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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei
Autoren: Robert L. Forward
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rückwirkenden Kursausgleich gelöscht worden.«
    Professor Sawlinski zuckte zusammen. Etwas in der Art hatte er befürchtet. Sein Budget von der Sowjetischen Akademie war ziemlich begrenzt, aber am schlimmsten war, dass es aus Rubeln bestand. Jetzt, da die Chinesen und die Russen den Grenzkrieg in der Mongolei wieder aufheizten, war der russische Rubel auf den internationalen Geldmärkten schnell gefallen. Er hatte sich gefreut, dass Jacqueline für ihn arbeitete, denn sie kostete ihn nichts, weil die ESA alle ihre Unkosten bezahlte. Als er nach Amerika gekommen war, um im Internationalen Raumfahrt-Institut zu arbeiten, war er beinahe an dem Gedanken verzweifelt, ob er sich jemals die Hilfe eines Doktoranden würde leisten können. Deshalb war es ein Glücksfall für ihn gewesen, Jacqueline zu bekommen. Sie war klug (und außerdem hübsch).
    » Schon gut«, seufzte er. » Ich werde Geld von meinem Hauptkonto überweisen lassen. Aber mein Konto wird von der gleichen Belastung betroffen sein. Ich fürchte, das bedeutet, ich kann diesen Sommer nicht an der Konferenz in Verona teilnehmen.« Er wandte sich dem Bildschirm auf seinem Schreibtisch zu und führte einen kurzen Dialog mit dem Finanzierungsprogramm.
    Nach einer Minute drehte er sich wieder um. » Jetzt wird der Computer wieder mit Ihnen reden. Aber bitte, seien Sie vorsichtig mit der Arbeit, die Sie ihm auftragen, denn die Rubel werden knapp.«
    » Vielen Dank, Professor Sawlinski«, antwortete Jacqueline. » Doch bis ich meine Dissertation fertig habe, liegt noch viel Arbeit vor mir. Bis jetzt konnte ich keine weiteren periodischen Signale in den Daten finden. Auch werden die Übertragungen von der Sonde schlechter. Die Amplitude des Störgeräuschs wächst, und ich kann einen großen Teil der Daten nicht benutzen. Aber das Geräusch an sich ist interessant. Ich habe ein paar alte Aufzeichnungen durchgesehen und festgestellt, dass nicht nur die Amplitude wächst, sondern dass sich auch der Scheitelpunkt relativ zu den Radiosignalen von der Sonne mit der Zeit zu verschieben scheint.«
    » Das Störgeräusch geht also nicht weg, sondern wird schlimmer?«, fragte der Professor. » Nun, von einer so alten Sonde dürfen wir nicht viel erwarten.«
    » Aber die Verschiebung ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Geräusch nicht von der Sonne hervorgerufen wird«, widersprach Jacqueline. » Ich glaube, wir sollten uns einmal näher damit befassen.«
    » Ich kann mir viele Vorgänge vorstellen, bei denen die versagende Elektronik des Raumfahrzeugs diese Art von Statik erzeugt«, erwiderte er lächelnd. » Wir wollen doch, dass Sie Ihre Doktorarbeit schaffen, ohne zu viele meiner kostbaren Rubel auszugeben. Deshalb meine ich, wir sollten uns auf die Analyse der Radiodaten konzentrieren, die durch das Geräusch nicht gestört werden.«
    » Aber es würde gar nicht lange dauern, wenn ich den Computer die Daten noch einmal durchgehen und ihn eine Berechnung der Verschiebung machen ließe«, wandte Jacqueline ein. Sie erinnerte sich an das Prickeln in ihrem rechten Arm, und plötzlich war sie sich ihrer Sache ganz sicher, auch wenn es jeder Logik widersprach, dass ihre Schlafstellung in ihrem Bett in Pasadena irgendetwas mit einer unbelebten Sonde zu tun haben sollte, die zweihundert astronomische Einheiten entfernt durch den Raum kreuzte. Aber es hatte viele wissenschaftliche Entdeckungen gegeben, die sich zuerst einmal in einem Traum des Forschers angemeldet hatten. Vielleicht versuchte ihr Unterbewusstsein, ihr etwas mitzuteilen.
    » Ich bin beinahe sicher, dass das Störgeräusch nur von einer der vier Antennen aufgenommen wird«, erklärte sie eifrig. » Wenn ich die Techniker dazu bringen könnte, das Programm für die Datenaufnahme so zu ändern, dass es für jede Antenne einzeln ausgedruckt wird …«
    » Njet!«, brüllte Professor Sawlinski. » Es kommt mich teuer genug, dass das Weltraum-Netzwerk seine Antennen auf ein bestimmtes Raumfahrzeug richtet, um eine Stunde lang festgelegte Daten aufzunehmen. Sind Sie sich eigentlich klar darüber, was es kostet, einen Befehl zu einem Raumfahrzeug hinauszuschicken?«
    Jacqueline öffnete den Mund, aber Sawlinski schnitt ihr das Wort ab. Er ließ sein erst kürzlich erworbenes Image als » amerikanischer Professor« fahren und kehrte zu seiner autokratischen Haltung der alten russischen Schule zurück. » Njet! Njet! Njet!« Er wandte Jacqueline den Rücken zu und schaltete an seinem Computer herum. » Do svidaniya,
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