Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
ihre Tage in der Höhle des Schwebenden Meisters zurück. Daran, mit welcher Grazie der große, weiße Drache seine Schwingen zu entfalten vermocht hatte. Und einen Moment lang hallten seine Worte in ihren Gedanken wider. In allem, was vollkommen ist, wohnt Magie. Selbst wenn Ihr Euch gar nicht be wusst seid, dass Ihr einen Zauber gewoben habt. Der vollkommene Schuss, der gegen jede Wahrscheinlichkeit sein Ziel trifft. Oder nur eine einfache Bewegung …
    Ihr Lehrmeister war launisch gewesen und ganz gewiss auch ein wenig verrückt. Nandalee dachte daran, wie er manchmal mit dem Kopf nach unten von der Höhlendecke gehangen hatte, seine Schwingen vor dem Leib gefaltet, als sei er eine riesige Fledermaus. Er hatte behauptet, so zu schlafen sei sehr entspannend, und sie aufgefordert, es ihm gleichzutun. Wie unwürdig er gestorben war. Sein schlanker, wohlgestalteter Leib war zerhackt und in Stücken von den Zwergen versteigert worden. Und ausgerechnet seine Mörder waren unter all den Bewohnern der Tiefen Stadt der Strafe der Himmelsschlangen entgangen.
    Dank ihr hatten drei Zwerge in einem verborgenen Brunnen überlebt. Nandalee hatte ihnen einen Säugling überlassen, dessen Mutter durch ihre Klinge gestorben war. Bitterkeit überkam die Elfe bei der Erinnerung. Es war ein Unfall gewesen. Aber sie wollte eine Drachenelfe sein! Drachenelfen waren vollkommen, in jeder Hinsicht. Missgeschicke geschahen ihnen nicht. Nach dem Tod der Zwergin hatte sie die Wahl gehabt, das Kind dem sicheren Verderben zu überlassen oder aber jemanden zu finden, der sich um den Säugling kümmern würde. Die Tiefe Stadt war zu diesem Zeitpunkt schon zu einem riesigen Grab geworden, in dem sie nur diese drei Zwerge gefunden hatte: die Mörder! Die Händler von Leichenteilen! Sie verkörperten die Abgründe dieser Welt. Deshalb wohl hatten sie sich so tief unter der Erde verkrochen. Und doch hatte Nandalee sie verschonen müssen, denn sie hätte das Kind nicht hinauf ans Tageslicht bringen können. Es wäre ein Opfer des rasenden Zorns der Drachen geworden.
    So war, trotz all der Toten, der Mord an ihrem Lehrmeister ungesühnt geblieben. Noch immer nagte dieses Unrecht an Nandalee. Ebenso wie der grausame Rachefeldzug der Drachen. Warum hatten sie nicht ihre Elfen geschickt, um die Mörder zur Rechenschaft zu ziehen? Und nur die Mörder! Warum hatte eine ganze Stadt sterben müssen? Es war doch ihre ureigene Aufgabe, die Schönheit dieser Welt zu bewahren. Dazu waren die Himmelsschlangen einst von den Alben erwählt worden. Aber die Drachen hatten einen anderen Weg eingeschlagen. Sie hatten die von ihnen erwählten Elfen zu Mördern gemacht und in ihren Taten jedes Maß verloren.
    Sie wollte zu den Ursprüngen zurück, dachte Nandalee. Sie wollte ein Werkzeug des Willens der Alben sein. Eine Hüterin dieser Welt, die ihnen anvertraut war, und keine gewissenlose Rächerin. Sie wollte die Schwachen schützen und was schön war vor unbedachter Zerstörung bewahren. Dies wären Ziele, für die zu streiten nobel wäre. Dies sollte ihr Weg werden, beschloss Nandalee und beobachtete die Fohlen, die ausgelassen durch das flache Wasser preschten, sodass es bis über ihre Köpfe aufspritzte.
    Der Rappe hatte sich von ihrem Versteck abgewandt. Er musterte das hohe Büffelgras, das bis nahe an die Wasserstelle reichte. Es war fast zwei Schritt hoch. Der aufziehende Sommer hatte das Grün seiner Spitzen zu sprödem Gold verdorren lassen. Von Osten war ein böiger Wind aufgezogen, der das Gras wispern und in Wogen wie ein endloser goldgrüner Ozean wiegen ließ.
    Ihr Dornbusch wuchs auf einem flachen Hügel. Sie hatten von hier aus einen guten Blick über die Wasserstelle und das weite Land. Im schnell schwindenden Tageslicht sah Nandalee eine Meile entfernt eine Herde von Schwarzhornbüffeln, deren Bewegungen dunkle Linien in das hohe Gras zogen. Sie hielten Abstand von der Wasserstelle. Warteten darauf, dass die Pegasi ihren Durst stillen und weiterziehen würden.
    Dunkle Wolkenfinger streckten sich von Osten über die Savanne, als wollten sie nach dem letzten Abendrot am Horizont greifen. Ein Regensturm zog auf. Gonvalon hatte ihr in den letzten Tagen viel über Bainne Tyr erzählt. Der Fechtmeister hatte sie mit seinem Wissen überrascht. Er kam gerne in die weite Savanne, kannte die Wanderwege der Herden und steckte voller Geschichten über das Land. Über die Flammenwälle, die sich in der Trockenzeit durch das hohe Gras fraßen, über die tausend
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher