Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei
Autoren: Robert L. Forward
Vom Netzwerk:
nur an den Perioden von Wochen bis zu Tagen interessiert gewesen. Jetzt ging es um eine harmonische Analyse mit Sekunden-Perioden. Wieder beklagte der Computer sich.
    WARNUNG !
    MASSSTAB DER SPEKTRALANALYSE UNVERTRÄGLICH MIT DATEN - DIGITALISIERUNGSRATE .
    BITTE BEFEHL BESTÄTIGEN .
    Diesmal gab es kein Zögern: Jacqueline hatte die Bestätigungstaste gedrückt, lange bevor der Computer mit der Bekanntgabe seiner Einwände fertig war. Das Spektralanalyse-Diagramm blitzte auf dem Schirm auf. Da gab es eine hohe Spitze um ein Hertz, die die Daten-Digitalisierungsrate von 1/sec repräsentierte, aber bei 0,005 Hertz gab es eine, die eine periodische Fluktuation mit einer 200-Sekunden-Periode anzeigte. Die 200-Sekunden-Variation konnte jedoch durch die Interferenz zwischen der Datenaufnahmerate des Raumfahrzeugs von einem Hertz und irgendeiner Hochfrequenz-Oszillation, die einer bestimmten Harmonie der Rate nahe war, verursacht worden sein. Jacqueline hatte nach dem Verhalten der Daten den Eindruck, dass das Geräusch von einer Hochfrequenz-Variation herrührte. Aber das würde schwer zu beweisen sein, wenn das Raumfahrzeug eine Stichprobe pro Sekunde aufnahm.
    Jacquelines Begeisterung machte schließlich Erschöpfung und Müdigkeit Platz. Sie ließ den Datenausdruck in Professor Sawlinskis Postfach fallen und ging zu Bett. Wieder träumte sie davon, über das Sonnensystem dahinzufliegen, nur wirbelte sie diesmal schnell umher. Als sie erwachte, fühlte sie sich schwindelig. Dann schlief sie wieder ein und hatte normale, schnell vergessene Träume.
    Am nächsten Morgen begab sich Jacqueline gleich zu Professor Sawlinski. Seine Tür stand offen, und ihre Datenblätter waren auf seinem Schreibtisch ausgelegt. Er sprach gerade mit Professor Cologne, dem Astrophysiker.
    » Dieses Hochfrequenz-Zeug ist einwandfrei kein zufälliges Geräusch, denn es zeigt eine genaue Periode von 199 Millisekunden oder ein wenig mehr als fünf Zyklen pro Sekunde. Die Interferenz zwischen den 199-Millisekunden-Pulsationen und der Aufnahmerate von einem Hertz gibt ihm das 200-Sekunden-Überlagerungsmuster. Es ist jedoch keine 200-Sekunden-Fluktuation, weil die technischen Unterbrechungen in den wissenschaftlichen Daten keine volle Sekundenzahl lang sind, und die 200-Sekunden-Interferenz beginnt nach jedem technischen Ausdruck mit einer neuen Phase. Wenn man genug Daten nimmt und sie analysiert, findet man genau diese 199-Millisekunden-Periode.«
    Dabei hielt Professor Sawlinski Jacquelines Ausdruck hoch. Professor Cologne studierte ihn kurz und gab ihn dann mit der Bemerkung zurück: » Das hat alle Kennzeichen eines Pulsars, aber es gibt einfach keinen bekannten Pulsar mit dieser Frequenz. Ich vermute eher, dass das Raumfahrzeug irgendwie einen Weg gefunden hat, sich in einen Niederfrequenz-Radio-Oszillator zu verwandeln.«
    Professor Sawlinski sah Jacqueline in der Tür stehen. » Ah, Jacqueline, kommen Sie herein. Ich zeige Professor Cologne gerade unsere letzten Daten. Ich habe mich entschlossen, die Daten-Digitalisierungsrate auf mindestens zehnmal pro Sekunde erhöhen zu lassen, damit wir eine bessere Vorstellung vom zeitlichen Ablauf dieser Pulsationen gewinnen.«
    » Aber die Kosten …«, warf Jacqueline ein.
    » Ja, es wird einiges Geld kosten, aber bis der Computer uns seine Rechnung vorlegt, sind wir schon weit im neuen Forschungsjahr«, antwortete er. » Könnten Sie die JPL -Leute aufsuchen und die Änderung veranlassen?«
    » Nom de Dieu!«, murmelte Jacqueline unhörbar. » Erst nicht genug und jetzt auf einmal massenhaft Geld.«
    Laut erwiderte sie: » Ja, Professor Sawlinski. Möchten Sie außerdem versuchen, die Daten der Antennen zu trennen?«
    » Njet!«, fuhr er auf. » Wie oft muss ich Sie noch daran erinnern: Man darf bei einem Experiment nur einen Parameter auf einmal ändern!«
    » Ja, Professor.« Jacqueline verließ das Büro sozusagen unter Verbeugungen.
    Sobald sie auf dem Flur war, machten sich ihre Füße wie von allein auf den Weg zum Computerraum. Sie blieb stehen und wollte umkehren, um zum JPL zu gehen, aber dann entschloss sie sich, noch ein wenig Zeit auf die Erkundung zu verwenden, wie das Befehlssystem für das Raumschiff funktionierte. Sie hoffte, nicht nur Professor Sawlinskis, sondern auch ihre eigene Neugier befriedigen zu können.
    Nachdem sie ein paar Stunden über den technischen Handbüchern gesessen hatte, lächelte sie und stieg nach oben, wo sie mit dem Zubringerbus des CalTech zum JPL fuhr.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher