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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition)
Autoren: Naomi Novik
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Tharkay eine derart lange Reise auf sich nehmen sollte, nur um überholte Neuigkeiten zu überbringen. Außerdem erweckte er nicht den Anschein, als läge ihm viel daran, aufzubrechen. Schließlich erklärte Temeraire: »Du kannst ja hinterher wieder zurückkommen. Falls du Bezaid und Sherazde siehst, sei bitte so gut und richte ihnen aus, dass ihr Ei sicher geschlüpft ist. Ich habe schon öfter daran gedacht, ihnen deswegen eine Nachricht zukommen zu lassen. Es ist ja nicht ihre Schuld, dass Iskierka derart anstrengend ist.«
    »Ich denke, wir sollten uns darauf einstellen, länger auf dich verzichten zu müssen«, sagte Laurence. »Was könnte dich in nächster Zeit schon in diesen Teil der Welt locken?«
    Tharkay zögerte und sagte dann: »Wir haben uns ja bereits vor einiger Zeit über Möglichkeiten unterhalten, die dich dazu bewegen könnten, von hier fortzugehen. Falls du dich entschieden hast, könnte ich sicher Erkundigungen einholen.«
    Auch Laurence ließ sich Zeit, ehe er antwortete: »Nein, Tenzing, aber vielen Dank. Ich glaube einfach nicht, dass das der richtige Weg für mich wäre …«
    Rasch winkte Tharkay ab. »Dann bin ich zuversichtlich, dass sich eine andere Beschäftigung für dich ergeben wird. Du scheinst mir niemand zu sein, der nur faul herumliegt.« Aus einer Mappe in seiner Jacke zog er eine schön verzierte Karte hervor. »Wahrscheinlich wird mein Aufenthaltsort, wie immer, nur schwer vorauszusagen sein. Aber du kannst mir an die Adresse meiner Anwälte schreiben. Wenn sie mich nicht finden können, werden sie die Briefe aufbewahren, bis ich sie anfordere.« Er reichte Laurence die Karte, die beiden Männer schüttelten sich noch einmal die Hände, und sie beschlossen, am nächsten Tag gemeinsam zu Abend zu essen. Dann machte sich Tharkay daran, den Hang hinabzusteigen.
    »Ich hoffe wirklich, dass er recht hat«, sagte Temeraire mit einem leisen Seufzen. Die Freibeuterei war ihm wie eine hervorragende Beschäftigung vorgekommen. So, wie es aussah, würde sich an diesem Ort wohl kaum etwas Interessantes erleben lassen, und er fand es doch sehr schade, dass Laurence sich nicht darauf einlassen mochte. Und es war einfach so unfair, dass alle außer ihm und Laurence fortgehen würden.
     
    Am nächsten Abend saßen Tharkay und Laurence gerade bei ihrem Abendessen, als plötzlich Gewehrfeuer einsetzte. Temeraire war eben erst aufgewacht und genoss die kühleren Stunden des Tages. Gerade hatte er überlegt, ob es die Mühe wert wäre, die kleine Strecke zum schattigeren Wasserloch zu fliegen und einen kühlen Schluck zu nehmen, da setzte das Krachen und Pfeifen der Musketen ein. Kulingile öffnete die Augen und setzte sich auf.
    »Werden wir jetzt gegen die Schlangen kämpfen?«, erkundigte er sich hoffnungsvoll. Seine Stimme war mit der Zeit zwar nicht tiefer geworden, aber voller. Außerdem wies sie einen merkwürdigen
Widerhall auf, sodass sich seine Worte anhörten, als sagten mehrere Leute gleichzeitig dasselbe.
    »Natürlich ist es noch nicht so weit, dass wir die Schlangen angreifen«, sagte Caesar, der den Hang hinuntersah. »Mein Kapitän hätte mich und die Mannschaft längst geholt. Dort kämpfen Menschen gegeneinander. Vielleicht sind es Duelle?«
    »Das sind keine Duelle«, sagte Temeraire. »Niemand trägt ein Duell in der Nacht aus, sie finden im Morgengrauen statt. Außerdem sind dann nicht Dutzende von Leuten auf beiden Seiten beteiligt. Aber warum in der Stadt ein solcher Aufruhr ausbrechen sollte, kann ich mir auch nicht erklären, und natürlich steckt Laurence jedes Mal, wenn es irgendwo Schwierigkeiten gibt, mittendrin, und zwar so, dass ich ihn nicht sehen kann. Oh! Sie schießen wieder.«
    Auf den Straßen war eine große Zahl von Männern mit aufgepflanzten Bajonetten in ein wildes Handgemenge verwickelt. Manche der Kämpfer hielten ihre Gewehre wie Keulen umfasst und schlugen wild um sich. In der Erwartung, Laurence vielleicht irgendwo inmitten des Getümmels zu entdecken, erhob sich Temeraire und sah besorgt den Hügel hinunter. Doch auch bei besseren Lichtverhältnissen wäre Laurence’ brauner Mantel nur schwer auszumachen gewesen. Temeraire beruhigte es jedoch nicht, dass er Laurence nirgends entdecken konnte, denn anderenfalls hätte er wenigstens hinunterfliegen, ihn sich greifen und ihn in Sicherheit bringen können.
    »Ich suche ihn«, sagte Temeraire entschlossen. »… Nein, Roland, ich kann nicht warten. Laurence könnte dort überall stecken. Vielleicht
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