Drachenehre

Doch seit der Rat die Bedeutung des Papyrus begriffen hat, suchen sie verzweifelt nach dieser einen Frau, die die Wandlung zu überstehen in der Lage sein soll und ein neues Zeitalter einläuten wird. Um sie entweder zu vernichten oder auf ihre Seite zu ziehen. Sich die Haare raufend, läuft sie langsam aber sicher Spuren in den  scheißteuren Teppich. Wenn sie Ariane nur rechtzeitig warnen könnte! Aber nein, der Steinkopf da draußen hat ja nichts Besseres zu tun, als sie von ihr abzuschirmen. Aber dafür wird sie ihm das Leben hier zur Hölle machen! Sie wird ihm dermaßen auf den Sack gehen, dass er seinen Gebieter auf Knien anflehen wird, die so genannte vorgezogene Hochzeitsreise abzubrechen und nach Hause zu kommen! Und sie weiß auch schon sehr genau, wie sie das anstellen kann. Als erstes wird sie sich heute, ohne ihn zu fragen, seine legendäre Indian ausborgen. Wenn das nicht ein direkter Tritt in die Cojones eines jeden Mannes ist und ihn umgehend zur Weißglut reizen wird, dann schert sie sich eigenhändig eine Glatze.

 
    E ndlich Ruhe. Nach einer kurzen, sehr heißen Dusche hat er sich nur kurz abgetrocknet und sich nackt wie die Götter ihn schufen, rückwärts auf sein Kingsize Bett fallen gelassen. Langsam fällt die Spannung der letzten Tage von ihm ab. Nur das leise Dröhnen in seinem Schädel scheint nicht besser zu werden. Im Gegenteil. Es wird deutlich lauter, je länger er mit geschlossenen Augen auf seinem Bett liegt. Moment! Das Geräusch kennt er doch? Zornbebend öffnet er seine Augen, springt mit einem Satz aus dem Bett und reißt die Vorhänge an seinem bodentiefen Balkonfenster auf. Dieses … ver... das … aahhrggg! Er kann nicht glauben, was er da gerade sieht! Dieses Höllenweib hat sich seine Indian gekrallt und dreht einige schnelle Runden auf dem Vorhof, bevor sie richtig Gas gibt und in Richtung Innenstadt abzischt. Das Gör hat doch tatsächlich seine heiß geliebte Maschine entführt! Donnernd kracht sein Schädel gegen das kugelsichere Glas und schickt ihm einen neuen Schmerz durch seine Nervenbahnen. Er wird sie umlegen. Definitiv. Aber erst, nachdem er ihren runden Arsch mit eigenen Händen rotglühend geprügelt hat. Und dann legt er sie um!

 
    L aut lachend und mit im Fahrtwind wild wallenden Haaren genießt sie den Ritt auf seiner Maschine und ihre kurze Freiheit. Wenn er wüsste, wie heiß er aussieht, wenn er splitterfasernackt mit zornglühenden Augen hinter ihr her starrt. Dieses Bild wird sie in sich hüten wie ein wertvolles Kleinod. Und sie wird versuchen, ihn so oft wie möglich genauso zornig zu machen wie eben. Denn dann sieht sie dass er lebt, dass er fühlt und atmet. Dann ist er nicht länger ein versteinerter Avóntos. Sondern ein umwerfend attraktiver Drachenkrieger, bei dem es sich lohnt, mit ihm zu kämpfen. Auf jeder Ebene und mit jedem schmutzigen Trick. Ja, genau das wird sie tun. Kämpfen. Gegen ihren Vater, gegen den Rat, für Ariane und mit diesem Krieger. Sie reitet den Donner und zieht als Erste in den Krieg. Sie alle werden ihr folgen, sie wissen es nur noch nicht …