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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Autoren: Bernhard Hennen
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Männern, auf die jener dritte, der grausamste aller Tode, wartete.
    Išta ging unbeirrt weiter. Aus manchen der Zelte erklangen die falschen Lustschreie der Huren oder einfach nur dumpfes Stöhnen und das Geräusch aufeinanderklatschenden Fleischs. Es gab mehr Wege als nur den Suff, vor dem Schrecken des Schlachtfeldes zu fliehen. Manche Paare trieben es auch in aller Öffentlichkeit. Sie wanden sich auf dem staubigen Boden und ignorierten, wie sie von den Betrunkenen angestarrt wurden. Alle Ordnung im Lager war zusammengebrochen.
    Išta hatte nun fast den inneren Zirkel der Zelte erreicht. Jenen Ort, der den Satrapen, den Feldherren und dem Unsterblichen vorbehalten war. Hier brannten mehr Lichter. Einige der Zelte waren aus kostbarer Seide gefertigt. Es roch nach schwerem, gewürztem Wein, nicht nach dem billigen Fusel, den die einfachen Krieger tranken. Und es duftete nach Rosen. Parfüm. Die Huren waren hübscher. An ihren Armen prangten goldene Reifen. Ihr Lachen und Stöhnen klang hier wesentlich überzeugender. Doch die Augen jener, die nicht zu betrunken waren, um aufzublicken, wenn sie vorüberging, waren genauso leer wie die Augen der Handwerker und Bauern.
    Nur ganz selten begegnete ihr ein Blick, dessen Härte keine See lenqual kannte. Der Blick eines Kriegers, eines Mannes, der dem Tod schon so oft gegenübergestanden hatte, dass er allen Schrecken für ihn verloren hatte.
    Išta ging auf das Zelt des Datames zu. Ein müder Wächter er hob sich von einem Stapel Säcke, auf denen das Siegel der Goldenen Stadt prangte, und starrte sie überrascht an. »Ihr, Herr? Ich dachte, Ihr schlaft.«
    »Nun, mir scheint, du warst derjenige, der geschlafen hat, wenn du nicht bemerkt hast, wie ich gegangen bin«, entgegnete die Devanthar leise und las in den Gedanken des Wächters, der sich vor Müdigkeit kaum auf den Beinen halten konnte. Datames war früh am Abend mit einem schwarzhaarigen Mädchen in sein Zelt gekommen und hatte es seitdem nicht mehr verlassen. Es war also ganz so, wie sie es erhofft hatte – sie würde den Elfen nicht im Heerlager suchen müssen. Zufrieden dachte Išta daran, wie sie ihren Brüdern und Schwestern seinen Tod abgetrotzt und wie sie den Löwenhäuptigen in Missgunst gebracht hatte. Zu lange hatte dieser um Datames gewusst und es ihnen nicht gesagt. Würde er ihn töten, wenn es von ihm gefordert wurde? Wohl kaum!
    Ihr Bruder war seltsam. Er fand zu viel Gefallen an den Menschen. Und womöglich sogar an Datames. Man hatte ihm andere Elfenspitzel überlassen, um den Beweis zu erbringen, dass er ohne zu zögern töten würde. Dieser hier aber gehörte ihr. Und sie würde es genießen, ihm das Leben in kleinen Häppchen zu entreißen.
    »Ich habe Euch das Zelt nicht verlassen sehen«, murmelte der Wächter überrascht.
    »Wenn ich es nicht verlassen hätte, könnte ich wohl kaum zurückkehren.«
    Die Verwirrung stand dem Menschensohn ins Gesicht geschrieben. Schließlich nickte er zerknirscht. »Verzeiht, ich muss wohl im Stehen geschlafen haben …«
    »Es sei dir vergeben«, entgegnete die Devanthar ruhig und schlug die Plane am Eingang des Zeltes zurück. Der Geruch eines süßlichen Parfüms schlug ihr entgegen. Sie hörte leises Atmen. Datames hatte ein richtiges Bett in seinem Zelt. Išta musste schmunzeln. Tausende schliefen hier im Dreck, aber ein Elf tat so etwas natürlich nicht.
    Die Zeltwand dämpfte den Schein der Lagerfeuer. In dem matten, rötlichen Licht sah sich Išta bedächtig um. Datames hatte ganz gewiss alles, was von Bedeutung war, an die Albenkinder verraten. Schon vor Jahren hatte er sich in den Palast eingeschlichen, und als Hofmeister kannte er die Geheimnisse des Reiches Aram wie kein Zweiter. Er wusste, welche Satrapen treu waren und wer den Unsterblichen betrog. Wusste, wie viele Krieger Aram aufzubieten vermochte, wo die Schwächen in der Verteidigung waren, und vor allem wusste er, wie abhängig alle Großreiche von den Korn- und Reislieferungen aus Nangog waren. Wurde diese Lebensader durchtrennt, würde es überall auf Daia zu Hungersnöten kommen.
    Išta war erstaunt, welchen Prunk der Elf hier versammelt hatte: goldene Weinbecher, eine wunderschön gefertigte Truhe, das große Bett. Verrat war augenscheinlich ein einträgliches Geschäft. Er schwelgte im Luxus, wo alle darbten. Dieser Zustand konnte nicht länger geduldet werden. Sie würde die Tür zuschlagen, die von den Alben und den Himmelsschlangen in aller Heimlichkeit in ihre Welt geöffnet
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