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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3
Autoren: Alexey Pehov
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jedem Hof nach ihm suchen?«
    »Er ist im Tempel.«
    »Klar, jetzt muss er beten«, brummte Luk, wofür er sich einen leichten Stoß in den Rücken einfing.
    Durch das kleine Dorf führte nur eine einzige dreckige Straße, die von zwei Dutzend unansehnlichen Häusern gesäumt wurde. Die Gemüsegärten schützten niedrige Zäune, am Brunnen gab es einen länglichen Schwingbaum. Dann entdeckten sie noch eine einstöckige Schenke, deren Schild schon völlig verblichen war, den Tempel mit breiter Vortreppe und hölzernem Glockenturm, der so brüchig wirkte, dass er bei der nächsten Bö einzustürzen drohte, sowie hinter den Bauernhäusern eine Wassermühle.
    Jemand verlangte über die ganze Straße hinweg nach einem Hurensohn von Medikus. Rechts unter einem Strohdach, das vom Regen durchnässt war, lagen drei Tote. Der in ein Kettenhemd gewandete Priester des Meloth murmelte ein Gebet und segnete sie.
    Jemand führte die Pferde zum Schutz vor dem Regen in eines der Häuser. Am Dorfrand wurden mit verzweifelter Hast Beile geschwungen, immer wieder waren scharfe Befehle zu hören. Auf dem Glockenturm hatten sich bereits einige Bogenschützen eingerichtet. Luk war sich sicher, dass sie selbst bei diesem miesen Wetter die Umgebung gut einsehen konnten. Nachdem er den Blick hatte schweifen lassen, kam er zu dem Schluss, dass sich im Dorf etwa fünfzig Soldaten aufhielten.
    Die Tür zum Tempel stand sperrangelweit offen. In seinem Innern war es schummrig, ihn schmückten lediglich ungeschickt gemalte Darstellungen des Meloth.
    »Wir können uns das auf gar keinen Fall erlauben, Rando!«, tönte jemand mit tiefem Bass. Die Stimme gehörte jenem Giganten, den Luk und Ga-nor bereits kennengelernt hatten. Jetzt hatte der Mann seinen Helm abgenommen und sein grobes, kantiges Gesicht mit der fleischigen Nase und dem breiten Kinn voller Bartstoppeln entblößt. »Eine solche Verzögerung wäre unser Tod!«
    »Nein, weiterzureiten wäre Wahnsinn«, widersprach Rando, ebenjener junge Mann, der den Giganten vorhin begleitet hatte. »Die Pferde sind müde. Und die Männer auch. Wir brauchen mindestens einen Tag Ruhe.«
    »Aber die Nabatorer sind uns auf den Fersen.«
    Außer diesen beiden waren noch fünf weitere Männer anwesend, zwei in Rüstungen mit dem Leoparden-Emblem, die Übrigen in Kettenhemden, schweinsledernen Jacken und verdreckten Hosen. Sie alle blickten finster und ausgelaugt drein und vermochten sich kaum noch auf den Beinen zu halten.
    »Ich glaube, fürs Erste haben wir sie abgehängt«, bemerkte nun einer von ihnen.
    »Da täuschst du dich, Glum«, widersprach ihm ein schwarzbärtiger Mann mit einem Falchion am Gürtel, allem Anschein nach ein gebürtiger Morassier. »Sie werden uns nachsetzen, denn wir sind eine zu große Gefahr in ihrem Rücken. Dennoch hat Mylord Rando recht. Noch eine Stunde, und sowohl die Pferde als auch die Männer sterben vor Erschöpfung.«
    »Das tun sie bereits«, verbesserte ihn ein blonder Mann, der gerade den Tempel betrat. »Ich habe die Verwundeten in einem der Häuser unterbringen lassen. Der Medikus ist bei ihnen.«
    »Ich danke dir, Kallen. Woder, ich habe Befehl erteilt, die Straße zu versperren und das Dorf zu sichern«, setzte Mylord Rando den Giganten in Kenntnis.
    »Du bist der Kommandeur«, entgegnete Woder. Dann drehte er sich dem Eingang des Tempels zu, an dem Ga-nor und Luk warteten. »Also, wenn ihr jetzt noch mal erklären würdet, wer ihr seid.«
    »Luk, Soldat im Eisturm in der Burg der Sechs Türme.«
    Daraufhin stieß Kallen einen erstaunten Pfiff aus und kniff die Augen zusammen.
    »Ga-nor aus dem Irbisklan. Fährtenleser in der Burg der Sechs Türme.«
    »Wir haben gehört, niemand habe den Sturm auf die Burg überlebt«, sagte der Morassier.
    »Und wir haben gehört, vom Himmel fliegen Kröten«, knurrte Luk. »Wir konnten jedenfalls entkommen.«
    »Bei Altz wurde uns versichert, in den Bergen seien alle gestorben«, mischte sich nun ein hagerer, fast schon skelettöser Mann mit einer schmalen Nase und großen Segelohren ein, der bis jetzt geschwiegen hatte. Seine Kleidung wies ihn als Glimmenden aus.
    »Lassen wir das Spekulieren, Jurgon. Wir haben andere Möglichkeiten, das zu klären«, sagte Rando, um sich dann an Glum zu wenden. »Crayg soll herkommen.« Daraufhin eilte Glum zum Ausgang, während Rando fortfuhr: »Gut, nehmen wir einmal an, ich glaube euch. Aber selbst in dem Fall seid ihr lange unterwegs gewesen. Fast vier Monate. Offenbar hattet ihr keine
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