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Drachenblut 01 - Die Väter

Drachenblut 01 - Die Väter

Titel: Drachenblut 01 - Die Väter
Autoren: Thomas Herzberg
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er unschwer
erkannte, von mehreren Schlachtrössern stammte.
    Der
junge Graf Mordal, sein Lehnsherr, kam herangaloppiert. Begleitet von zweien
seiner Ritter, die volle Rüstung trugen. Auch eine Frau folgte ihnen, was
unpassend erschien, denn im Kampfe dürfte dieses Weib sicher wenig von Nutzen
sein.
    Der
Köhler fiel auf die Knie, ohne dabei auf den Säugling zu achten, der
unmittelbar vor ihm im Schlamm landete und hemmungslos zu weinen begann.
    »Graf
Mordal, was verschafft mir die Ehre Eures Besuches?«
    »Köhler!
Du bist nichts als ein nutzloser Barbar und kannst dich glücklich schätzen,
dass ich dir dein armseliges Leben lasse. Wie lange warte ich nun schon auf die
Pacht für das Lehen?«
    »Die
Zeiten sind hart, Herr. Gesetzlose streifen zuhauf durch die Wälder. Es reicht
nicht einmal für uns selbst.«
    »Deine
Geschichten will ich nicht hören! Gib mir das Kind, welches du gerade seinem
Schicksal als Schweinefutter überlassen wolltest«, schrie der Graf noch
ungehaltener als zuvor.
    Nur
einen kurzen Moment später nahm er dann den Säugling aus den zitternden Händen
des Köhlers und reichte ihn sofort an die seltsame Frau weiter. »Amme, von nun
an bist du für das Wohl dieses Knaben verantwortlich. Mach deine Sache gut«,
wies er sie mit strengem Blick an. Die Frau nahm das nackte, rosige Kind,
hüllte es in eine warme Decke und hielt es direkt an ihre Brust. Augenblicklich
begann der Säugling gierig zu trinken. Deutlich war zu spüren, wie mit der
Milch auch Lebensenergie in seinen winzigen Körper floss.
    Noch
ehe der Köhler sich versah, da wandten sich seine Besucher und galoppierten,
ohne ein weiteres Wort zu verlieren, davon. Lediglich der Graf blickte kurz
zurück und warf dem völlig verdutzten Köhler einen Lederbeutel vor die Füße.
Der Gesichtsausdruck des Grafen wirkte seltsam - ängstlich ... aber auch
dankbar.
    Als der
Köhler den Beutel aus dem Schlamm fischte und öffnete, da konnte er sein Glück
kaum fassen. Dreißig Silberstücke füllten das grobe Leder. Ein unerwarteter
Reichtum, der sie Jahre würde ernähren können. Er konnte es nicht fassen. Womit
hatte ausgerechnet er das verdient? Jedes seiner Kinder hätte er für nur einen
Bruchteil dieses Geldes verkauft. Er würde in die Hütte laufen und seinem
völlig verdutzten Weib den Beutel vor die Füße werfen. Sie würde vor Schreck
und Glück erstarren. Die Zeiten der Armut ... vorbei nun!
    Der
Köhler war bereits fast an der Hütte angelangt, als in ihm ein weiterer
ekelerregender Plan reifte. Er hatte schon lange genug von seinem trüben
Dasein. Genug von den Kindern - seinem Weib - dem Leben als Leibeigener. Was
sollte ihn davon abhalten einfach ins Haus zu gehen, seine Familie zu töten und
mit seinem neuen Reichtum in die nahegelegene Stadt aufzubrechen? Das Geld
würde, für ihn allein, auch zehn Jahre ausreichen. Wer wusste denn, ob er
überhaupt noch so lange zu leben hätte. Im letzten Jahr war er an einer
Erkältung fast gestorben. Sein Kopf war damals so heiß, dass sein Weib bereits
damit begonnen hatte, seine Kleider an die Söhne zu verteilen. In dieser Zeit
konnte jeder einfache Schnupfen ein qualvolles Ende bedeuten.
    Er sah
sich schon in den Gasthäusern der Stadt saufen und an jedem Abend mit zwei oder
drei der Huren in seine Kammer verschwinden. So stellte er sich den Rest
seiner Tage vor!
    Weib
und Kinder am Leben zu belassen - das wäre nicht gerecht. Sie würden ohnehin
verhungern.

Kapitel 2: Tief im Wald
     
    Das
Feuer prasselte unnatürlich stark, in schillernden Farben, um den schweren,
gusseisernen Kessel anzuheizen. Die Hand voll dünner Zweige hätte, zumindest
unter normalen Voraussetzungen, niemals ausgereicht, um solche Flammen zu
entfachen. Die alte Frau gab ein paar zappelnde Würmer in das Gebräu und nahm
mit einem zufriedenen Lächeln zur Kenntnis, dass diese weiteren Zutaten
offensichtlich Wirkung zeigten. Auch aus dem Kessel schlugen nun bläuliche
Flammen hervor. Deutlich waren jetzt auch Bilder über der brodelnden Masse zu
erkennen, die immer klarer wurden. Die Alte kicherte auf grausame, diabolische
Weise, dass jedem Beobachter augenblicklich das Blut in den Adern gefroren
wäre.
     
    Wer
war diese Alte? Nach außen hin eine klapprige, fast zerbrechliche wirkende Frau, der niemand
etwas Böses zugetraut hätte. Ein ahnungsloser Wanderer wäre ihr im Wald
vermutlich beim Tragen ihres Feuerholzes behilflich gewesen. Seine
Freundlichkeit hätte dieser zweifellos mit seinem Leben
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