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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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erwachte er
in einem Mausoleum, ähnlich dem auf Arianus, wo die Letzten seines Volkes in
ihren gläsernen Sarkophagen ruhten. Aber die Sartan in dem Mausoleum von
Chelestra lebten – unter ihnen der Rat der Sieben, Initiator der Großen
Teilung.
    Bedroht von den Drachenschlangen, unfähig, sich
ihrer zu erwehren, weil das Meerwasser ihre Magie unwirksam machte, sahen die
Sartan keinen anderen Ausweg, als einen dringenden Hilferuf zu den anderen
Welten zu senden und sich in einen schlafähnlichen Zustand zu versetzen, um so
die Ankunft der Ihrigen zu erwarten.
    Der einzige, der kam – und das durch puren
Zufall –, war Alfred.
    Unnötig zu sagen, daß er nicht den Erwartungen
des Rats entsprach.
    Das Haupt des Rats, Samah, ist das
charakterliche Ebenbild meines Fürsten (auch wenn keiner von beiden mir für den
Vergleich Dank wüßte!). Beide sind sie stolz, rücksichtslos, ehrgeizig. Beide
glauben, ihnen gehörte die größte Macht im Universum. Der Gedanke, es könnte
eine überlegene Macht geben, einen Stärkeren, liegt beiden fern. Samah fand
heraus, daß Alfred nicht nur an eine solche höhere Macht glaubte, sondern
tatsächlich nahe daran gewesen war, mit ihr zu kommunizieren – in seinen Augen
Ketzerei. Er setzte alles daran, Alfred zu zerbrechen, seinen Glauben zu erschüttern.
Es war, als versuchte man mit den Fäusten in Brotteig zu schlagen. Alfred
weigerte sich zu widerrufen; weigerte sich, Samahs Alleinherrschaftsanspruch
zu akzeptieren.
    Ich muß zugeben, fast tat Alfred mir leid.
Endlich hatte er Überlebende seines Volkes gefunden, nur um feststellen zu
müssen, daß er ihnen nicht trauen konnte. Er stieß sogar auf ein furchtbares
Geheimnis aus Samahs Vergangenheit.
    Mit der Hilfe eines unvermuteten Bundesgenossen
(mein eigener Hund!) stolperte Alfred buchstäblich in eine geheime Bibliothek
der Sartan. Aus den Schriften ging hervor, daß auch Samah und der Rat von jener
höheren Macht wußten.
    Die Große Teilung war nicht unvermeidlich
gewesen. Man hätte, im Zusammenwirken mit dieser Macht, auf eine friedliche
Koexistenz mit den Patryn hinarbeiten können.
    Doch Samah wollte keinen Frieden. Er wollte eine
Welt nach seinen Vorstellungen – ausschließlich nach seinen Vorstellungen. Also
arbeitete er auf die Große Teilung hin, doch bald erwiesen seine ausgeklügelten
Pläne sich als fehlerhaft; was er neu zusammenzufügen versuchte, zerfiel ihm
unter den Händen.
    Alfred entdeckte die Wahrheit. Alfred stellte
eine Bedrohung für Samah dar.
    Alfred war es auch – der unterwürfige,
tolpatschige Alfred mit seinen Ohnmachtsanfällen bei der leisesten Erwähnung
des Wortes ›Gefahr‹ –, der mir im Kampf gegen die Drachenschlangen zur Seite
stand. 4 Er rettete mein Leben, das Leben der Nichtigen und sehr wahrscheinlich auch
das seiner undankbaren Landsleute.
    Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen –
verurteilte Samah Alfred zu einem furchtbaren Los. Er verbannte Alfred und
Orla, die Frau, die ihn liebt, ins Labyrinth.
    Nun bin ich der einzige, der das ganze Ausmaß
der Gefahr kennt, der wir uns gegenübersehen. Die böse Macht in Gestalt der
Drachenschlangen strebt nicht danach, uns zu beherrschen – nichts derart
Konstruktives. Leid, Schmerz, Chaos, Angst – das ist ihr Ziel. Und sie werden
es erreichen, außer wir tun uns zusammen und finden einen Weg, sie aufzuhalten.
Denn die Drachen-schlangen sind mächtig, viel mächtiger als irgendeiner von
uns. Mächtiger als Samah. Mächtiger als Xar.
    Davon muß ich den Fürsten überzeugen – keine leichte
Aufgabe. Schon jetzt hält er mich für einen Abtrünnigen, einen Verräter. Wie
soll ich ihm beweisen, daß meine Loyalität ihm gegenüber, meinem Volk gegenüber
niemals größer war als heute?
     
    Und Alfred? Was wird aus Alfred? Der gutherzige,
entschlußlose und unbeholfene Sartan wird im Labyrinth nicht lange überleben.
Ich könnte dorthin zurückkehren, um ihn zu retten – falls ich den Mut
aufbringe.
    Denn ich muß es mir selbst eingestehen – ich
habe Angst.
    Ich habe mehr Angst als je zuvor in meinem
Leben. Das Böse ist stark, unglaublich mächtig, und ich stehe ihm allein
gegenüber, wie mein Name es sagt.
    Allein, bis auf einen Hund.

    Ich schreibe dies, während ich in meiner
Gefängniszelle in Samahs Haus sitze und meiner Befreiung harre. 5 Es wird noch einige Zeit dauern, wie
es scheint, denn der Pegel des rettenden Meerwassers steigt nur langsam, dafür
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