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Drachenehre

Drachenehre

Titel: Drachenehre
Autoren: Malin Wolf
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seine Waffe wieder in das Holster und massiert sich die schmerzende Stirn. Mit zusammengebissenen Zähnen knurrt er sie an. „Was willst du?“ Millimeterweise heben sich die unverschämt langen, schwarzen Wimpern und sie schenkt ihm einen wütend funkelnden Blick aus ihren schönen, grau-blauen Augen. Stopp. 'Schöne Augen'? Er muss sich ein Schädeltrauma zugezogen haben. Doch bevor er das weiter durchdenken kann, legt sie los. Und bei allen Göttern, wie sie loslegt! Diese Menge an gossentauglichen Flüchen hat er das letzte Mal bei einer Schlägerei in einer irischen Hafenkneipe Anno 1820 gehört.
    „Wie bescheuert kann ein Haufen Kerle eigentlich sein? Schon mal was von GPS gehört? Kleiner Tipp. Schau mal in dem Ersatzrad nach. Und wenn du schon dabei bist, kannst du mir auch gleich meinen Funkunterbrecher aus dem Griff des Zigarettenanzünders zurückgeben. Das kann echt nicht wahr sein, dass ihr so gottverdammt nachlässig seid! Und ihr wollt eine frisch gewandelte Unsterbliche beschützen?“ Langsam aber sicher kommt er sich wie ein Goldfisch auf dem Trockenen vor. Jedes Mal wenn er den Mund öffnet um etwas zu sagen, dreht sie erneut auf und legt die perfekte Zickenshow einer wirklich wütenden Südländerin hin. Inklusive wild fuchtelnder Hände und bunt unterlegt mit saftigen griechischen Flüchen. Irgendwann klappt er einfach den Mund zu und beobachtet nur noch, wie sie vor ihm mit wiegenden Hüften, unverschämt gut nach Sandelholz duftend, schimpfend auf und ab marschiert. Verdammt, das Gör hat Temperament! Ihre dunkelbraunen Locken umtanzen sie wild hüpfend, als sie sich plötzlich ruckartig zu ihm umdreht, um ihm ihren Zeigefinger in die Brust zu bohren.
    „Und jetzt will ich sofort zu Ariane gebracht werden! Wenn ich mir vorstelle, was ihr mit dem armen Mädchen schon für Schindluder getrieben habt, wird mir ganz schlecht! Selbstverständlich wird sie vorerst ein gemeinsames Zimmer mit mir beziehen, damit ich ihr jederzeit hilfreich zur Seite stehen kann.“ Wenigstens hat ihre Tirade sie soweit von ihm abgelenkt, dass er sich wieder einigermaßen fassen konnte. So gelingt es ihm seine steinerne Maske der ruhigen Gelassenheit aufzusetzen, ohne ihr einen Blick in sein brodelndes Innerstes zu gewähren.
    „Ariane ta'Rosenthal befindet sich nicht hier.“
    „Wie bitte?“ Ein Blick kälter als Eis bohrt sich in seine Augen. Sein Mundwinkel zuckt einen Hauch nach oben. „Sie nix hier, capice?“ Innerlich grinsend sieht er wie diesmal ihr der Mund auf- und zuklappt, bevor sie mit schmalen Augen wie eine wütende Kobra zu zischen beginnt.
    „Du wagst es, mich zu belügen?“ Mit einer leicht angedeuteten Verbeugung legt er die rechte Hand auf sein Herz.
    „Wie könnte ich? Schließlich bist du die Abgesandte des Hohen Rates und somit sakrosankt. Ich würde deinen Status nie durch eine plumpe Lüge verletzen.“ Durch eine elegante Verdrehung der Tatsachen aber auf jeden Fall!
    „Wo. Ist. Sie?“ Bedauernd hebt er die massigen Schultern. „Das kann ich dir leider nicht sagen. Ich ging davon aus, dass mein Herr sich mit ihr in der Klinik aufhalten wollte.“ Was ja auch der ursprüngliche Plan war. Jetzt geht er von was ganz anderem aus. Aber das wird er dem Gör nicht auf die Nase binden.
    „Verarschen kann ich mich prima alleine! Du glaubst doch nicht, dass ich nur eine Sekunde dieses Possenspiel mit der Statistin geglaubt habe!“ Nun ja, da sie drei Tage gebraucht hat, um in Berlin aufzuschlagen, geht er doch mal ganz stark davon aus, dass es doch ein wenig länger als eine Sekunde gedauert haben dürfte, bis ihr aufgefallen ist, dass da was nicht stimmt.
    „Welches Possenspiel meinst du?“ Es laufen ja genau genommen mindestens drei von denen er weiß. Oh, oh! Wenn ihre Augen noch schmaler werden, kann sie mit ihrem blauen Laserblick Briefmarken aus einem Holzblock schneiden.
    „Wenn du nicht willst, dass ich auf der Stelle meinen Vater informiere, solltest du dafür sorgen, dass ich umgehend zu ihr gebracht werde!“
    „Es tut mir sehr leid, aber mein Herr ist nicht verpflichtet, mich oder den Rat über seine Pläne bezüglich seiner Freizeitgestaltung zu informieren. Wahrscheinlich wollen sie sich erst noch ein wenig besser kennenlernen und machen eine Art Hochzeitsreise.“
    „Ruf ihn an!“ Indigniert hebt er eine Augenbraue.
    „Wie bitte?“
    „Du hast mich schon verstanden! Ruf. Ihn. Sofort. An!“ Lässig greift er in die linke Vordertasche seiner eng sitzenden, schwarzen
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