Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition)
Autoren: Naomi Novik
Vom Netzwerk:
erkundigte sich MacArthur weiter. »Mit
einem zänkischen Haufen neidischer Kameraden in der Nähe dürfte das ziemlich anstrengend werden. Vielleicht wäre es am Ende besser, Sie würden es auf Ihre Art angehen und auf Ihrem eigenen Land Vieh züchten.«
    Überrascht schnappte Demane nach Luft. In der Gesellschaft, in der er aufgewachsen war, besaß nichts einen höheren Wert als Vieh, das sowohl als Währung als auch für das Überleben von größter Wichtigkeit war. Als verarmte Waise hätte Demane bereitwillig sein Leben aufs Spiel gesetzt, um eine Kuh sein Eigen nennen zu können, und so ganz hatte er sich noch immer nicht von der Vorstellung gelöst, dass der Besitz von Nutztieren ein Zeichen von Reichtum war. MacArthur hätte Demane genauso gut vorschlagen können, er solle doch eine Kiste voller Schätze ausgraben, um ihm dann anzubieten, ihm den Ort zu zeigen, an dem sie versteckt lag. »Vielleicht mache ich das«, erwiderte er, bemüht, möglichst gelassen auszusehen und angemessen vorsichtig zu klingen.
    »Gut, überlegen Sie es sich«, sagte MacArthur. »Es gibt keinen Grund für übereilte Entscheidungen. Denken Sie doch einfach darüber nach, ob Ihnen mein Vorschlag gefallen könnte.«
    Dann erkundigte MacArthur sich bei Temeraire nach Laurence, und als er erfuhr, dass dieser zum Abendessen ausgegangen war, tippte er an seinen Hut und machte sich wieder auf den Weg – allerdings nicht, ohne sich mit der Ankündigung zu verabschieden, dass er noch zwei weitere Kühe schicken würde. »Und einen einjährigen Ochsen für den kleineren Burschen«, womit Caesar gemeint war »damit Sie sich nicht mit diesem, wie sagten Sie, Kulingheelay, darüber streiten müssen« – als ob Temeraire sich überhaupt auf einen derart unwürdigen Streit einlassen würde. »Richten Sie Ihrem Kapitän meine Grüße aus.«
     
    »Sein Angebot würde mir jedenfalls besser gefallen als vor Rankin zu buckeln«, flüsterte Demane Roland zu.
    »Als ob du das jemals tun würdest«, antwortete Roland und rollte mit den Augen. »Sei kein Dummkopf, er will wahrscheinlich nur herausfinden, ob du zum Vorzugspreis bereit wärst, sein Laufbursche oder so etwas zu werden.«
    »Glaubst du, dass er auch bereit wäre, einen vernünftigen Preis für Transportdienste zu bezahlen?«, fragte Temeraire. Roland wies den bloßen Gedanken daran angewidert zurück und fauchte, es sei unter der Würde eines Fliegers, so etwas auch nur in Betracht zu ziehen. Als Demane und Temeraire sich später noch einmal unter vier Augen darüber unterhielten, waren sie völlig einer Meinung. »Wenn er oder jemand anders bereit wäre, in Kühen zu bezahlen, könnte doch niemand etwas dagegen einwenden, ihm zu Diensten zu sein.«
    Doch sie würden die Sache ein andermal weiter ausspinnen müssen. Der Wind hatte gedreht, und fürs Erste wurden diese Idee und MacArthurs Besuch aus Temeraires Gedanken verdrängt. Zwar wehte es nicht sehr stark, und die Spieren gerieten nur ein wenig ins Klappern, doch dafür kam der Wind aus einer idealen Richtung. Im schwindenden Licht erkannte Temeraire, dass auf dem Deck der Allegiance Beratungen im Gange waren. Die jungen, diensthabenden Offiziere blickten zum Ausguck empor und riefen Fragen hinauf. Nachdem sie sich eine Weile besprochen hatten, kamen sie gerade rechtzeitig zu einem Entschluss. Eben öffnete sich unten auf der Straße die Tür des Gasthauses, in dem die Männer zu Abend gegessen hatten, da stieg vom Schiff ein blaues Leuchtsignal auf, und der kleine blaue Wimpel, der die Offiziere an Bord rief, wurde gehisst.
     
    Langsam kam Laurence den Hügel hinauf und legte seine Hand auf Temeraires Flanke, als das Schiffsbeiboot zurückgerudert wurde. Während die Männer der Besatzung bereits die beiden mächtigen Ankerwinden umrundeten und die weißen Segel hinabrollten und sich bauschten, kletterten die Mitglieder der Abendgesellschaft hintereinander zur Reling empor.
    »Auf Wiedersehen«, rief Iskierka von ihrem Drachendeck. Ihre Stimme wurde laut über das Wasser getragen. »Auf Wiedersehen. Ich werde Granby sagen, dass er dir schreiben soll, wenn sich etwas Interessantes ereignet.«
    Temeraire seufzte leise, dann legte er den Kopf auf seine Vorderbeine, als die Allegiance langsam und majestätisch auszulaufen begann. Im immer schwächer werdenden, orange- und rosafarbenen Licht stieg der Dampf von Iskierkas Stacheln auf und kräuselte sich den Vordermast empor, bevor er sich in den geblähten Segeln verfing und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher