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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Autoren: Bernhard Hennen
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hatte genug von der Barbarei der Menschenkinder gesehen. Ungezählte Jahre war er nun schon hier. Sein Einsatz als Spitzel der Blauen Halle wurde zu gefährlich. Aber er wollte noch erleben, wie Aaron seinen Sieg nutzte. Ein letztes Mal noch würde er dessen Hofmeister sein. Er musste auf den Herrscher einwirken, bevor er vor die Devanthar trat. Die Schlacht des gestrigen Tages hatte das Machtgefüge der Welt verändert. Jetzt gab es unter den sieben Unsterblichen einen Ersten unter Gleichen. Das mochte schwerwiegende Konsequenzen für Nangog und Albenmark haben. Und deshalb musste die Blaue Halle noch heute davon erfahren.

D rei Tode
    Išta schritt über eine flache Grube hinweg, in der ein zusammengekrümmter Leichnam lag. Ein Stück entfernt hob ein schmutzig gelber Hund den Kopf und blickte argwöhnisch in ihre Richtung, als fürchte er, sie sei gekommen, um ihm sein Aas zu rauben.
    Die Devanthar musste unwillkürlich lächeln. »Ich bin eine Jägerin. Ich fresse nicht, was andere für mich getötet haben.« Sie blickte auf das Lager, dessen hell erleuchtete Zelte aus der Ferne wie riesige Lampions aussahen. Bis hierher hörte sie das ausgelassene Grölen der Betrunkenen und das helle Gelächter der Weiber, die mit ihnen feierten. Sie waren seltsam, die Menschenkinder. Wahrscheinlich hatte fast jeder in diesem Lager am Tag Freunde auf dem Schlachtfeld verloren, und dennoch feierten sie, seit die Sonne untergegangen war. Išta mochte die Sterblichen. Es war unendlich erfrischend, ihrem Treiben zuzusehen. Dem steten Wandel von allem. Sie würde sie beobachten und zu immer neuen Torheiten aufstacheln. Das war ihr Lebensinhalt.
    Mit festem Schritt eilte sie dem Lager entgegen. Sie hatte die Gestalt des Hofmeisters angenommen. Sie hätte auch den Lauf der Zeit verlangsamen können, wie es ihr Bruder, der Weiße Wolf, so gerne tat. Aber solch einen Zauber zu weben kostete mehr Kraft, als die Aufgabe dieser Nacht wert war.
    Mitternacht war längst vorüber. Ihre Brüder und Schwestern hatten nach der Schlacht zu lange beraten. Ihretwegen … Es war dumm gewesen, einen Unsterblichen vor den Augen Tausender Menschenkinder zu enthaupten. Dumm und unverzeihlich. Ein einziger Augenblick unbedachten Zorns hatte die Arbeit von Jahrhunderten beschädigt. Ein Unsterblicher hatte sein Leben gelassen! Wenigstens war es eine Hinrichtung durch einen Devanthar gewesen, so hatte sie sich verteidigt, als ihr Bruder, der missgestaltete Schmied, dieselbe Strafe forderte, die einst ihre Schwester Anatu ereilt hatte, nachdem sie sich mit einer Himmelsschlange eingelassen hatte.
    Išta atmete schwer aus. Der Löwenhäuptige hatte ihr leidenschaftlich widersprochen. Selten hatte sie ihn so zornig erlebt. Dass einer von ihnen den Tod des Unsterblichen Muwatta herbeigeführt habe, verbessere gar nichts, hatte er dargelegt. Im Gegenteil, so hatten auch sie selbst Schaden genommen, denn bewies die Hinrichtung nicht, dass auch sie, die Götter, sich geirrt hatten? Denn sie hatten Muwatta zum Gott unter Menschen erhoben, und es hatte sich gezeigt, dass er dieser Ehre nicht würdig war. Wie hatten sie sich so täuschen können! Und wie lange würde es dauern, bis sich die ersten Menschenkinder fragten, ob sich die Devanthar nicht auch in anderen Dingen täuschten?
    Išta hatte in den Augen ihrer Brüder und Schwestern lesen können, wie der Löwenhäuptige ihre Herzen gewann. Er wollte sie vernichten. Die Niederlage Muwattas genügte ihm nicht. Er wollte sie im Staub sehen. Und fast wäre es ihm gelungen.
    Es waren ausgerechnet die Elfen, die sie gerettet hatten. Und natürlich ihr eigener kühler Mut, den sie selbst in verzweifelter Lage bewahrte. Išta hatte sich gegenüber ihren Brüdern und Schwestern reumütig gezeigt, ihre Fehler eingestanden und dann den Gedanken des Löwenhäuptigen noch weitergesponnen. In dem Augenblick, in dem alle gegen sie waren, hatte sie ihre Brüder und Schwestern gefragt, wer dem Ansehen der Devanthar unter den Menschen wohl den größten Schaden zufügen würde? Und hatte, noch bevor törichte Spekulationen die Runde machen konnten, selbst die Antwort gegeben: Die größte Gefahr ging von den Elfenspitzeln aus, die sich an allen Höfen der Unsterblichen eingeschlichen hatten. Wenn diese die Gunst der Stunde nutzten, um Zweifel zu säen, mochte der Schaden unabsehbar werden. War der Zweifel an den Göttern erst einmal in die Herzen der Menschenkinder gepflanzt, die Devanthar würden ihn nie wieder herausreißen
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