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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Autoren: Bernhard Hennen
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benutzt einen Hauch von Rot auf die Wangen zauberte. Mit einem Lächeln schloss er den kleinen Tiegel aus blütenweißer Keramik, den Kazumi ihm geschenkt hatte. Er stammte aus ihrer Heimatstadt und enthielt eine Salbe aus Honig, Wachs, Ziegelstaub und Rubinpulver. Auf die Lippen aufgetragen, verlieh er diesen ein leuchtendes Rot, in dem sich funkelnd Lichtreflexe brachen. Nie zuvor hatte er eine solche Lippensalbe besessen. Nicht einmal in Albenmark. Talawain warf einen letzten, prüfenden Blick in den Spiegel und nickte sich selbst zu. Es war geglückt – er sah Kazumi ähnlich genug, befand er.
    Der Elf hatte sein Gesicht ein wenig verändert, es runder erscheinen lassen, und seinem Haar hatte er eine schwarzseidene Farbe gegeben. Ein wenig Magie und viel Schminke hatten ihn in eine der berühmten Konkubinen vom Seidenfluss verwandelt.
    Kazumi hatte ihn in den letzten beiden Wochen mehrfach mit der Gunst ihrer Anwesenheit beehrt. Oft genug, dass niemand sich wundern würde, sie sein Zelt verlassen zu sehen. Sie war von zierlicher Gestalt. Ein wenig kleiner als er, aber das würde wohl kaum jemand bemerken. Wie sie so dalag im warmen Licht der Öllampe, war das Mädchen vom Seidenfluss eine Schönheit. Ganz anders als Ashira, die pockennarbige Masseurin, der seine Gunst zum Verhängnis geworden war. »Ich werde gut auf dich achtgeben«, flüsterte er und strich ihr sanft das Haar aus dem Gesicht. Kazumi lächelte im Schlaf. Sie würde lange schlafen. Er hatte Mohn in ihren Wein gegeben. Sie musste hierbleiben, denn sie war sein Alibi – auch wenn sie davon nichts wusste.
    Er zupfte das kostbare Wickelkleid zurecht, das er von ihr geliehen hatte. Der Saum war um ein weniges zu kurz. Aber bei einer Konkubine würde das kein Aufsehen erregen. Talawain nahm ihren langen, schwarzen Umhang von der Kleidertruhe und verließ das Zelt. Die Siegesorgie im Lager hatte die ganze Nacht gedauert. Überall lagen Betrunkene. Manche hielten noch die Weiber im Arm, mit denen sie sich amüsiert hatten. Er sah, wie ein junges Mädchen mit zerrissenem Kleid einem fetten Kerl, der zum Erbarmen schnarchte, die Börse vom Gürtel schnitt. Die ertappte Diebin sah angstvoll zu ihm auf und hob ihr Messer.
    Talawain schüttelte sanft den Kopf. Sollte sie die Geste deuten, wie sie wollte. Er ging weiter, ohne sie eines zweiten Blickes zu würdigen. Manchmal widerten ihn die Menschen an. Draußen auf dem Schlachtfeld mussten noch Hunderte Verwundete liegen, wenn nicht Tausende. Statt sie zu bergen, feierten sie und soffen und hurten sich um den Verstand. Sicher, der Schrecken der Schlacht steckte ihnen noch in den Gliedern. Aber war das eine Entschuldigung, jene sterben zu lassen, die vielleicht gerettet werden könnten? Der Unsterbliche hätte in dieser Nacht nicht das Lager verlassen dürfen! Auf ihn hätten sie gehört. So nobel es war, einen der Toten stellvertretend für alle anderen in sein Dorf zurückzubringen, es hätte nicht in dieser Nacht geschehen sollen.
    »He, Schöne. Wie wär’s mit uns beiden?« Aus einem Zelt, dessen Seitenwände hochgeklappt waren, winkte ihm ein bärtiger Zecher zu. Er trug ein langes, himmelblaues Gewand mit goldenen Stickereien. Da es keiner der Satrapen war – die kannte Talawain alle –, musste er zu den Hauptleuten gehören, die von den Bauernkriegern gewählt worden waren. Wahrscheinlich ein verdienter Mann. Die ihn umgebenden Zechkumpane waren Talawain ebenfalls unbekannt, doch dann sah er Mataan, den Satrapen von Taruad, einen der engsten Vertrauten des Unsterblichen Aaron. Obwohl er noch aufrecht saß, sah der Fischerfürst zum Erbarmen aus. Sein wettergegerbtes Gesicht wirkte ausgezehrt, die Augen waren rot entzündet. Er trank offensichtlich nicht, um zu feiern. Er wollte das Grauen der Schlacht in Wein ertränken.
    »Komm schon, Mädchen. Ich zeige dir, wie man richtig feiert!«
    Talawain wich scheu zurück. Seine Verkleidung war ihm augen scheinlich gut gelungen. Vielleicht etwas zu gut.
    Nun stand der Kerl mit dem Bart mühsam auf. Im Sitzen hatte er größer gewirkt. Vielleicht spielte er sich deshalb so auf. Ein kleiner Mann, der Aufsehen suchte.
    »Zier dich nicht so! Du bist auch nur eine Schlampe wie all die anderen Huren im Lager. Komm, ich habe heute mein Blut vergossen, jetzt will ich Spaß!«
    »Auch für mich sind die Tage des Blutes gekommen«, entgegnete Talawain mit gesenktem Blick. «Ich bitte um Verzeihung, wenn ich Euch deshalb nicht zu Willen sein kann, edler
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