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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe
Autoren: Christine Feher
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Zähne zu putzen und ihr Gesicht zu waschen. Sie würde gern duschen, hat aber Angst, durch das Rauschen des Wassers die Nachbarn zu wecken. Sie findet ihren Pyjama wieder, zieht sich im Bad um und löscht das Licht im Zimmer, ehe sie auf ihr Hochbett klettert und sich hinlegt. Beim Einschlafen hört sie, wie Falk den Motor startet und langsam zurück in die Nacht fährt.

    Am nächsten Morgen wird Luna vom Klingeln ihres Handys geweckt. Es klingt, als stünde Sarah auf einer Baustelle, Luna versteht kaum, was Sarah gegen den Lärm um sich herum anzubrüllen versucht. Luna selbst ist verwirrt, ihre linke Schläfe pocht; auch als sie die Hand dagegen presst, wird es kaum besser. Während sie versucht, Sarah zuzuhören, blickt sie sich im Zimmer um, das jetzt, bei Tageslicht, ganz anders wirkt als gestern Abend noch, unaufgeräumter, kahler. Heute Abend
will Falk sie abholen! Luna schlägt ihre Decke zurück und springt aus dem Bett.
    »Was sagst du?«, fragt sie bestimmt schon zum dritten Mal hintereinander, jetzt scheint sich Sarah endlich eine ruhige Ecke zum Telefonieren zu suchen. Ihre Stimme dringt klar durch den Hörer, Luna hört sie sogar atmen.
    »Wie du das bei Falk geschafft hast, möchte ich wissen«, keucht sie. »Luna, ihr beide wart das Gesprächsthema des Abends! Du scheinst es ja wirklich draufzuhaben, die Typen um den Finger zu wickeln, alle Achtung! Kommst hier nach Berlin und angelst dir gleich …«
    »Sarah«, unterbricht Luna sie. Die Kopfschmerzen werden schlimmer, sie kann jetzt nicht lange telefonieren. Im Bad könnte eine Kopfschmerztablette sein, irgendwo in ihrem Kulturbeutel, ihre Mutter hat ihr noch eine Reiseapotheke mitgegeben, nur das Nötigste für den Anfang, Pflaster und Verbände, Schmerzmittel, etwas gegen Erkältungen. So ein Umzug ist anstrengend, da kann man sich in einem unachtsamen Moment schon mal verletzen oder das Immunsystem macht den Stress nicht mit. Besser, man ist gewappnet. Mit einer Hand noch immer das Telefon haltend, durchwühlt sie ihr Waschzeug. »Ich habe Falk nicht um den Finger gewickelt. Das war mehr Zufall, er hat gemerkt, dass ich nicht so gut drauf war und hat nachgefragt. So sind wir ins Gespräch gekommen und haben ein bisschen die Zeit vergessen. Tut mit leid, dass ich mich so lange nicht bei dir habe blicken lassen.«
    »Hat er dich wirklich nach Hause gefahren?«
    »Sorry, ich hätte dich fragen sollen, ob du mitfahren willst, ich weiß. Ich war nur …«
    »Du hast dich verliebt«, stellt Sarah fest. »Gib’s zu.«
    »Verliebt?«, wiederholt Luna nachdenklich, klemmt das Telefon zwischen Schulter und Wange, geht in die Küche und packt die Kiste mit dem restlichen Geschirr aus. Ganz
unten liegt die Kaffeemaschine, die sie von einer Nachbarin ihrer Eltern bekommen hat, einer älteren Frau. Die Maschine ist noch fast neu, sogar ein paar Kaffeepads liegen im Karton, die Nachbarin kann mit dem neumodischen Crema-Zeugs nichts anfangen, sie schwört auf ihren guten alten Filterkaffee. Luna will einfach nur wach werden und die Kopfschmerzen besiegen, mit welchem Kaffee, ist ihr egal. Ihr ist schwindlig. Mit einer Hand bekommt sie die Maschine nicht aus der Kiste, sie holt zuerst Tassen und Gläser heraus, alles in Zeitungspapier gewickelt, sie will jetzt nicht mehr telefonieren. Kaffee trinken will sie und duschen, endlich duschen, danach an die frische Luft und einen Bäcker finden, zwei Brötchen kosten nicht viel, etwas Butter und Käse dazu, ein Glas Marmelade, das bekommt sie locker hin. Den ersten Morgen in Berlin in den Griff kriegen. Alles dafür vorbereiten, dass Falk nachher kommt.
    »Ich weiß nicht, ob ich schon verliebt bin«, sagt sie schließlich. »Wir hatten einen schönen Abend zusammen und bestimmt waren da auch Schmetterlinge im Bauch, aber wenn so viele Mädchen auf ihn stehen … ich steiger mich da lieber nicht rein, weißt du.«
    »Wie seid ihr verblieben?«, bohrt Sarah nach. »Will er dich wiedersehen?«
    Luna antwortet nicht gleich. Alles erscheint ihr so unwirklich, die Party gestern, Falk, das lange, intensive Gespräch mit ihm, die Autofahrt nach Hause, die Nähe zwischen ihnen vor ihrer Tür. Das ist nicht wirklich passiert, denkt sie, es muss ein Traum gewesen sein. Er hat so gut ausgesehen, war so warmherzig. Und doch … Luna erinnert sich noch genau an den Duft in seinem Haar und seinem Hemd, als sie sich im Auto geküsst haben, sie geht zum Fenster und schiebt die Gardine, die der Vormieter hat hängen lassen, ein
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