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Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt

Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt

Titel: Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt
Autoren: André Ziegenmeyer
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Getränkestand. Als sie sah, wie ihre beiden Verfolger am Eingang der Gasse erschienen und unschlüssig in alle Richtungen spähten, wandte sich Auguste hastig ab.
    In diesem Augenblick wurde sie um ihre Bestellung gebeten. Unschlüssig blickte die Hexe in das Gesicht des Schankwirts und entschied sich dann für ein unscheinbares Irgendwas. Es wurde in kleinen Fläschchen gereicht, auf denen das Abbild einer pausbäckigen, schielenden Frau zu sehen war, und sorgte bei den Umstehenden für einige Heiterkeit.
    Noch immer schwer atmend beobachtete die Hexe aus den Augenwinkeln, wie die beiden Männer weitergingen. Der Touristenstrom beruhigte sich, und Auguste spürte, wie ihre Anspannung ein wenig nachließ.
    Just in diesem Moment wandte ihr ein ungemein bärtiger Mitbürger seine Aufmerksamkeit zu. Sein umfangreicher Leib war in mehrere Schichten Leder gehüllt, und die Aufnäher seiner Jacke identifizierten ihn als Mitglied der ‚Cataclysm Riders’. Er hatte gesehen, wie Auguste in unsicherem Lauf um die letzte Ecke gebogen war. Nun betrachtete er, wie sie eine Flasche vom hiesigen Lokalschnaps, fantasievoll „Hexenschuss“ genannt, in den noch immer zitternden Fingern hielt.
    Bei dieser Beobachtung schwammen in seinem Kopf zwei Wörter umher: „Frau“ und „Alkohol“. Aus diesen beiden Zutaten ergab sich für ihn eine Schlussfolgerung, die recht simpler Natur war und daher verschwiegen werden soll.
    Zwar schien sie nicht mehr ganz jung, er schätzte sie auf Mitte bis Ende dreißig, doch scherte ihn das wenig. Insgeheim war er sicher, dass irgendwelche inneren Werte das schon aufwiegen würden. Außerdem stand es in den Vereinsstatuten der Cataclysm Riders, nichts zu verschonen, das über zwei Beine verfügte und mehr Oberweite besaß als ein Laternenpfahl – einer Jugendbewegung übrigens, deren sonstige Hobbys darin bestanden, Frösche aufzupusten und Bierflaschen den Hals abzubeißen.
    Im Ganzen jedenfalls freute er sich außerordentlich darauf, ihre Bekanntschaft zu machen. Als er sah, wie sie mit dem Schankwirt über die Zahlungskraft einiger nicht ganz taufrischer Münzen stritt, glaubte er seine Stunde gekommen. Schnaufend setzte er sich in Marsch.
    Zielstrebig steuerte er auf Auguste zu und lehnte sich neben ihr gegen die jammervoll knarrende Theke. Mit grollendem Blick musterte er den Wirt und brummte, er regle das schon. Dann wandte er sich Auguste zu. Unverzüglich begann er, ihr das Glück ihrer neuen Bekanntschaft zu eröffnen. Dabei versäumte er keinen Augenblick, die Vorzüge ihrer Weiblichkeit zu preisen und zu betonen, wie trefflich sich dies alles in seinen Tagesplan füge.
    Die Hexe ihrerseits konnte nicht behaupten, auf eine derartige Begegnung gehofft zu haben – doch als sie eine Viertelstunde später wieder unter dem Schatten des Waldes dahinmarschierte, hatte sich ihre Laune entschieden gebessert. Selbst der Wirt hatte am Ende auf seine Bezahlung verzichtet.
    Während sie wohlgemut pfeifend ihren Weg fortsetzte, blieb hinter ihr im Dorf eine verwirrte Menge zurück. Mitten im Gewühl blickten sich zwei schwer atmende Gestalten fragend an. Etwas abseits hüpfte eine dicke Kröte verzweifelt um ihr Motorrad und wurde sich vage bewusst, dass sie auf der nächsten Versammlung der Cataclysm Riders nicht viel Spaß haben würde.
    Wie es schien, hatte Auguste ihre Verfolger abgeschüttelt. Das war zumindest etwas. Nach ihrem Dafürhalten galt es nun, den Spieß allmählich umzudrehen.
    Mittlerweile zweifelte die Hexe kaum noch daran, dass sie das Schicksal der anderen geteilt hatte. Vermutlich war auch sie nach ihrer letzten Verbrennung verschwunden. Da sie am gleichen Ort wieder aufgetaucht war, blieb vorerst nur eine Frage offen: Wie lange war sie fort gewesen?
    Es würde nicht ganz einfach sein, diesen Punkt zu klären, doch Auguste hatte bereits eine Idee. Allerdings gefiel ihr diese nicht recht.



Kapitel 2
„Philosophie und Kopfabbeißen“
    „Was soll das heißen: verloren?“
    Leonardo de Vendetta schaute finster auf die beiden vor ihm stehenden Männer. Seine Stimme versuchte donnernd, den Baulärm in der Arche zu übertönen. Vor etwa einer Stunde war der Kardinal mit einer handvoll Männer eingetroffen. Und seither, so dachte der daneben stehende Korkenbaum bitter, hatte er nicht viel Gelegenheit gehabt, ein sonniges Gemüt zu beweisen. Andererseits fiel es dem Bischof auch schwer, sich einen fröhlich jauchzenden de Vendetta vorzustellen.
    Vorsichtig musterte er den
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