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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei
Autoren: Robert L. Forward
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Eigenbewegung von dreißig Kilometern pro Sekunde beziehungsweise einem Lichtjahr in 10 000 Jahren erreicht.
    Zeit: 495 000 v. Chr.
    Während der Neutronenstern auf seinem Weg durch den Raum dahinkreiselte, fiel der Schutt, den er mit seinem Gravitationsfeld anzog, nach innen. Wenn sich die interstellare Materie der Kugel mit ihrem Durchmesser von zwanzig Kilometern bis auf ein paar tausend Kilometer angenähert hatte, wurde sie aufgeheizt und von der ungeheuren Schwerkraft und den wirbelnden Magnetfeldern ihrer Elektronen beraubt. Das ionisierte Plasma fiel jetzt in länglichen Tropfen auf den Stern zu. Seine Geschwindigkeit hatte ein Viertel der Lichtgeschwindigkeit erreicht, als es in den östlichen und westlichen Magnetpolregionen auf die Kruste aufschlug. Die bombardierte Kruste antwortete mit Fackeln geladener Teilchen, die hinaus in den Raum schossen und, vorangepeitscht von den Magnetfeldlinien, an Geschwindigkeit gewannen und Radioenergie ausstrahlten.
    Die Gaswolke der ursprünglichen Supernova-Explosion, die von der pulsierenden Strahlung und den Strömen heißen Plasmas aufgeblasen wurde, expandierte mit einem Prozent der Lichtgeschwindigkeit. Nach 5000 Jahren passierte die Front der Schockwelle das Sonnensystem. Tausend Jahre lang wurden die schützenden Magnetfelder von Sonne und Erde durch die unsichtbaren interstellaren Hurrikans bedrängt. Die erschütterten Magnetfeldlinien verloren ihre Fähigkeit, die gefährlichen, hochenergetischen Partikel der kosmischen Strahlen von der verletzlichen Erde fernzuhalten. Die Ozonschicht der oberen Atmosphäre brach zusammen, und die Lebensformen auf der Erde lagen unter dem Sperrfeuer einer Mutationen hervorrufenden Strahlung.
    Als der tausend Jahre währende Sturm sich endlich legte, war auf der Erde eine neue Spezies von beinahe haarlosen Humanoiden entstanden. Die ursprüngliche Gruppe war klein, aber ihre Mitglieder waren schlau. Sie benutzten ihre Intelligenz dazu, ihre Umwelt zu kontrollieren, statt der Natur und den Muskelprotzen ihren Willen zu lassen. Es dauerte nicht allzu lange, bis sie als einzige Humanoide auf dem Planeten übrig waren.
    Zeit: 3000 v. Chr.
    Gemächlich mit einem Lichtjahr in 10 000 Jahren dahinziehend, näherte sich der Neutronenstern dem Sonnensystem. Die intelligenten Wesen, die vor einer halben Million Jahren während der Feuertaufe geboren worden waren, hatten sich bis zu einem Punkt entwickelt, an dem sie ernsthaft den Himmel zu erforschen begannen. Der Neutronenstern glühte weiß, aber er war zu winzig, als dass menschliche Augen ihn hätten sehen können.
    Obwohl er um vieles heißer war als die Sonne, war der Neutronenstern keine Kugel aus heißem Gas. Stattdessen hatte das Gravitationsfeld von 67 Milliarden g die flammende Materie in einen festen Ball mit einer dicken Kruste aus dicht gepackten neutronenreichen Nuklei zusammengepresst, die über einem dichten Kern aus flüssigen Neutronen ein kristallines Gitter bildeten. Mit der Zeit kühlte der Stern sich ab und schrumpfte. Die dicke Kruste brach auf; Berge und Verwerfungen entstanden. Die meisten Formationen der Oberfläche waren nur ein paar Millimeter hoch, aber die größeren Bergketten erhoben sich zu beinahe zehn Zentimetern und streckten ihre Gipfel über die Eisendampf-Atmosphäre hinaus. Am höchsten waren die Berge an den magnetischen Polen im Osten und Westen, denn dahin war der Großteil der Meteoritenmasse durch die Magnetfeldlinien geleitet worden.
    Die Temperatur des Sterns war seit seiner Geburt gesunken. Die neutronenreichen Nuklei auf der glühenden kristallinen Kruste konnten jetzt immer kompliziertere Verbände bilden. Da diese Verbände die gewaltigen Kräfte der nuklearen Wechselwirkungen benutzten statt der schwachen elektronischen molekularen Kräfte, deren man sich auf der Erde bediente, funktionierten sie mit Atom- statt mit Molekülgeschwindigkeiten. Jede Mikrosekunde wurden Millionen von nuklearen chemischen Kombinationen ausprobiert, während es auf der Erde nur einige wenige waren. Schließlich bildete sich in einem schicksalhaften Sekundentrillionstel ein nuklearer Verband, der zwei sehr wichtige Eigenschaften besaß: Er war stabil, und er konnte eine Kopie seiner selbst herstellen.
    Auf der Kruste des Neutronensterns war das Leben eingekehrt.
    Zeit: 1000 v. Chr.
    Immer noch ungesehen von menschlichen Augen näherte sich der weißglühende Neutronenstern weiter dem Sonnensystem. Als sich seine Oberfläche bis auf den kleinen
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