenk einer hinreißenden jungen Frau, die sich jetzt zu La Fargue umdrehte und ihn freundlich begrüßte.
    »Seid willkommen, Monsieur de La Fargue.«
    Mit so viel Sorgfalt wie Eleganz trug sie ein graues Jagdkostüm, dessen Jacke auf hübsche Weise tailliert war. Der schwere Rock hatte rechts eine Raffung, damit sie sich wie ein Mann in den Sattel schwingen konnte. Beinkleider, ein kokett in die Stirn gezogener Hut und Handschuhe, die auf das Rot ihrer Lederstiefel abgestimmt waren, vervollständigten ihren Aufzug.
    »Madame«.
    »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie sehr es mich freut, Euch zu sehen.«
    »Wirklich?«
    »Aber sicher! Zweifelt Ihr daran?«
    »Ja. Ein bisschen.«
    »Aber aus welchem Grund?«
    »Weil es mein Befehl sein könnte, Euch festzunehmen und nach Frankreich zu bringen, wo man Euch den Prozess machen würde.
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