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Down

Down

Titel: Down
Autoren: Nate Southard
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Situation näher.
    Neben sich entdeckte sie Jens ausgestreckt daliegenden Körper. Selbst in der Bewusstlosigkeit zeichneten sich Schmerzen auf dem Gesicht der Frau ab. Ihre Haut glänzte vor Schweiß, der Mund war grotesk verzerrt.
    Bevor sie Jen genauer untersuchen konnte, näherte sich das Monster. Es hielt etwas in einer seiner Klauen, das nach einem Oberschenkelknochen aussah, dessen Ende sich wie ein Dolch zuspitzte. Das Biest trampelte zielstrebig über die Lichtung und die drei Leichen in derern Mitte. Als ihr bewusst wurde, dass es zu ihr wollte, füllte ein Schrei ihren Brustkorb aus und plärrte aus ihrer Kehle. Es kam immer näher und hob den geschärften Knochen über den Schädel. Sie versuchte wegzukrabbeln, doch ihre Beine fühlten sich langsam und schwach an, als sie damit gegen den Boden trat. Innerhalb von Sekunden thronte das Monster über ihr, und das Entsetzen strich als warmer Lufthauch durch ihre taube Kehle.
    Die Realität stand für einen Moment still, trügerisch ruhig wie im Augenblick zwischen dem Verlöschen der Flamme an der Zündschnur und der anschließenden Explosion einer Stange Dynamit. Dann stach die Bestie mit dem Oberschenkelknochen zu. Der Knochen durchbohrte Shannons Schenkel und drang tief unter die Haut. Ein neuer Schrei brach aus ihr hervor, als sich der Knochen in die Erde bohrte und dort stecken blieb. Ihr Bein brannte über die gesamte Länge wie Feuer. Das Monster hatte sie festgenagelt. Heilige Scheiße, es hatte sie am Boden festgenagelt!
    Shannon packte den Knochenspeer mit beiden Händen und konnte mit dem Brüllen gar nicht mehr aufhören. Die Folter, die sie jagte, ließ nichts anderes zu. Ein krampfartiges Schluchzen übernahm das Kommando und sie beugte sich zitternd vor. Sie wurde zu sehr von Schmerzen durchgeschüttelt, um das Bein still zu halten. Schließlich konnte sie vor lauter Erschöpfung nichts anderes tun, als zu atmen. Sie blieb mit geschlossenen Augen sitzen und krallte ihre Hände um den Knochen, der sie daran hinderte, sich zu bewegen. Erst, als sie das drückende Schweigen vernahm, öffnete sie die Augen wieder.
    Sie starrten sie an. Greg, Dani und die Kreatur beobachteten sie. Ihre Gesichter waren leer, frei von Ausdruck. Sie ließ den Blick schweifen und konzentrierte sich dann ganz auf Greg. Möglicherweise erkannte er sie wieder und kam wieder zu sich. Falls es so war, ließ er es sich nicht anmerken. Sein Starren war an Monotonie kaum zu überbieten.
    »Fickt euch!« Die Worte schmeckten wie Asche auf ihrer Zunge. Sie spuckte sie aus, dann noch einmal: »Fickt euch doch alle!«
    Einer nach dem anderen wandte sich ab, als ob ihre Anwesenheit gänzlich unwichtig war. Wut brodelte in ihrem Bauch. Sie fühlte sich wie ein Insekt unter Glas, nichts weiter als eine Kuriosität. Ihre Finger drückten den Knochen, der sie festhielt, und sie glaubte, dass in ihren Händen ausreichend Zorn lag, um ihn zu pulverisieren.
    »Ihr Dreckschweine! Dafür werde ich euch alle umbringen. Seht mich gefälligst an! «
    Aber das verweigerten sie. Stattdessen näherten sie sich den Bäumen rings um die Lichtung und vergruben ihre schwarzen Klauen in den Stämmen. Shannon blickte sich um und sah, dass inzwischen die meisten Bäume mit Symbolen versehen waren, ähnlich denen in der Nähe der Senke. Sie betrachtete die kryptischen Zeichen und dann das Leichentrio. Als sie sich an die Knochen und Fetzen in der Senke erinnerte, fiel ein weiteres Puzzlestück an seinen Platz. Ein ziemlich großes Stück sogar. Sie spürte, wie sie der Mut verließ.
    Ein Stöhnen an ihrer Seite riss sie aus den Gedanken. Jens Augen öffneten sich flatternd. Ein Ausdruck von Überraschung lag darin, gefolgt von Panik. Bevor sie sich bewegen oder schreien konnte, presste Shannon ihr eine Hand auf den Mund. Jen wollte sie wegschieben, aber Shannon blieb unerbittlich. Der Blick der Gitarristin begegnete ihrem und beruhigt nahm sie zur Kenntnis, dass ein Erkennen darin lag. Mühsam beherrscht schüttelte sie den Kopf. Sie versuchte sich einzureden, dass das Schweigen ihre Sicherheit garantierte. In Wahrheit befürchtete sie, bei einer neuerlichen Schreiattacke endgültig die Fassung zu verlieren. Außerdem brauchte sie Ruhe, um nachdenken zu können.
    Sie hielt den Atem an und hörte nichts als das Kratzen von Klauen auf weichem, kerngesundem Holz. Es jagte ihr Angst ein, weil es den Eindruck von Teamwork und zielgerichtetem Vorgehen erweckte. Wenn sie die drei Leichen hinzunahm und die
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