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Down

Down

Titel: Down
Autoren: Nate Southard
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wie eine Drohung, die er nicht ignorieren konnte. Erst als ihm langsam dämmerte, dass Jen nicht hier war, dass sich keine Spur von ihr entdecken ließ, kam er wieder zu sich.
    Du lieber Gott. Jen und Shannon waren beide verschwunden. Es war nicht auszuschließen, dass Greg zurückkam, um ihn zu holen, aber herumsitzen und geduldig darauf zu warten kam für ihn nicht infrage. Er kletterte schwerfällig aus dem zerstörten Flugzeugrumpf und durchforstete seinen Geist nach einer Idee, was er als Nächstes tun sollte. Als er den fallen gelassenen Speer sah, schnappte er ihn sich und hielt ihn gut fest.
    In welche Richtung mochten sie gegangen sein? Nirgends war ein Anhaltspunkt zu finden. Nichts schien sich verändert zu haben. Es herrschte das gleiche Durcheinander wie schon seit über 24 Stunden. Nichts als Trümmer und Chaos. Nur das Feuer war neu hinzugekommen, aber aus ihm ließ sich keine Spur ablesen. Seit dem Absturz hatte er sich nicht mehr so verloren gefühlt. Er vermutete, dass das Papier des vergilbten Notizbuchs, das für seine geistige To-Do-Liste herhalten musste, irgendwo brannte.
    Die ersten Tränen stiegen ihm in die Augen, bevor er ihre Ankunft bemerkte. Sein Gesicht rötete sich vor lauter Hitze und sie kullerten seine Wangen herunter, als das erste Schluchzen in seiner Kehle gluckste. Der zweite Schluchzer schien ihn in der Mitte spalten zu wollen. Der Alte. Marie. Die Frequency Brothers. Shannon. Einen nach dem anderen hatte er sie im Stich gelassen. Er hatte als Sohn und als Bruder versagt, als Manager, als Freund und Beschützer. Etwas floss aus ihm heraus und ihm wurde klar, dass es das letzte Quäntchen Kraft gewesen war, der letzte Rest an Willenskraft, den er noch besessen hatte.
    Er wollte nicht mehr weiterleben, konnte den Gedanken nicht ertragen, um etwas so Grundsätzliches wie sein Überleben kämpfen zu müssen. Dieser Gedanke wog zu schwer und er konnte ihn nicht über Wasser halten. Er ging mit ihm unter, fiel zu Boden und schrie in den Staub, versuchte, all seine Erschöpfung, seine Wut und seine Nutzlosigkeit in einem einzigen, gequälten Laut zu bündeln. Als das nicht genügte, hämmerte er mit den Fäusten in den Dreck. Etwas in seinem Geist ermahnte ihn, dass er sich wie ein ungezogenes Kind aufführte, doch den Rest von ihm kümmerte das nicht. Das Monster sollte ruhig aus dem Wald gestampft kommen und ihn vernichten. Er verdiente es.
    Ein Ruf schnitt durch die Nacht, erfüllt von Schmerz und Entsetzen, und zog sofort seine Aufmerksamkeit auf sich. Er erstarb und erhob sich von Neuem. Potter konzentrierte sich darauf, aus welcher Richtung er kam. Sein Atem rasselte. Der Ruf ertönte wieder und legte einen Schalter in seinem Inneren um. Sein Mund verwandelte sich in eine grimmige Linie der Entschlossenheit. Erneut streckte er die Hand nach dem Speer aus und krampfte seine Faust fest um ihn. Er durfte sich jetzt nicht unterkriegen lassen. Jen und Shannon brauchten ihn. Ohne einen weiteren Gedanken stellte er sich auf seine unsicheren Beine und lief mit großen Schritten der Dunkelheit entgegen – wild entschlossen zu tun, was immer zu tun war.
    Shannon kroch aus dem schwarzen Nebel der Bewusstlosigkeit hervor, einen Moment, bevor Greg sie von seiner Schulter auf den Boden knallte. Der Aufprall dimmte die Lichter in ihrem Kopf und sie befürchtete, dass sie wieder ausgehen würden. Sie kniff die Augen zusammen und spannte jeden Muskel an, den sie finden konnte. Das schien irgendwie zu helfen. Ihre Benommenheit verschwand und sie hob den Kopf vom Boden, um mitzubekommen, was vor sich ging.
    Zuerst registrierte sie die drei Gestalten. Ohne den Schein des Feuers brauchte sie ein wenig, um die beiden Piloten wiederzuerkennen. Einen Augenblick später erkannte sie Curtis, dessen Körper schlaff an den beiden anderen lehnte. Sein T-Shirt war vollständig durchnässt und er hatte ein Loch im Bauch. Greg hatte ihr berichtet, wie das Monster den Körper seines Freundes von einem Stück gezacktem Metallschrott heruntergerissen hatte. Nun hatte sie den Beweis vor Augen.
    In ihr glühte immer noch ein Rest von Zuneigung für Greg, doch sie konnte ihm nicht verzeihen, dass er sie angegriffen hatte, oder verdrängen, dass er gerade wie ein wütender Gorilla über die Lichtung stakste und die glänzenden, schwarzen Klauen, die einmal seine Hände gewesen waren, fast bis auf den Boden baumelten. Das Puzzle setzte sich schneller und schneller zusammen, brachte sie der Wahrheit ihrer momentanen
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