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Drachenblut 01 - Die Väter

Drachenblut 01 - Die Väter

Titel: Drachenblut 01 - Die Väter
Autoren: Thomas Herzberg
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wie möglich zu lächeln.
    »Man
nennt mich Kate. Aber diesen Namen habe ich mir selbst gegeben«, begann die
Kleine zögerlich. »Ich bin aus dem Waisenhaus geflohen.« Dann zog sie die Ärmel
ihrer schäbigen Jacke hoch.
    Siegfried
bot sich ein erschreckender Anblick. Die dünnen Arme waren grün und blau
geschlagen.
    »Wer
hat das getan?« Jetzt setze er sich neben das Mädchen und legte ihr sanft eine
Hand auf die Schulter.
    »Master
Frederick war es! Im letzten Monat hat er drei Jungen getötet, nur weil sie
Essen gestohlen haben. Einer davon war mein Bruder.« Nun begann sie hemmungslos
zu weinen und lehnte sich an Siegfrieds Schulter.
    »Dieser
Master Frederick soll mir in die Finger geraten!«
    Gunther
unterbrach die beiden. Er kehrte mit einem großen Teller zurück und stellte
diesen auf das Bett. Kate schaute Siegfried hilfesuchend an. Dieser nickte nur
stumm.
    Als das
Mädchen am Ende sogar noch den Teller ableckte, staunten die beiden Männer
nicht schlecht. Sie schien hungrig gewesen zu sein - sehr hungrig!
    Kate
schaute erneut auf und lächelte: »Sire - von nun an gehöre ich Euch. Ihr hättet
mein Leben nehmen können aber habt es dennoch nicht getan«, wieder liefen die
Tränen, »... auch wenn es am Ende vielleicht besser so gewesen wäre.«
    »Liebes
Kind ... dein Leben ist jung und ich werde es nicht leichtfertig opfern.
Trotzdem haben wir eine Aufgabe zu erfüllen - dabei wärst du uns bestenfalls im
Wege«, antwortete ihr Siegfried freundlich.
    »Aufgabe?«
    »In
diesen Landen treibt ein Drache sein Unwesen - ein übler Vertreter seiner Art.
Es ist unsere Bestimmung ihn zu töten.«
    »Sharok!
Ihr meint Sharok«, platzte es aus Kate hervor.
    Siegfried
und Gunther schauten sich verwundert an. Sie waren nun drei Tage unterwegs und
hatten auf ihrem Wege jeden Wanderer nach dem Drachen gefragt. Bisher hatten
sie von keinem auch nur den geringsten Hinweis erhalten. Nun saß hier dieses
junge, ahnungslose Geschöpf vor ihnen und ausgerechnet sie schien diesen
Drachen zu kennen. Das wäre ein seltsamer, aber willkommener Zufall.
    »Du
kennst diesen Drachen?«, erkundigte sich diesmal Gunther und konnte seine
Verwunderung darüber kaum verbergen.
    »Natürlich
kenne ich ihn - und ich weiß auch, wo Ihr ihn finden werdet. Meine Eltern erzählten
uns Schauermärchen über Sharok, wenn wir unartig waren oder nicht ins Bett
wollten.«
    »Erzähl
uns alles, was du weißt!«, forderte Siegfried sie ungeduldig auf.
    Kate
plapperte und plapperte. Die beiden Männer unterbrachen sie nur selten, denn
dieses Kind erschien ihnen wie entfesselt.

Kapitel 8: Ein Wechselbalg
     
    Lange
Zeit zuvor:
    Dunkel
und verstaubt lag der Burgsaal in völliger Stille. Der alte Graf Mordal saß
zusammengesunken auf seinem Thron. Kriege, Krankheiten und nicht zuletzt die
vielen vergangenen Jahre hatten ihren Tribut gefordert. An regnerischen Tagen
wie diesem, waren die Schmerzen seiner Gicht kaum auszuhalten. Letzte Spuren
von Lebensfreude und Güte hatte der Tod seiner Frau ihm genommen. Im
zurückliegenden Sommer hatte Gott sie zu sich gerufen und es verging kein Tag,
an dem er sich nicht wünschte, ihr so schnell wie möglich zu folgen. Sein Weib
war es, die auch Menschlichkeit und Frohsinn in den harten Regierungsalltag zu
bringen vermochte. Wie viele Hinrichtungen hatte sie im letzten Moment zu
verhindern gewusst und ihn, den Grafen, oft genug seiner Versäumnisse
gescholten. Selbst ihr Gezeter vermisse er an jedem einzelnen Tag.
    Der
Diener des Grafen trat ein und riss diesen jäh aus seinen trüben Gedanken.
    »Sire,
ich muss mit Euch reden«, begann er demütig.
    »Was
ist Parcival?«, entgegnete der Graf barsch, »und sag mir nicht, dass es wieder
etwas mit meinem Sohn zu tun hat - diesem nichtsnutzigen Trottel!«
    »Entschuldigt
Sire. Aber so ist es - leider.«
    »Was
hat er jetzt wieder angestellt?«, schrie der Graf ungehalten, »wäre mein Weib
doch nur unfruchtbar geblieben!«
    »Master
Mortimer hat einer Magd eines ihrer Ohren abgeschnitten. Und das nur, weil sie
ihm kaltes Essen brachte.«
    Der
Graf schäumte vor Wut. Sein Sohn hatte ihm schon in den letzten Jahren nichts
als Sorgen bereitet. Mortimer war jähzornig, brutal und reagierte stets, selbst
auf Kleinigkeiten, völlig unverhältnismäßig. Er schlug seine Lehrer, beleidigte
sogar verdiente Ritter und versäumte auch ansonsten keine Gelegenheit, den Grafen
zu kompromittieren.
    »Parcival,
bring mir Mortimer. Sofort!« Die Stimme des Grafen überschlug
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