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Drachenblut 01 - Die Väter

Drachenblut 01 - Die Väter

Titel: Drachenblut 01 - Die Väter
Autoren: Thomas Herzberg
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drohend in die
Höhe. Jedem war klar, dass dieses fette Scheusal nun sein Leben aushauchen
würde.
    Siegfried
hatte finale Schwerthiebe oft genug geübt und sollte einen solchen, nun zum
ersten Mal in der Praxis ausführen. Das mächtige Schwert fand seinen Weg in den
Körper des Dicken, leicht unterhalb des Bauchnabels und trat erst zwischen den
Schulterblättern wieder aus. Blut schoss aus dem Mund des Sterbenden. Für einen
weiteren Atemzug blieb ihm keine Zeit mehr.

Kapitel 10: Ein neuer Graf
     
    In
seiner Kammer angekommen, verschwendete Mortimer keine Zeit mit Grübeleien.
Sein Vater war nichts als ein alter Narr, den die vielen Jahre immer blinder
gemacht hatten. Lieber würde er sterben, als auch nur einen Tag in diesem
Kloster zu verbringen. Gerade jetzt, wo er erst vor kurzem die Freuden der
körperlichen Lust erfahren hatte. Ausgerechnet in diesem Moment sollte er diese
Genüsse einem heuchlerischen Zölibat opfern. Das würde er zu verhindern wissen,
so viel stand fest.
    Diese
dumme Magd hatte sich ihm verweigert. Gebissen hatte sie ihn sogar, als er
seine Hand unter ihre Schürze schob. Danach hatte er sie auf sein Bett
geworfen, um grob in sie einzudringen. Dieses törichte Weib hatte wie am Spieß
geschrien und es doch tatsächlich geschafft, ihm einen Tritt in seine edelsten
Teile zu verpassen. Dass er diese Tat nicht ungestraft auf sich sitzen lassen
konnte, war wohl nachvollziehbar. Nachdem er ihr das Ohr abgeschnitten hatte,
trat er ihr noch so heftig in den Unterleib, dass sie die Freuden eigener
Kinder sicher nie würde genießen können.
    Nun
rückte Mortimer eine schwere Kommode von der Wand, hinter der sich ein schmaler
Gang auftat. Für einen schlanken Mann bot sich hier ausreichend Platz. Er kroch
in die Öffnung hinein und keuchte vor Schmerzen. Der Tritt, den ihm die Magd
verpasst hatte, dürfte ihn ohne Frage noch einige Tage schmerzhaft begleiten.
Kaum war Mortimer in dem schmalen Gang verschwunden, da sah man ihn auch schon,
mit dem Haupte voran, wieder hinauskommen. Erneut vorzog er schmerzverzerrt das
Gesicht und rappelte sich auf. In der Hand hielt er eine kleine Schatulle, die
mit erhabenen Schriftzeichen verziert war. Vorsichtig öffnete er den Deckel und
holte eine winzige Ampulle hervor. Der zähflüssige Inhalt schillerte in der
untergehenden Sonne. Man hätte kaum den Boden eines Bechers damit bedecken
können. Trotzdem reichte selbst diese geringe Menge dazu aus, mindestens zehn
erwachsenen Männern einen schmerzhaften Tod zu bescheren.
    Niemand
wusste von diesem Gang, den Mortimer erst vor einigen Monden in einer alten
Chronik der Burg entdeckt hatte. Dass dieser auch zum Schlafgemach seines
Vaters führte, war ihm damals völlig gleichgültig gewesen. Heute jedoch sollte
sich dieser Umstand als ausgesprochen nützlich erweisen. Vermutlich hatte einer
der vorangegangenen Burgherren diesen steinernen Pfad genutzt, um seiner Magd
einen nächtlichen Besuch abzustatten. Heute würde Mortimer seinen Vater mit
einem Ebensolchen erfreuen. Der Anlass dieses Besuches allerdings sollte nicht
besonders erfreulich sein.
    Erneut
hielt er die winzige Flasche gegen das Licht und betrachtete nachdenklich deren
Inhalt. Jetzt huschte ein Lächeln über sein Gesicht, das an Boshaftigkeit nicht
zu übertreffen war.
    Sein
Vater hatte viele Rituale und bestand kleinlich auf die Einhaltung eben dieser.
Sein Diener hatte ihm an jedem Abend einen Becher frisches Quellwasser auf den
Nachttisch zu stellen. Nach dem Erwachen trank der Graf das erquickende Nass in
einem Zug aus. Er nannte es einen Quell des Lebens. Dass ihn ausgerechnet diese
morgendliche Erfrischung, am folgenden Tage bereits, zu seinen Ahnen schicken
würde, war mehr als nur makaber.
     
    Der
nächste Tag erwachte, und obwohl es früher Morgen war, wärmte die Sonne
Mortimer, der reglos auf seinem Bett lag. Schon bald würde er laute, aufgeregte
Schreie aus dem gegenüberliegenden Gang der Burg hören. Man weckte den Grafen
in der Regel sehr zeitig, denn dieser pflegte seine Regierungsgeschäfte gerne
schon bei einem ausgedehnten Frühstück. Seit dem Tod seiner Mutter hatte
Mortimer oft genug das Gefühl, dass sein Vater kaum noch Schlaf benötigte.
Stattdessen lieber die ganze Burg mit seinen seltsamen Ritualen in Atem hielt.
    Es
verging nur kurze Zeit bis Mortimer seine Vermutung bestätigt fand. Deutlich
konnte er Parcivals Stimme erkennen: »Oh Gott ... Oh Gott. Der Graf - er ist
tot. Oh Gott!«
    Zwei
Atemzüge später flog
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