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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen
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vor allem dann, wenn es um ihn ging. Er öffnete ein Auge.
    Ivy klatschte in die Hände. »Ooh! Er lebt ja! Er kann sich erinnern!«
    »Das ist nicht unbedingt gesagt…« warnte Hugo vorsichtig, und sein Verstand erwies sich stärker als sein Gefühl.
    »Ist es doch!« beharrte sie. »Muß es! Laß es logisch werden, Hugo!«
    Wieder bemühte Hugo seinen Intellekt. Wenn Ivy es ihm befahl, konnte er einige ziemlich unmögliche Dinge vollbringen. »Na ja, da er der Spaltendrache ist und schon seit Jahrhunderten mitten im Vergessenszauber lebt, der über der Spalte hängt, sind wir bisher immer davon ausgegangen, daß er wenigstens immun dagegen ist. Möglicherweise ist er aber sogar völlig immun. In diesem Fall…«
    »Au ja, das muß es sein! Dann vergißt er also doch nicht!« Sie musterte den Drachen.
    »Aber er ist schrecklich verwundet, Hugo! Er blutet und so. Wir müssen ihm helfen!«
    Hugo wußte, daß sie im Augenblick überhaupt nichts tun konnten. Er blickte sich um – und erspähte den Spaltendrachen.
    Den was? Hugo kniff kurz die Augen zusammen.
    Dann erblickte er neben dem ausgewachsenen Drachen die Gorgone.
    »Mutter!« rief er und winkte ihr heftig zu.
    Aus der Ferne machte die Gorgone ihm ein vertrautes Zeichen. »Bedeck die Augen«, sagte Hugo zu Ivy. »Und du auch, Stanley. Nicht hinschauen. Mutter ist unterwegs. Sie wird schon alles richten.«
    Gehorsam wandte Ivy das Gesicht ab und schloß die Augen, während Stanley das Bewußtsein verlor. Er war ein zäher kleiner Drache, aber er war auch schlimm verwundet.
    Sie warteten eine Weile, bis sie etwas hörten, was sich wie zu Boden prasselnde Kieselsteine anhörte. »Mutter blickt die Zappler an«, erklärte Hugo. »Sie werden zu Stein verwandelt!«
    Es war auch ein gewaltiges Stampfen zu hören. »Wie kann der Spaltendrache so groß sein – und so klein?« fragte Hugo und fand selbst die Antwort darauf. »Es muß noch einen zweiten Spaltendrachen geben.«
    »Eine Drachendame«, sagte Ivy mit weiblicher Intuition.
    Das Prasseln verstummte. »Jetzt könnt ihr wieder schauen«, sagte die Gorgone. »Ich bin verschleiert.« Ivy öffnete die Augen. Gorgone und Drachin kamen gerade über die Großfruchtrampe.
    Die Gorgone drehte sich kurz um und winkte dem Kreis der Verteidiger zu. »Ich habe eine Bresche geschlagen!« rief sie.
    Eine weitere Gestalt löste sich aus dem Kreis, eine Zentaurin mit einer Reiterin. Ivy wußte schon, wer das war.
    Die Gorgone erreichte sie und nahm Hugo auf. »Wenn du dich noch mal so verläufst«, sagte sie streng, »dann zeige ich dir mal mein Gesicht!« Dann küßte sie ihn durch den Schleier. »Oh, was siehst du plötzlich gut aus! Was ist mit dir passiert?«
    »Och, Mami, es hat aber ganz viel Spaß gemacht!« protestierte Hugo. »Aber jetzt müssen wir Stanley helfen.«
    »Wem?«
    »Stanley Dampfer«, erklärte Ivy und zeigte auf den kleinen Drachen. »Er hat Xanth gerettet – aber er ist verwundet.«
    »Ach so, ja, natürlich.« Doch die Gorgone wich zur Seite, während die große Drachin auf Stanley zukam, ihn beschnüffelte, das riesige Maul aufsperrte und ihn vom Nest hob, um ihn auf dem Boden abzusetzen.
    »Aber der Vergessensstrudel…« wandte Ivy ein.
    »Sie ist auch immun dagegen«, versicherte die Gorgone.
    Eine monströse Gestalt glitt vom Himmel herab auf sie zu: der größte Vogel, den Ivy je gesehen hatte. Er schwebte kurz auf der Stelle, dann flog er davon. Eine einzelne Feder schwebte zu Boden.
    »Danke, Simurgh!« rief die Gorgone. Sie nahm die Feder auf, hielt inne und blickte Ivy an. »Es ist besser, wenn du das machst, Ivy«, sagte sie. »Er ist dein Freund, und da wird es leichter funktionieren.« Sie reichte ihr die Feder.
    Ivy musterte die Feder. Am Himmel war sie ihr sehr klein erschienen, doch in Wirklichkeit war sie so groß wie Ivy selbst, aber federleicht.
    »Was tun?«
    »Stanley berühren.«
    »Oh.« Ivy berührte die Nasenspitze des kleinen Drachen mit der Feder. »So?« fragte sie unsicher.
    »Wo immer es ihm weh tut, Liebes.«
    »Oh.« Ivy strich mit der Feder über Stanleys Halswunde – die sofort heilte. »Oh!« rief sie entzückt. Nun bestrich sie jedes der Wurmlöcher, und schon bald war der Drache wieder hergestellt und konnte erneut den Kopf heben. »Oh!« rief sie ein drittes Mal und umarmte ihn freudig.
    »Hugo, wie hast du gutes Obst hervorgezaubert?« fragte die Gorgone ihren Sohn, obwohl ihr Verhalten anzeigte, daß sie die Antwort schon ungefähr zu kennen schien. So waren
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