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Drachenehre

Drachenehre

Titel: Drachenehre
Autoren: Malin Wolf
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inneren Angelegenheiten der Drachenkrieger einmischt, darf sich eben nicht wundern, wenn sie von ihren angestammten Rechten Gebrauch machen und sich gegen Infiltration von Außen mit allen Mitteln zur Wehr setzen. Ein wenig verwundert es ihn schon, dass der Rat so offensiv und direkt vorgeht. Aber wahrscheinlich haben die schlicht jeden Rest von Bodenhaftung verloren. Sie sind in den letzten Jahrhunderten einfach zu mächtig geworden und haben vergessen, wem sie diese Macht letztendlich verdanken. Denn sollte jemals Sirrusch ta'Marduk seine durch Geburtsrecht und Kampfeskunst erworbene Position als Göttersohn und König der Babylonier einfordern, würden sie auf einen Schlag sämtliche Macht in Europa verlieren. Die letzten Anweisungen erteilend, schickt Takere seine Jungs aus Sirruschs Büro, in welchem er in dessen Abwesenheit die Stellung hält. Ein leises, verächtliches Grinsen schleicht sich auf seine Lippen. Wie dumm muss man eigentlich sein, um nicht zu erkennen, dass niemand den Löwen ungestraft in den Schwanz zwickt, nur weil dieser im Moment ein Weilchen zu ruhen gedenkt? Und dabei auch gleich noch einen unbotmäßigen Blick Richtung Löwin zu werfen, ist der Gipfel der Impertinenz.
    Fast beginnt er sich darauf zu freuen, Sirr von den neuesten Ränken des Rates zu berichten. Auf jeden Fall wird es ein Bild für die Götter sein, wenn sein Löwe sich auf den Rat stürzen wird, um sie für ihre Anmaßung zu züchtigen. Und eines weiß Takere genau: In diesem geschichtsträchtigen Moment wird er an der Seite seines Königs sein und jede verdammte Sekunde genießen wie kaum etwas zuvor in seinem langen Leben.

 
    S anft hält er sie umfangen, streichelt mit seinen Fingerspitzen über ihr Gesicht. Sie in seinen Armen zu halten, ihren leisen Schlummer zu bewachen und ungestört ihr entspanntes Gesicht betrachten zu dürfen, scheint ihm wie ein wundervolles Geschenk. Vorsichtig spielt er mit den Locken ihres, in der heißen Mittagssonne feurig schimmernden Haares. Es ist so seidig, so warm und fühlt sich eigenartig lebendig in seinen Händen an. Erstaunt beobachtet er, wie es sich in seine Hände zu schmiegen scheint, wie sich ihre Locken schlangengleich um seine Finger zu winden beginnen.
    Oh ja. Er ist sich ganz sicher, seine Ari wird ihn wohl noch öfter überraschen. Medusenhaar hätte er dennoch niemals erwartet, obwohl die alten Legenden von mächtigen Zauberinnen, von Zigeunerhexen berichten, deren Macht sich bis in die Haarspitzen auszudehnen pflegte. Er selbst hat in seinem langen Leben noch nie eine dieser mächtigen Frauen getroffen und ist jetzt umso faszinierter von dem geheimnisvollen Knistern der Magie, die seine Liebste umgibt. Hoffentlich wird es ihr gelingen, diese Magie in Anwesenheit anderer zu verbergen. So lange er ihren Schlaf bewacht, kann er sie vor unbotmäßigen Blicken schützen, doch was wird sein, wenn sie in einer starken Gefühlsaufwallung die Beherrschung verliert? Noch ein Punkt auf seiner langen Liste, die sie beide abzuarbeiten haben. Hoffentlich reichen die von ihm geplanten drei Trainingswochen aus, um sie angemessen auf ihr neues Leben an seiner Seite vorzubereiten. Ein leises Lächeln umspielt seine Lippen, als eine besonders vorwitzige Haarsträhne beginnt, sich frech um sein Handgelenk zu winden, ihn an seine Liebste zu fesseln versucht.
    Na, das kann ja noch lustig werden. Er sieht sich schon regelmäßig in ein handliches Paket verschnürt als ihr persönliches Kopfkissen aufwachen. Eine ungewöhnlich tiefe Zufriedenheit breitet sich in ihm aus, als er begreift, dass er sich genau das die ganze Zeit gewünscht hatte. Eine Frau, die ihn mit Haut und Haar zu fesseln in der Lage ist. In jeder Lebenslage. Also, warum nicht auch im Schlaf? Nicht einmal seine ehemaligen unsterblichen Gespielinnen haben es je geschafft, ihn dermaßen zu faszinieren. Obwohl mindestens eine es immer wieder versuchte. Und gerade sie musste sich unbedingt eine Machtposition im Rat erobern. Ob sie auf diesem Weg danach trachtete, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, war ihm bisher völlig gleichgültig gewesen. Doch nun hat sich alles verändert. Er muss sehr vorsichtig agieren, sich jeder Eventualität versichern, um seine Liebste zu schützen. Apropos Schutz? Widerwillig hebt er seinen Blick von Ari und blinzelt gegen die Sonne zum gegenüberliegenden Wäldchen. So langsam wird es aber mal Zeit, dass die Herrschaften Drachen sich zu ihnen zurücktrollen. Doch bisher war es erstaunlich ruhig,
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