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Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)

Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)

Titel: Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)
Autoren: Nancy Salchow
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mittlerweile steht nicht mehr die attraktive Frau vor mir, die ich damals in der Apotheke kennengelernt habe.“
    „Ich verstehe nicht, was du meinst, Alexander. Willst du mir ernsthaft sagen, dass ich zu dünn bin?“ Anfangs war es mir noch gelungen, meine Tränen zurückzuhalten. „Ich bin nicht Victoria Beckham. Ich trage einfach nur Größe 38. Damit würde ich bei manchen Schlankheitsfanatikern sogar noch als gut bestückt gelten.“
    „Es ist mir egal, welche Kleidergröße auf deinem Etikett steht. Alles, was zählt, ist das, was ich sehe oder besser gesagt: das, was meine Hände fühlen. Und das hat schon vor einer Weile aufgehört, mich zu faszinieren. Du bist dürr geworden, Romy. Dürr und gewissermaßen ausdruckslos.“
    Die Worte dürr und ausdruckslos waren es dann, die das Fass zum Überlaufen brachten.
    „Ausdruckslos? Was soll das heißen? Bist du der Meinung, dass ich mit meinen Pfunden auch meine Persönlichkeit verloren habe? Ich dachte, gerade meine inneren Werte waren es, die du immer so an mir geschätzt hast. Und was haben die mit meinen Pfunden zu tun?“
    „Das stimmt ja auch. Aber ich habe immer gedacht, dass du eine von den Frauen bist, die mit sich und ihrem Aussehen im Reinen sind, egal was die gängigen Schönheitsideale sagen. Außerdem vermisse ich die Pölsterchen an den Hüften, das weiche Kinn. Das ganze Drumherum eben.“
    „Das, was du weiches Kinn nennst, nennen andere Doppelkinn, Alexander.“ Ich wurde lauter. „ Doppelkinn , verstehst du?“
    „Und genau das war gewissermaßen das i-Tüpfelchen, als ich mich damals in dich verliebt habe. Ein Bonus sozusagen, als ich darüber nachdachte, ob das etwas werden könnte mit uns.“
    „Ein Bonus für mein Doppelkinn?“
    „Das war kein Doppelkinn, Romy. Das war ein weiches Kinn. Weich – so wie alles an dir.“
    „Hör auf, es ständig weiches Kinn zu nennen!“
    „Wie auch immer du es nennen willst, ich habe es geliebt. Aber seitdem du so abgenommen hast, bist du nicht mehr dieselbe. Auch der Sex ist …“
    „Ist was?“
    „Na ja, eben nicht mehr derselbe.“
    Ich dachte an den Abend vor drei Wochen, als ich mich das erste Mal bei Tageslicht vor ihm ausgezogen hatte. Wie begehrenswert ich mich in seinen Armen gefühlt hatte und wie demütigend jetzt die Vorstellung war, dass er mich vermutlich schon damals als unattraktiv empfunden hatte.
    „Ich kann nicht glauben, dass du diese Dinge sagst, Alexander. Ich dachte, du freust dich, dass ich jetzt auch optisch viel besser zu dir passe. Stattdessen wirfst du mir vor, dass ich nicht mehr die übergewichtige Frau von damals bin.“
    „Was soll das heißen, dass du optisch besser zu mir passt? Nur weil ich schlank bin, bedeutet das doch noch lange nicht, dass ich dasselbe auch von meiner Partnerin erwarte.“
    „Es geht doch gar nicht darum, ob jemand schlank ist oder nicht, sondern darum, ob man sich wohlfühlt. Und ich fühle mich wohl, Alexander. Zum ersten Mal überhaupt.“
    „Es tut mir leid, Romy. Ich will dir nicht wehtun. Es ist einfach nur die Wahrheit. Und ich finde, wir sollten ehrlich zueinander sein.“
    (Ich will dir nicht wehtun? Werden die Männer jemals begreifen, dass kein Satz mehr wehtut als „Ich will dir nicht wehtun?“)
    „Und was soll das heißen?“, fragte ich. „Dass du dich nicht mehr von mir angezogen fühlst? Dass es vorbei ist, wenn ich nicht wieder zunehme?“
    „Ich weiß nicht, was es heißt. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Es geht mir auch gar nicht so sehr um die Konsequenzen, sondern einfach darum, dass du weißt, wie ich darüber denke.“
    Das waren seine letzten Worte. Nicht weil er das Gespräch beendete, sondern weil ich nicht in der Lage war, ihm länger zuzuhören. In Tränen aufgelöst hatte ich seine Wohnung ohne ein weiteres Wort verlassen, um von da an jeden seiner Anrufe zu ignorieren.
    Seitdem herrscht Funkstille. Nicht weil ich mich bewusst von ihm abschotte, sondern weil ich nicht den blassesten Schimmer habe, was ich sagen oder wie es weitergehen soll. Wie soll ich ihm jemals wieder nahe kommen, wenn ich bei jeder Berührung daran denke, dass er mich nicht mehr begehrenswert findet? Viel zu lange hatte es gedauert, bis ich mich an den Gedanken gewöhnt hatte, dass jemand wie er ernsthaftes Interesse an mir haben und mich auch körperlich anziehend finden könnte. Und jetzt? Jetzt ist all das sorgsam aufgebaute Selbstbewusstsein mit einem Schlag auf Null.
    Mein Handy blinkt. Ich erwarte eine weitere
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