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Drachenblut 01 - Die Väter

Drachenblut 01 - Die Väter

Titel: Drachenblut 01 - Die Väter
Autoren: Thomas Herzberg
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dass du mir soeben bedingungslose
Treue bis in den Tod geschworen hast.«
    »Und
darüber hinaus - wie kann ich Euch dienen, Sire?« Siegfried nahm eine gerade
Haltung ein, in der er den Grafen um gut eineinhalb Köpfe überragte. Er hatte
die mächtige Statur seines Vaters geerbt. Selbst ältere Ritter gingen ihm aus
dem Wege, wenn er sich in freien Momenten auf dem Burghof umtat.
    »Du
wirst einen Drachen töten und damit den letzten Teil eines Fluches
zunichtemachen«, der Graf wirkte plötzlich bei weitem nicht mehr so gelassen,
wie zuvor.
    »Einen
Drachen, Sire?«, mimte Siegfried den Erstaunten, »wo finde ich ihn und was hat
es auf sich mit diesem Untier?«
    »Du
weißt sicher von der Prophezeiung?«
    »Natürlich,
Herr!«
    »Du
wirst das Monster töten, welches ansonsten mir selbst eines Tages das Leben rauben
wird.«
    Siegfried
schluckte trocken. »Dann soll es so sein, Sire.«
    »Wenn
Du zurückkehrst, tapferer Recke, dann wird dir mein Dank, aber auch
unbeschreiblicher Wohlstand sicher sein - du hast mein Wort darauf.
     Nachdem
Siegfried noch einige Instruktionen und einen prall gefüllten Geldbeutel
erhalten hatte, verabschiedete ihn der Graf. Er ließ keinen Zweifel daran, dass
nur ein Erfolg der Mission akzeptabel sei.
     
    Am
nächsten Morgen war Siegfried sehr früh auf den Beinen. Er instruierte seinen
Knappen Gunther, den er erst am Tage zuvor kennengelernt hatte, die Pferde
gründlich zu zäumen. Der folgende Besuch beim Schmied brachte eine weitere
Überraschung für den jungen Ritter: Der bärtige Handwerker überreichte ihm ein
kunstvoll geschmiedetes Schwert, wie er es zuvor noch nicht erblickt hatte.
    »Die
Klinge ist so hart, dass Ihr selbst einen beindicken Stamm damit zu
durchschlagen imstande wäret«, versicherte ihm der Handwerksmann eifrig.
    »Und
ich hoffe, dass es auch einem Drachen den Kopf vom Rumpf zu trennen vermag«,
antwortete ihm Siegfried nachdenklich.
    »Ganz
sicher, Herr - ganz sicher ...!«
    Kurz
darauf öffnete man dem jungen Ritter und seinem Knappen die Zugbrücke. Sorglos
spornten sie ihre Rösser an. Schon wenig später hatten sie die Burg bereits aus
den Augen verloren.
    Ob sie
jemals zurückkehren würden? Es war mehr als nur ungewiss ...

Kapitel 6: Blut ist dicker als Wasser
     
    Die
Zugbrücke hatte sich noch nicht einmal ganz hinter den beiden Reitern
geschlossen, als Edward, der Sohn des Grafen, ungeduldig vor seinen Vater trat.
    »Vater!
In welcher Mission verlässt Siegfried die Burg so plötzlich?«, erkundigte er
sich mürrisch.
    »Warum
sorgst du dich Junge? Ist es nicht das, worum du mich seit Jahren ersuchst?«,
erwiderte der Graf, ebenso gereizt.
    »Verzeiht
mein rüdes Auftreten, verehrter Vater. Aber niemand wollte mir etwas sagen -
nicht einmal, wohin sie aufgebrochen sind.«
    »Was
daran liegt, dass keiner etwas darüber weiß - und so soll es auch bleiben.«
    Wortlose
Blicke folgten. Edward wollte sich schon widerwillig entfernen, als der Graf
erneut ansetzte - nun deutlich gütiger: »Edward. Du bist mein einziger Sohn,
und wenn Gott es will, dann wird die gesamte Grafschaft einmal dir
unterstehen.« Jetzt befahl der Graf seinem Spross, sich zu setzen.
    Ein
langer Monolog folgte, in dem der Graf ihm alles erzählte, was sich seit dem
Tage der Hexenverbrennung zugetragen hatte. Auch die Ereignisse vor der Hütte
des Köhlers beschrieb er umfangreich, womit auch Siegfrieds Herkunft und seine
Aufgabe schnell erklärt waren. Als der Graf schloss, da blickten sich die
beiden erneut einige Momente nachdenklich an.
    Endlich
fand Edward die Sprache wieder: »Vater, was wird mit Siegfried geschehen -
vorausgesetzt er hat seine Aufgabe erfüllt?«
    »Kehrt
er zurück und hat dem Drachen das Leben geraubt, so werde ich ihm das Lehen
seines Vaters übereignen. Er soll dort, fernab der Burg, sein Dasein fristen«,
begann der Graf flüsternd. »Sollte er jedoch zurückkehren und der Drache ist
noch am Leben, so wird Siegfried noch am gleichen Tage seinen eigenen Kopf
verlieren.«
    Edward
lächelte zufrieden. Die Entschlossenheit in den Augen seines Vaters verriet
ihm, dass dieser nicht einen Moment zögern würde, das Gesagte in die Tat
umzusetzen.
     
    Nachdem
sein Sohn den Saal fröhlich pfeifend verlassen hatte, ließ der Graf nach seinem
ersten Ritter rufen. Nur wenige Augenblicke vergingen, bis der pflichtbewusste
Henry vor seinem Herren niederkniete, um diesen seiner Dienste zu versichern:
»Was kann ich für Euch tun, Sire?«
    »Henry,
mein treuer Freund
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