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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition)
Autoren: Naomi Novik
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gerade mit Eintragungen in sein Logbuch beschäftigt war, »das wird er sogar mit ziemlicher Sicherheit.« Er hatte damit begonnen, Buch über alles zu führen, was Kulingile wegputzte. Darüber hinaus hatte er ihn immer wieder mit seiner Knotenschnur vermessen, jedenfalls bis Kulingile so groß geworden war, dass es nicht mehr möglich war, in einer angemessenen Zeitspanne mehr als die Länge seiner Klauen auf diese Weise zu ermitteln.
    »Wenn er nicht mehr ganz so rundlich aussieht«, fügte Dorset hinzu, »werden wir wissen, dass er seine endgültige Größe erreicht hat. Dann hat sein Körper die Luftsäcke vollständig umschlossen, und er beginnt, seine Gewichtsgrenze zu erreichen.« Inzwischen war
jedoch eine weitere Woche vergangen, und Kulingile sah noch immer mollig aus. Zwar war er nicht ganz so lang wie Temeraire, aber ein Vergleich ihrer Schattenumrisse auf dem Boden zeigte immer deutlicher, dass nicht mehr viel fehlte, bevor er Temeraires Größe erreicht hätte.
     
    Als MacArthur an diesem Nachmittag zum Felsvorsprung hinaufgestiegen kam, war auch ihm anzusehen, dass er von Kulingiles Ausmaßen beeindruckt war. Angeblich wollte er mit Laurence sprechen, doch der war zur Allegiance hinuntergegangen, um vor Rileys und Granbys Abreise noch ein letztes Mal mit ihnen zu Abend zu essen. Deshalb war außer Temeraire und Dorset niemand sonst zugegen, um ihn zu begrüßen. MacArthur war am Rande des Hügels stehen geblieben und fragte Temeraire: »Das ist dann also der Neue? Dafür, dass er erst vor drei Monaten aus dem Ei geschlüpft ist, scheint mir das eine ziemlich beeindruckende Entwicklung. Wenn er so weitermacht, wird er Ihr Kaliber erreichen.«
    »Nur, wenn man vom Gewicht spricht«, hatte Temeraire ein wenig zurückhaltend erwidert.
    »Haha«, hatte MacArthur gelacht, obwohl Temeraire nicht wusste, was daran lustig sein sollte. »Und hat er einen Kapitän?«
    »Ja, er gehört mir«, sagte Demane nachdrücklich. Er hatte den Kopf gehoben und mit halbem Ohr gelauscht, während er ganz in der Nähe mit Roland den geplanten Angriff auf die Schlangen durchgegangen war. Zwischen ihnen hatte sich eine Diskussion darüber entsponnen, wie vielversprechend der Plan sei. Demane war geneigt, ihn abzulehnen, nur weil er von Rankin stammte, und so suchte er nach Schwachstellen, bis Roland ungeduldig abwinkte: »Du hast ja recht, Rankin ist eine Pestbeule. Aber was hat das mit der Schlacht zu tun? Wenn Laurence sagen würde, man solle ins Wasser springen, um sie dort zu bekämpfen, würde dir das vielleicht gefallen?«
    MacArthur warf Demane einen mehr als zweifelnden Blick zu
und sagte dann etwas völlig Unverständliches. Vermischt mit einigen sehr merkwürdig ausgesprochenen, englischen Brocken, hatte es ein wenig den Sprachen der Ureinwohner geähnelt, die Temeraire hier und da aufgeschnappt hatte. »Wie bitte?«, fragte Demane ehrlich verwirrt.
    »Er denkt, du wärst einer der Eingeborenen!«, bemerkte Sipho, ohne von seinem Buch aufzublicken. »Wir stammen aus Afrika, und wir sind auch nicht dumm. Sie müssen nicht brabbeln, als würden Sie mit einem Kind sprechen.«
    »Ach, das trifft sich gut«, sagte MacArthur. »Es ist wirklich eine Schande, dass nicht mehr von euch schwarzen Burschen ein besseres Englisch sprechen.«
    »Es ist ebenso eine Schande, dass Sie nicht besser Chinesisch sprechen«, erwiderte Sipho nur halb zu sich selbst, woraufhin MacArthur entgegnete: »Tja, das dürfte dieser Tage wohl stimmen.« Dann lachte er und sagte zu Demane: »Wie ist es denn dazu gekommen, dass Sie der Kapitän des Drachen geworden sind? Sie können doch kein Offizier sein, oder?«
    »Und ob«, antwortete Demane trotzig, »was immer Kapitän Rankin auch behauptet. Wäre es nach ihm gegangen, wäre Kulingile unmittelbar nach dem Schlüpfen getötet worden.« Er spuckte aus. »Das ist für ihn und jeden sonst, der mir mein Recht streitig machen will. Ich stelle mich ihnen nur zu gern, wann immer sie wollen.«
    »Nun, wenn es nach mir geht, können Sie Ihren Degen in der Scheide lassen«, sagte MacArthur. »Wenn der Drache Sie als seinen Kapitän betrachtet, dann soll es mir recht sein. Darum geht es doch schließlich, oder? Den anderen Burschen hat das vermutlich gar nicht geschmeckt, was?«, fügte er beinahe scherzhaft hinzu, und Demanes Blick war Antwort genug.
    »Soweit ich weiß, werden Sie ja demnächst mit diesem großen Kerl hier feststecken. Was haben Sie vor? Werden Sie auf diesem Stützpunkt bleiben?«,
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