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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3
Autoren: Alexey Pehov
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wollte.
    »Hier ist vor gut einer Stunde jemand langgeritten.«
    »Bestimmt Bauern«, brachte Luk heraus, der auf gar keinen Fall von der Aussicht auf heißen Shaf Abschied nehmen wollte.
    »Bauern gehen zu Fuß. Und wenn sie ein Tier haben, dann nur eine alte Mähre, die ihren wackeligen Karren zieht.« Ga-nor sprang wieder in den Sattel und wendete sein Pferd. »Hier sind aber viele Tiere langgekommen. Wir reiten wieder in den Wald. Schlagen wir uns durch ihn zu den Blinden Bergen. Wenn alles gut geht, müssten wir sie in ein paar Tagen erreichen.«
    Nur vereitelte da Hufgetrappel ihren Plan.
    Aus der Richtung, aus der auch sie gekommen waren, näherten sich über die Straße Pferde. Um sie herum erstreckten sich nur Felder, die der Regen in die reinste Sumpflandschaft verwandelt hatte. Ihre Tiere würden darin keine zwanzig Yard weit kommen. In der Zeit wären die Verfolger längst heran. Und wenn es unter ihnen Armbrustschützen gäbe, würde die Sache übel enden.
    Deshalb traf Ga-nor die einzig mögliche Entscheidung: Mit Ugs Namen auf den Lippen sprengte er die Straße hinunter. Luk zögerte nur eine Sekunde, ehe er ihm folgte.
    Links und rechts von ihnen flog Schlamm auf, sodass Tiere wie Reiter schon bald mit Dreck bespritzt waren. Der Regen schlug ihnen in die Augen. Ihre Finger krallten sich derart um die Zügel, dass sie binnen Kurzem ertaubten. Luk schmiegte sich gegen die streng riechende Mähne seines Pferdes und versuchte, nicht hinter Ga-nor zurückzubleiben. Dieser Ritt erinnerte ihn an die missglückte Flucht aus Alsgara, an jenen Tag, als Rowan die Stadt mit seinen Katapulten angegriffen hatte.
    Irgendwann verengte sich die Straße, zog sich auch nicht länger schnurgerade hin, sondern wand sich in ein Tal hinein, das zwischen zwei kleineren Hügeln mit Lehmhängen lag. Selbst bei Sonnenschein wäre es nicht gerade einfach gewesen, diese Anhöhen zu erklimmen, bei dem Regen aber konnte erst recht keine Rede davon sein. Verzweifelt preschten sie weiter und hielten nach einer Stelle Ausschau, an der sie die Straße verlassen konnten.
    Der Regen nahm immer stärker zu, ja, er ging allmählich sogar in Schneeregen über. Die Tiere, durch den Ritt erhitzt, schüttelten unzufrieden die Köpfe. Sie waren bereits müde und fingen an zu straucheln.
    Endlich sahen sie weit vor sich über den kahlen Wipfeln einzelner Espen graublauen Rauch und einen Glockenturm.
    »Ins Dorf!«, schrie Ga-nor.
    »Was, wenn da Feinde lauern?«
    »Schlimmer kann’s jetzt auch nicht mehr kommen! Siehst du den Wald hinterm Dorf? Wenn wir den erreichen, sind wir in Sicherheit.«
    Während sie die Straße hinunterjagten, betete Luk inständig zu Meloth, dass die Pferde sie nicht im Stich ließen. Schon erreichten sie den kleinen Friedhof, auf dem Birken wuchsen und der eine windschiefe hölzerne Einfriedung hatte. Dahinter stand ein moosbewachsener Kahler Stein – und ein grober, klotziger Galgen, an dem einige Leichen hingen. Luk sah ihn in dem Augenblick, als ein Bolzen durch den Regen schoss und in den Hals von Ga-nors Pferd einschlug.
    Ga-nor gelang es, geschickt über die Schulter abzurollen. Er landete neben dem Galgen. Luk, der in solchen Situationen eine schnelle Auffassungsgabe zeigte, zügelte sein Pferd, sprang aus dem Sattel, stolperte, fiel, rollte ebenfalls ab – und entkam damit einem weiteren Bolzen. Wie eine Schlange kriechend, arbeitete er sich zu Ga-nor vor.
    »Da platzt doch die Kröte!«, knurrte er.
    »Halt den Kopf unten!«
    Sie lagen unter einem kümmerlichen Strauch am Straßenrand.
    »Nabatorer!«, flüsterte Luk. »Und jede Menge Tote.«
    Die Leichen am Galgen, bereits blau angelaufen und von den Aasgeiern benagt, schwankten sanft hin und her. Der Kleidung nach zu urteilen, handelte es sich um Bauern.
    Im Unterschied zu Luk, der ein Gebet murmelte, achtete Ga-nor nicht auf die Toten, sondern suchte fieberhaft nach einem Versteck. Bis zum Friedhof würden sie es nicht schaffen, das waren hundert Yard über offenes Gelände. Da wäre ein Wunder nötig, um ihn zu erreichen, ohne sich einen Bolzen in den Rücken einzufangen. Das Dorf schied auch aus – denn hinter den Heuballen am Straßenrand lauerten ebenjene Schützen, die sie beschossen.
    Obwohl Luk eine nur kaum merkliche Bewegung machte, pfiff sofort der nächste Bolzen durch die Luft, der ihn beinahe am Kopf getroffen hätte. Er stieß einen Fluch aus, presste sich noch stärker in den Schlamm und schielte zu Ga-nor hinüber, der sein
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