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Doppelbelichtung

Titel: Doppelbelichtung
Autoren: Judith McNaught
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paar Stunden Zeit mit, damit ich die Nadel Ihrer Hand anpassen kann.« Er berührte ihre arthritischen Finger und fügte mitfühlend hinzu: »Arthritis ist wirklich ein Fluch, ich leide selbst darunter. Aber es gibt Mittel und Wege, sie zu überlisten.«
    Als er sich wieder entfernte, blickte ihm Mrs. Bradley so bewundernd nach, als wäre er eine Art Ritter in schimmernder Rüstung. Langsam wandte sie sich wieder Rose zu. »Mein Enkel Spencer befindet sich auf einer Party in der Nähe. Ich habe ihn gebeten, mich gegen elf Uhr von hier abzuholen. Sie brauchen also Ihre anderen Gäste nicht zu vernachlässigen, nur um mir Gesellschaft zu leisten.«
    Rose überzeugte sich mit einem prüfenden Blick in die Runde davon, daß sie nirgendwo gebraucht wurde, und setzte sich neben Mrs. Bradley. »Ich möchte mich lieber mit Ihnen unterhalten. Für Henrys Haken werden Sie besonders dickes Garn brauchen. Ich wollte Diana das Häkeln beibringen und zeigte ihr die Abbildung eines Platzdeckchens in der Hoffnung, damit ihr Interesse zu wecken. Aber bei der Vorstellung, schlichte Rechtecke zu häkeln, rümpfte sie nur die Nase. Statt dessen schlug sie vor, die Platzdeckchen in Form von Äpfeln, Zitronen oder Erdbeeren anzufertigen, und entwarf sofort entsprechende Skizzen. Sie fielen ebenso einfach wie faszinierend aus. Es müßte Ihnen Spaß machen, sie nachzuarbeiten.«
    »Diana?« fragte Mrs. Bradley nachdenklich. »Sie meinen doch nicht die kleine Diana Foster?«
    Grandma nickte stolz. »Doch, genau die meine ich. Sie hat eine entschieden künstlerische Ader - eigentlich beide Mädchen. Diana malt und zeichnet mit Kohle. Und Corey ist von der Fotografie begeistert. Zu ihrem vierzehnten Geburtstag hat ihr Robert eine Dunkelkammer einrichten lassen.«
    Mrs. Bradley beugte sich vor, folgte Roses Blick und lächelte, als sie die beiden Mädchen erspähte. »Ich fürchte, Sie sind nicht zu beneiden, wenn die Jungen die beiden erst einmal entdecken«, schmunzelte sie.
    Völlig ahnungslos, daß sie beobachtet wurden, verfolgten Diana und Corey das Geschehen in der Nähe der Desserttische. Außer ihnen nahmen keine weiteren Teenager an der Party teil, und so waren sie zum größten Teil sich selbst überlassen. Auf Bitten ihres Vaters fungierte Corey als »Zufallsfotografin«, die sich unauffällig unter den Gästen bewegte und versuchte, die Stimmung einzufangen.
    >>Wollen wir nicht ins Haus gehen?« fragte Diana. »Wir könnten uns einen Film ansehen.«
    Corey nickte. »Sobald ich diesen Film voll habe. Es sind nur noch wenige Fotos darauf.« Sie sah sich nach Gesichtern um, die sie noch nicht fotografiert hatte, und bemerkte, daß sie ihre Familienmitglieder ein wenig vernachlässigt hatte. »Da drüben sitzt Grandma«, sagte sie und setzte sich in Bewegung. »Laß uns eine Aufnahme von ihr ...« Der Rest des Satzes blieb ihr im Hals stecken, als ein hochgewachsener junger Mann in weißem Dinnerjacket plötzlich über den Rasen geschlendert kam. »Wow«, hauchte sie fast ehrfürchtig und umklammerte Dianas Handgelenk. »Wer ist denn das? Der junge Mann, der da gerade Grandma vorgestellt wird«, setzte sie erklärend hinzu.
    Diana folgte ihrem Blick. »Das ist Spencer Addison, Mistress Bradleys Enkel. Und wenn er nicht auf der SMU ist, wohnt er bei ihr.« Sie zermarterte sich den Kopf nach weiteren Informationen, die sie im Laufe der Jahre gehört hatte. »Er hat irgendwo eine Mutter und eine sehr viel ältere Halbschwester, steht aber kaum in Kontakt mit ihnen. Warte mal! Jetzt weiß ich wieder, warum er bei seiner Großmutter lebt. Seine Mutter wechselte häufig die Ehemänner, daher hielt es Mistress Bradley vor langer Zeit für besser, ihn zu sich zu nehmen. Er ist neunzehn oder zwanzig, genauer weiß ich es nicht.« Corey hatte sich bisher nicht besonders für Jungen interessiert und empfand fast so etwas wie Verachtung für alle Mädchen, die hinter Jungen her waren. Jungen waren eben Jungen, nicht mehr und nicht weniger. Bis jetzt.
    Lachend fragte Diana: »Willst du ihn kennenlernen?«
    »Noch lieber würde ich ihn heiraten.«
    »Zunächst mußt du ihn kennenlernen«, erklärte Diana mit für sie typischer Sachlichkeit. »Dann kannst du ihm einen Antrag machen. Komm schon, bevor er wieder geht ...«
    Hastig griff sie nach Coreys Hand, aber Corey entriß sie ihr in panischer Angst wieder. »Das geht nicht, nicht jetzt! Ich meine, ich will nicht einfach wie aus dem Nichts vor ihm auftauchen und seine Hand schütteln. Er muß doch
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