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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe
Autoren: Christine Feher
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verrät sein Interesse, er speist sie nicht mit hilflosen Plattitüden ab, wie sie sie tausendfach gehört hat, sagt nicht, die Zeit würde alle Wunden heilen oder dass Thore in ihrem Herzen weiterlebe. Falk ist einfach für sie da.
    Die Tür geht auf, Johannes tritt ein und erschrickt, als er die beiden sieht, dann grinst er.
    »Hier seid ihr«, bemerkt er. »Falk, du wurdest schon vermisst! Kommt doch wieder rüber, die Tanzfläche ist voll und auf dem Buffet gibt es auch noch was.« Er dreht sich um und geht, ohne die Tür wieder zu schließen, die plötzlich eindringende laute Musik erschreckt Luna, sie will
nicht feiern gehen, es tut ihr so gut, mit Falk hier zu sitzen, auch wenn drüben jetzt einer der Songs läuft, die sie vor Thores Tod gemocht hat. Falk, denkt sie, Falk. Sie hat sich schon lange nicht mehr vorgestellt, wie es sein könnte, einen Freund zu haben. Keine Frau kommt an ihn ran, hat Sarah gesagt, aber Luna fühlt sich ihm nah, ganz nah. Wenn Sarah inzwischen weg ist, ist es auch egal.
    Falk steht abrupt auf, streicht sein Hemd glatt und strafft seinen Körper.
    »Es ist jetzt auch genug«, sagt er. »Tanzen wir?«
    Luna folgt ihm zögernd, die plötzliche Schärfe in seiner Stimme verwirrt sie. Vielleicht habe ich seine Geduld zu lange missbraucht, denkt sie; hätte nicht alles auf ihm abladen sollen. Warum hat er nicht gezeigt, dass es ihn nervt?
    »Es tut mir leid«, sagt sie leise. »Ich … gehe dann wohl jetzt besser. Danke für alles, Falk.«
    Falk bleibt stehen und dreht sich so plötzlich zu ihr um, dass sie beinahe gegen seine Brust stolpert. »Unsinn«, erwidert er und legt seinen Arm um ihre Schultern, es fühlt sich gut an, fest und warm, mit der ganzen linken Seite lehnt sie jetzt an seiner rechten. »Du bleibst, das ist doch klar. Ich will mit dir tanzen.« Ohne ihre Antwort abzuwarten, schiebt er sie durch den schmalen Flur, sofort werden sie von anderen Partygästen umringt.
    »Hey, Falk!«, dröhnt jemand dicht hinter ihnen. »Ist das deine Neue? Willst du sie uns nicht vorstellen?«
    Falk verdreht die Augen. Ein Mädchen wirft Luna einen Blick zu, den sie nicht deuten kann, eine Mischung aus Bewunderung, Neid und Ablehnung, Luna kennt sich damit nicht aus, sie war nie die Sorte, der andere gern die Augen auskratzen würden. Am allerwenigsten wegen eines Jungen. Auch Sarah ist plötzlich da.
    »Luna!«, ruft sie, »wo hast du die ganze Zeit gesteckt?
Ich wollte dir …« Dann entdeckt sie Falk, blickt zwischen beiden hin und her, bricht mitten im Satz ab, ihre Augen weiten sich. Luna lächelt. Falk hat gesagt, er wolle mit ihr tanzen. Keine Frau kommt an ihn ran. Mit Luna will er tanzen.
    Irgendjemand drückt ihr eine Bierflasche in die Hand, eisgekühlt, einen Bier-Lemon-Mix, den mag sie gern, an Falks Seite ist sie plötzlich mitten im Geschehen, die ganze Meute drängt zur Musik hin, endlich spielen sie die neuesten Charts, die kennt Luna wenigstens, endlich kehrt das Leben in sie zurück, vielleicht ist es doch nicht so schwer, neue Freunde zu finden. Als Erstsemester neu in Berlin. Andere würden sie beneiden.
    In dem Gewühl lässt Falk sie plötzlich los, irgendjemand brüllt »Tanzt du?« in Lunas Ohr, schon beginnt sie im Takt der Musik auf den Füßen zu wippen, noch ehe sie ganz auf der Tanzfläche angekommen ist. Erst jetzt nimmt sie den Raum richtig wahr, auch die anderen Gäste, auf einmal wird sie von vielen angelacht, als gehöre sie einfach dazu. Den Jungen mit dem umgedrehten Sweater sieht sie nicht mehr, vielleicht ist er schon gegangen. Falk erscheint wieder dicht neben ihr.
    Einer von Lunas Lieblingssongs beginnt, ein Junge tanzt sie an und lacht, vielleicht ist es der, der ihr ins Ohr gebrüllt hat, Luna lächelt zurück. Falk schiebt sich zwischen sie beide, sodass er den Jungen mit seinem Körper verdeckt, ergreift ihre Hand, seine Gesichtszüge sind angespannt, er versucht, ihr Tanzschritte vorzumachen, die er mühelos beherrscht. Luna begreift nicht gleich, aber sie bemüht sich. Niemand war jemals so sehr für sie da wie Falk den ganzen Abend. Nur seinetwegen fühlt sie sich so wohl auf dieser Party, wie sie es nie für möglich gehalten hätte.
    »Nicht so«, sagt er und zeigt es ihr noch einmal, führt
sie, wieder dieses sichere Gefühl in seinem Arm. Luna merkt, dass es nicht hierher passt, etwas Gelerntes zu tanzen, aber sein Tanz wirkt nicht verkrampft oder zu sehr bemüht, er bewegt sich, als wäre er mit diesen Tanzschritten geboren, auch seine
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