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Drachenblut 01 - Die Väter

Drachenblut 01 - Die Väter

Titel: Drachenblut 01 - Die Väter
Autoren: Thomas Herzberg
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war.
    »Siegfried!«,
schrie Edward aus sicherer Entfernung, »entweder du wirfst deine Waffen von dir
oder ich werde diese Frau augenblicklich enthaupten.« Er sah die Spitze eines
langen Dolches, die sich bereits in Lucys Kehle zu bohren schien. Was sollte
er tun? Er war in der Lage sie alle zu töten, daran bestand kaum ein
Zweifel. Aber was würde aus seinem geliebten Weib - was aus Gunther und Jacob?
Ein Handeln, ohne dabei ihr Leben zu riskieren, war unmöglich. Er schaute
Richtung Wald. Flucht? Neue Pläne schmieden, um seine Gefährten, sein
Weib zu befreien? Er war kein Mann, der sich einer Auseinandersetzung entzog.
    »Lass
dein Schwert fallen - sofort!«, rief einer der Ritter, die sich inzwischen rund
um ihn herum gesammelt hatten. »Lass es fallen oder der Graf wird alle töten.«
     
    Siegfried
rüttelte an den schweren Ketten, um festzustellen, dass sie nicht nachgeben
wollten. Auch wenn er es gerne verhindert hätte, so konnte er seine Tränen
nicht zügeln. Wie dumm war er nur gewesen? Wäre er allein zur Burg
geritten, dann lägen jetzt vermutlich drei Dutzend Ritter im Staub und wären
auf dem Weg zu ihren Ahnen. Stattdessen hing er nun in diesem Kerker und konnte
nur der Dinge harren, die ihn erwarteten. Seine verletzliche Stelle war sein
Weib, waren Gunther und Jacob, die man, nachdem er seine Schwerter von sich
geworfen hatte, wie Vieh in die Burg getrieben hatte. Was half es ihm, wenn
er sich befreien konnte? Würde er Lucy finden? Könnte die Flucht mit einem Kind
und einem einbeinigen Knappen gelingen?
    Jetzt
vernahm er schwere Schritte vor seinem Verlies und hörte, wie jemand den Riegel
der Tür öffnete. Edward trat ein - erneut begleitet von diesem mächtigen Ritter
und einer Frau, die Siegfried seltsam bekannt vorkam.
    »Bruder«,
begann Edward böse grinsend, »dich in einer solchen Situation vorzufinden,
macht mein Herz schwer.« Lachend schaute er zu dem Ritter, um dessen Bestätigung
zu erhaschen. »Wie konnte dir nur eine solche Ungerechtigkeit widerfahren, wo
du doch so ein Held bist, um den sich bereits Sagen ranken.«
    Siegfried
sammelte seine Spucke und spie sie Edward in hohem Bogen entgegen. »Binde mich
los und ich werde dich und deinen lächerlichen Bewacher wie Würmer zertreten!«
    Der
Ritter quittierte die Frechheit mit einem kraftvollen Fausthieb, der Siegfried
in den Ketten zum Wanken brachte.
    »Lass
es gut sein, Veit. Der Narr bekommt seine gerechte Strafe. Er will dich doch nur
provozieren, damit er es so schnell wie möglich hinter sich hat«, beruhigte
Edward seinen Ritter mit sanfter Stimme.
    »Ja
Herr.«
    »Willst
du mir etwa sagen, dass man dich zum Grafen gemacht - ausgerechnet dich?«,
erkundigte sich Siegfried, sichtlich verwirrt.
    »Du
hast zwar den Drachen getötet, aber meinen Vater hast du damit nicht gerettet«,
platzte es aus Edward hervor. »Er wurde trotzdem von dem Untier aufgefressen -
von innen - ganz langsam.«
    »Und
jetzt willst du dich an mir dafür rächen? Ich habe meinen Auftrag erfüllt. Was
also willst du von mir?«
    »Du
wirst sterben, lieber Bruder. Aber nicht durch ein Schwert oder Flammen, die
dir ein schnelles Ende schenken. Du sollst am Kreuze langsam und qualvoll
verenden, so wie mein Vater es musste.«
    Siegfried
schaute nacheinander in die Gesichter. Edward lächelte zufrieden, dieser Veit
war nichts als ein Speichellecker, der seinem Herren am Ende auch die Füße
geküsst hätte - aber wer war diese Frau? Und warum kam sie ihm so bekannt vor?
Er ignorierte Edwards Reden und schaute der Alten direkt in die Augen. »Wer
bist du?«
    Bis
jetzt hatte die Frau kein einziges Wort von sich gegeben, machte nun jedoch
Anstalten, den immer noch polternden Grafen zu unterbrechen: »Du kennst meine
Schwester«, begann sie unheilvoll, »du hast dich zu ihrem Werkzeug machen
lassen und am Ende sogar ihren Tod erlebt.«
    Jetzt
wurde Siegfried einiges klar. Insbesondere warum ihm die Alte so bekannt
vorkam.
    »Und
was tust du hier, Höllenweib?«
    »Ich
diene dem jungen Grafen als Beraterin. Von deiner Ankunft wusste ich bereits,
bevor du deinen Aufbruch plantest, du Narr.«
    »Es
ist beschlossen«, drängte sich nun wieder Edward dazwischen. »In drei Tagen,
bei Vollmond, werden wir dich und deine Gefährten ans Kreuz binden. Vorher
werde ich dein Weib schänden lassen, bis ihr das Blut an den Beinen
hinabläuft!«
     
    Kurz
darauf war Siegfried wieder allein in seinem Verlies. Seine trüben Gedanken
überholten sich gegenseitig. Er hatte
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